Rheinische Post Krefeld Kempen

Borussias Heimbilanz ist ausbaufähi­g

- JANNIK SORGATZ

Die Leere von San Siro mag nicht so beeindruck­end gewesen sein wie ein volles Giuseppe-Meazza-Stadion, doch die tragende Champions-League-Hymne und das hallende „Plop“bei jedem Tritt gegen den Ball blieben dennoch im Ohr. Königsklas­sen-Fußball ist in der Pandemie ein anderes Ereignis als davor. Was nicht alles los wäre im Borussia-Park, wenn vor 46.000 Zuschauern Real Madrid zu Gast wäre – aber Corona lässt die Unterschie­de zwischen Heim- und Auswärtssp­ielen schwinden.

„Als Heimmannsc­haft freust du dich auf die Fans als zwölften Mann“, sagt Matthias Ginter. Inzwischen ist Mönchengla­dbach ebenfalls ein Corona-Hotspot. Beinahe 10.000 Borussia-Fans hatten sich gefreut, weil sie eine Karte ergattert hatten für das Duell mit einer der größten Mannschaft­en derWelt.Wenige Tage später die Ernüchteru­ng, nun sind aus 300 sogar keine Fans geworden. Borussia wird daher vor einer Geisterkul­isse versuchen müssen, ihre zuletzt dürftige Heimbilanz im Europapoka­l aufzupolie­ren.

Nur einen Sieg gab es in den acht Partien seit dem 6:1 in den Playoffs gegen die Young Boys Bern vor mehr als vier Jahren. Das war das 2:1 in letzter Minute gegen die AS Rom in der vergangene­n Europa-League-Saison. Der Last-Minute-Sieg wurde aber entwertet, weil Gladbach im letzten Gruppenspi­el gegen Istanbul Basaksehir 1:2 verlor. In besonders bitterer Erinnerung blieb 2017 das 2:2 gegen den FC Schalke nach 2:0-Führung. Platzfehle­r und Handelfmet­er-Pech führten dazu.

In der Gruppenpha­se der Champions League hat Borussia immerhin schon gegen Manchester City und Juventus Turin zu Hause gepunktet, den FC Sevilla geschlagen und gegen den FC Barcelona lange an einer Sensation geschnuppe­rt. Die europäisch­e Gladbacher Neuzeit seit 2012 brachte genau acht Heim- und acht Auswärtssi­ege, in der Fremde kassierte Borussia dagegen nur sechs Niederlage­n, zu Hause schon acht. Die höchste war das 0:4 gegen den Wolfsberge­r AC.

„Trotzdem ist das hier unser Stadion. Hier kennen wir jede Ecke, fühlen uns wohl“, sagt Trainer Marco Rose über die traurigen Umstände, dass der Borussia-Park am Dienstag (21 Uhr/Sky) leer sein wird. Falls die schier himmelhohe­n Tribünen von San Siro aus Respekt doch ein wenig Ehrfurcht werden ließen, fällt dieser Faktor weg. Zudem haben die Fohlen keinen Flug in den Beinen. Sie werden am Abend rechtzeiti­g aus dem Hotel in die Kabine spazieren, und dann geht es auch schon raus auf den Rasen. Auf ihren Rasen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany