Rheinische Post Krefeld Kempen

Elvedi trifft sein Vorbild Ramos

- VON KARSTEN KELLERMANN

Nico Elvedi, der höfliche Schweizer, der seinen Job als Innenverte­idiger bei Borussia stets im Sinne des Fair Play erledigt und den Begriff „rüde“allein aus dem Duden kennt, hat ein klar definierte­s Vorbild: Sergio Ramos. Das ist, man darf es so sagen, der berühmt-berüchtigt­e Verteidige­r von Real Madrid, mithin aber eben auch einer der weltweit Besten seiner Zunft. Der nette Herr Elvedi schätzt die Arbeit des spanischen erbarmungs­losen Kollegen sehr, das sagte er schon 2017 im Interview mit unser Redaktion.

Weswegen er nun froh ist, dass ihm bei der Auslosung der Champions-League-Gruppen ein sehnlicher Wünsch erfüllt wurde. „Wenn wir mit den Jungs aus der Mannschaft über unsere Wunschgegn­er gesprochen haben, habe ich immer gesagt: Real wäre mein Traumlos. Es ist einfach der größte Klub, finde ich. Und Ramos ist schon lange meinVorbil­d. Dass ich jetzt gegen ihn spielen werde, ist klasse“, sagte Elvedi zuletzt.

Einen ersten Nah-Eindruck hatte er zuletzt schon im Nations-League-Spiel der Schweiz in Spanien. „Da hat es leider mit dem Trikottaus­ch nicht geklappt“, berichtet der Borusse. Am Dienstag (20.45 Uhr, Borussia-Park) kommt die nächste Gelegenhei­t beim Spiel in der Champions League. Ramos fehlte bei Madrids Königsklas­sen-Auftakt gegen Schachtar Donezk, Real verlor 2:3. Beim „Clásico“in Barcelona kehrte der 34 Jahre alte spanische Rekordnati­onalspiele­r zurück, Real siegte 3:1.

Elvedis Marktwert (30 Millionen Euro) liegt weit über dem des Routiniers, er ist ein aufstreben­der junger Kerl, Ramos ist im Herbst seiner Karriere. Doch die Titelsamml­ung des Spaniers, die ist kaum zu toppen: Er ist Weltmeiste­r, zweimal Europameis­ter, viermal Champions-League-Sieger, fünfmal spanischer Meister, zweimal spanischer Pokalsiege­r, viermal Super-Cup-Sieger in der Heimat und dreimal in Europa sowie U19-Europameis­ter. Ramos wird schwer zu ersetzen sein, wenn er aufhört, als Sportler und als

Typ. Möglich, dass sie bei Real schon nach einem Jungbrunne­n Ausschau halten, wahrschein­licher aber nach dem neuen Ramos suchen.

Klar, dass jeder, der gegen Real spielt, zugleich im Fokus der „Königliche­n“ist, somit auch Elvedi, der seit einiger Zeit Spanisch lernt. Er hat viele Qualitäten, er und sein Nebenmann Matthias Ginter führten in der vergangene­n Saison die drittbeste Abwehr der Bundesliga an. Eine Ramos’sche Eigenschaf­t jedoch wird Elvedi nicht aufholen können, weil er dafür nicht gemacht ist: „Ich denke aber nicht, dass ich ein totaler Hardcore-Typ werde“, sagte er mal. Ein solcher ist der Spanier fraglos.

Ramos beeindruck­t auch Borussias Trainer Marco Rose. „Ich nenne mal Sergio Ramos“, sagte Rose dem „Kicker“, als er nach Spielern in der Champions League gefragt wurde, die ihm imponieren. „Ein unglaublic­her Fußballer, ein Spielentsc­heider. Hinten verteidigt er sensatione­ll, hält den Laden zusammen und macht vorne notfalls das Siegtor selbst. Ein Leader, der sein Team extrem pushen kann und dazu noch unangenehm für jeden Gegner ist. So einen hast du gern im Team“, sagte Rose.

Borussia habe durchaus die nötige Leidensfäh­igkeit, um der Ramos’schen Härte zu begegnen. Beim Thema Austeilen indes könne sein Team beim Meister dieses Fachs noch etwas abschauen, findet Rose. Elvedi ist bereit, seinem Vorbild zu begegnen. Mit der Schweiz gab es eine 0:1-Niederlage. Dieses Mal will er siegen.

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FOTO: IMAGO Mit der Schweiz traf Nico Elvedi schon auf Sergio Ramos.

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