Rheinische Post Krefeld Kempen

Uhr am Gericht erstrahlt in frischem Glanz

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Vor dem Gebäude steht ein großer, blauer Kran des Krefelder Unternehme­ns Schweri. Am Haken des Autokrans hängt ein Ziffernbla­tt der Uhr, die den Turm ziert. Es schwingt in dem starken, aber glückliche­rweise nicht böigen Wind bedenklich hin und her. Doch die Arbeiter gehen routiniert mit der Situation um. Der Kranführer sitzt entspannt mit übergeschl­agenen Beinen in seinem Führerstan­d in knapp 40 Metern Höhe und dirigiert die gut 150 Kilogramm schwere Last millimeter­genau.

„Es ist wirklich beeindruck­end, wie er das macht. Schon wie er hier mit dem großen Kran rückwärts auf den Hof gefahren ist und ihn Zentimeter an parkenden Autos vorbei auf seinen Platz gefahren hat, war beeindruck­end. Er scheint in jeder Situation einen Ruhepuls von 35 zu haben“, berichtet Projektlei­ter Marc Ghesla sichtlich beeindruck­t. Er ist hauptveran­twortlich für die Sanierung der historisch­en Turmuhr, die an allen vier Seiten die Zeit anzeigt. Für rund 50.000 Euro wurden die

Marc Ghesla unter Denkmalsch­utz stehenden, rund 100 Jahre alten Teile in den vergangene­n drei Monaten saniert.

Verantwort­lich dafür zeichnet eine Spezialfir­ma aus der Nähe von Pforzheim. „Sie haben im Juli die Zeiger und Ziffernblä­tter demontiert. Dann wurden sie aufwendig und mit dem Original-Farbton aufbereite­t und teilweise mit Blattgold überzogen. Damit sieht die ganze Uhr jetzt wieder aus wie zu ihrer Inbetriebn­ahme“, berichtet Ghesla.

Die dahinterst­ehende Mechanik allerdings ist nicht mehr historisch. „Damals gab es ein zentrales Uhrwerk, das über ein komplizier­tes Getriebesy­stem auf die vier Uhren verteilt wurde, so dass alle die gleiche Zeit angezeigt haben. Seit einigen Jahren ist es aber schon ein System, das die Signale einer Funkuhr aufnimmt und verarbeite­t. Heute läuft das ganze Uhrwerk elektrisch mit dem Standard für Funkuhren.

Die Uhr ist heute die genaueste und schönste in ganz Krefeld“, sagt der Projektlei­ter nicht ohne Stolz.

Neben den Zahlen auf dem Uhrwerk sind auch die Zeiger mit Blattgold überzogen und erstrahlen speziell bei Sonnensche­in in hellem Glanz. Zwischen acht und zehn Kilogramm wiegt ein Zeiger. Diese werden als letztes installier­t. Zuvor hängen die vier Ziffernblä­tter, die trotz des starkenWin­des millimeter­genau an ihren Platz dirigiert werden. Mit dem riesigen Kran werden sie genau so weit abgelassen, dass die im Turm befindlich­en Schrauben exakt in die Bohrlöcher passen. Wie genau die Arbeit ist zeigt die Tatsache, dass jedes Ziffernbla­tt nummeriert wurde und wieder genau an seinen Platz kommt. Kleinste Abweichung­en in den Bohrungen könnten sonst für Probleme sorgen. Ebenso exakt muss nun die Last an ihren Ort gesteuert werden.

Verantwort­lich für die Maßnahme zeichnet der Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb NRW (BLB). Er ist Eigentümer und Vermieter fast aller Immobilien des Landes NRW. Rund 4.250 Gebäude mit über zehn Millionen Quadratmet­ern Mietfläche werden hier zentral betreut.„Damit sind wir meines Wissens der größte Immobilien­betrieb Europas“, sagt Ghesla. Er selbst kommt aus Duisburg, hat aber großen Gefallen an den Arbeiten in Krefeld gefunden. „Wir arbeiten hier neben dem Spezialunt­ernehmen für die Uhr vor allem mit lokalen Unternehme­n zusammen. Und hier muss ich sagen, dass Kran und Gerüste wirklich absolut profession­ell bereitgest­ellt werden“, sagt der Projektlei­ter.

Neben der Uhr erstrahlen bereits seit Sommer auch die Säulen an der Ecke Ring und Nordwall wieder in altem Glanz. „Sie waren über die Jahre komplett schwarz geworden und mussten in einem Spezialver­fahren aufwendig gereinigt werden. Jetzt haben auch sie wieder ihre ursprüngli­che Farbe.“Die Maßnahmen rund um das Gebäude sind vorläufig abgeschlos­sen. Das historisch­e und in seiner Gesamtheit denkmalges­chützte Gebäude ist nun wieder eines der architekto­nischen und optischen Prunkstück­e der Stadt. Die goldene Uhr ist das alte und neue Highlight – besonders wenn die Sonne darauf scheint.

„Die Uhr ist heute die genaueste und schönste in ganz Krefeld“

Projektlei­ter

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RP-FOTOS (3): LAMMERTZ Feinstarbe­it in 35 Meter Höhe: Die sanierteTu­rmuhr für das Landgerich­t wurde per Kran am Turm platziert. Dort oben herrschte starker Wind.
 ??  ?? Operation geglückt, die Turmuhr ist sicher gelandet. Das neue Uhrwerk läuft elektrisch als Funkuhr. Zeiger und Ziffernbla­tt wurden im Juli demontiert und teils mit Blattgold überzogen.
Operation geglückt, die Turmuhr ist sicher gelandet. Das neue Uhrwerk läuft elektrisch als Funkuhr. Zeiger und Ziffernbla­tt wurden im Juli demontiert und teils mit Blattgold überzogen.
 ??  ?? Landgerich­t Krefeld, frisch renoviert
Landgerich­t Krefeld, frisch renoviert
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FOTO: SCHALLJO Projektlei­ter Marc Ghesla zeigt den rund acht Kilogramm schweren Stundenzei­ger.

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