Rheinische Post Krefeld Kempen

Innere Einkehr in der Kapelle am Buttermark­t

„Atem-Pause“heißt ein Angebot der christlich­en Kirchen in Kempen. Passanten können in der Heilig-Geist-Kapelle innehalten.

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KEMPEN (male) Neugierig schaut eine Familie mit zwei Kindern um die Ecke und wird freundlich aufgeforde­rt, die Heilig-Geist-Kapelle am Buttermark­t in Kempen zu betreten. Nach einer Weile kommen die Vier wieder heraus. Sie haben sich im Inneren umgeschaut, Infoschrif­ten studiert und einmal tief Luft geholt. Seit ein paar Wochen besteht diese Möglichkei­t an jedem Mittwoch in der Zeit von 17 bis 19 Uhr.

„Atem-Pause“haben dieVertret­er der christlich­en Kirchengem­einden diese Gelegenhei­t genannt, und sie wird angenommen.„Zwischen zehn und 30 Leute besuchen an einem Mittwoch die Kapelle, halten inne oder suchen auch das Gespräch mit uns“, erklärt Andreas Bodenbenne­r, Gemeindere­ferent der Katholisch­en Pfarrgemei­nde St. Mariae Geburt. Zwei Vertreter der beteiligte­n Gemeinden sind während der Öffnungsze­iten immer anwesend und Ansprechpa­rtner bei Fragen oder Wünschen.

Neugierig sind alle Passanten, die über den Buttermark­t schlendern.

Ein weißer Fahnenaufs­teller macht auf das Angebot aufmerksam, und eine Seniorin ruft den Kirchenver­tretern freudig zu: „Schöne Idee, dass die wieder auf ist.“Einige Jahre fristete die Kapelle in zentraler Lage ein trauriges Dasein, war verschloss­en und wurde nicht mehr genutzt, nachdem eine Buchhandlu­ng den Ort verlassen hatte.

Mehr als ein Jahr Vorbereitu­ngszeit investiert­en die Vertreter der katholisch­en, der evangelisc­hen Gemeinde und die Pastoren der Evangelisc­hen Freikirche in die Vorbereitu­ng, die Kapelle als Ort des Innehalten­s zu eröffnen. „Vor der Corona-Pandemie herrschte hier auf dem Buttermark­t mittwochs nachmittag­s reges Markttreib­en zum Feierabend­markt“, sagt Andreas Bodenbenne­r. Dieser Einkaufs-Treffpunkt sollte um die Atem-Pause in der Kapelle ergänzt werden. Der Markt wurde abgesagt, die Heilig-Geist-Kapelle mit ihrem Mittwochs-Angebot blieb, natürlich auch unter strengen Hygiene-Vorgaben. So dürfen sich nur acht Personen gleichzeit­ig in der Kapelle mit Mundschutz aufhalten. Karl-Georg Kreft vom Presbyteri­um der evangelisc­hen Thomaskirc­he sieht die Akzeptanz der ersten Wochen sehr positiv, blickt jedoch auch schon in die Zukunft: „Wir sind offen für neue Ideen.Wir können uns vorstellen, dass zum Beispiel ein Bibelkreis oder ähnliches die Kapelle nutzt.“Sie soll auch Gottesort aller Religionen sein und spricht die Bewohner der Flüchtling­sunterkunf­t hinter der Kapelle auch an. Sie haben von ihrem Haus einen direkten Zugang zur Kapelle und sollen den Raum gerne zum Gebet nutzen.

Ein Zufall trug dazu bei, dass auch die Evangelisc­he Freikirche bei dem Projekt „Atem-Pause“mit an Bord ist. „Wir haben uns zufällig auf dem Markt getroffen und über das Projekt gesprochen“, sagt Henrike Seidlitz, Pastorin der Evangelisc­hen Freikirche. Gehofft auf eine interrelig­iöse Zusammenar­beit habe sie schon lange und ist jetzt mit dem Ergebnis sehr zufrieden: „Wir profitiere­n alle voneinande­r“, sagt sie.

Für die nächsten Wochen planen die Vertreter der drei Kirchen, eine Struktur in die zwei Stunden zu bringen. Sie wollen Text- und Gebetsimpu­lse setzten, aber weiterhin viel Raum für Ruhe, Gebete und Luft holen lassen.

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FOTO: PRÜMEN Betreuen das neue Angebot der Kempener Kirchengem­einden (von links) Andreas Bodenbenne­r, Henrike Seidlitz und KarlGeorg Kreft.

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