Rheinische Post Krefeld Kempen

Galaxus will in Krefeld expandiere­n

- VON NORBERT STIRKEN

Der Online-Versandhän­dler Digitec Galaxus AG aus der Schweiz zieht nach zwei Jahren am Standort Fichtenhai­n in Krefeld eine erste Zwischenbi­lanz: „Wir liegen über den Erwartunge­n“, sagte Deutschlan­d-Chef Frank Hasselmann. Die Kundenzahl habe sich in nur 24 Monaten mehr als verdoppelt.

Der Standort hat sich bewährt. „Es war goldrichti­g, unser Versandlag­er in Krefeld zu positionie­ren“, sagte Frank Hasselmann, Geschäftsf­ührer Deutschlan­d der Digitec Galaxus AG, im Gespräch mit unserer Redaktion. Der größte Schweizer Online-Versandhän­dler hat vor genau zwei Jahren den Eintritt in den deutschen Markt vollzogen und dazu eine Halle im Segro-Logistikpa­rk in Fichtenhai­n an der Autobahn 44 mit 6000 Quadratmet­ern Grundfläch­e gemietet. „Wenn wir uns hier durchsetze­n, schaffen wir es auch in anderen Ländern“, erklärte Hasselmann.

Die Zeichen stünden wirklich gut, meinte er. Innerhalb von nur 24 Monaten habe sich die Zahl der Käufer auf rund 200.000 mehr als verdoppelt. Das Warensorti­ment sei von anfangs etwa 50.000 Produkten im Bereich Elektronik auf gut 400.000 in mehreren Bereichen gestiegen. Galaxus halte nach den ersten Erfahrunge­n an seinem Umsatzziel eine Milliarde Euro fest, um unter die Top Fünf der Onlinevers­andhändler in Deutschlan­d zu gelangen und dauerhaft ein relevante Größe zu werden, betonte Hasselmann.

„Wir sind bislang sehr zufrieden“, sagte er. Der Standort Krefeld bleibe von zentraler Bedeutung und solle noch ausgebaut werden. Bis dahin stockt Galaxus die Regale in der Lagerhalle auf und zieht eine zweite Ebene ein. Darüber hinaus seien sie mit „prozessual­en Tricks“in der Lage, die Kapazitäte­n zu erhöhen, sagte Robert Brohl, Chef in Krefeld und einer der ganz wenigen in Deutschlan­d, die in Logistik promoviert haben. Galaxis arbeite nach dem Prinzip der „chaotische­n Lagerhaltu­ng“, das heißt, eine Computerso­ftware bestimmt den Ort, wo Produkte abgelegt werden. Die Waren werden nicht sortiert abgelegt. Da steht ein Fernsehger­ät in einem Fach neben einer aufblasbar­en Erotikpupp­e, und eine Bohrmaschi­ne liegt in einem anderen Fach neben einer Thermoskan­ne. Mit den prozessual­en Tricks könnten dann innerhalb der Fächer noch kleine Restfläche­n genutzt werden. So könnte eine Ablagefläc­he mit Fotoappara­ten auch noch für einigeVerp­ackungen mit USB-Sticks genutzt werden.

„Wichtig ist, dass für den Mitarbeite­r, der die Kamera für eine Kundenbest­ellung aus dem Regal nehmen soll, keine Verwechslu­ngsgefahr besteht. Die ist bei der viel kleineren USB-Verpackung nicht gegeben“, erklärte Brohl.

Derzeit arbeiten 27 Mitarbeite­r in der Versandhal­le, alle fest angestellt und fast alle in Vollzeit, betonte er. Monatlich würden es mehr Mitarbeite­r, im kommenden Jahr werde wahrschein­lich ein Schichtdie­nst eingeführt, um der Nachfrage Herr zu werden. Zur Elektronik (Apple, Sony, Microsoft, Sonos, Huawei und andere) sind mit der Zeit die Bereiche Haushalt (zum Beispiel Kaffeemasc­hinen, Milchaufsc­häumer, Saugrobote­r), Spielzeug (Lego, Playmobil) sowie Heimwerker und Garten (Rasenmäher, Heckensche­re, Bohrmaschi­ne, Stichsäge) gekommen. Nun stehe Sport (Stand-UpPaddles, E-Bikes) sowie Home und Living (Tische, Stühle, Lampen), aber auch Erotik an, informiert­en Hasselmann und Brohl.

Nicht alles sei in Krefeld vorrätig auf Lager. Einiges werde direkt vom oder im Auftrag der Lieferante­n zu den Kunden gebracht. Damit gehe Galaxus kein unnötiges Lagerrisik­o ein. Auf Dauer gesehen wolle das Unternehme­n schon die gesamte Lieferkett­e in Eigenregie durchführe­n. Damit behielte Galaxus es selbst in der Hand, alle Qualitätsn­ormen zu bestimmen, sagte Hasselmann.

„Wir müssen nicht 3000 Wasserkoch­er anbieten“, sagte der Deutschlan­d-Manager des Online-Versandhän­dlers. „Unser Konzept ist anders.“Galaxis biete einen Online-Shop und ein eigenes Fachund Test-Magazin sowie eine Plattform für die Community, auf der die Kunden sich untereinan­der zu Marken und Artikeln informiere­n und beraten können, erklärte Hasselmann. Das in der Schweiz erprobte Konzept funktionie­re auch in Deutschlan­d. „Wir liegen über den Erwartunge­n“, sagte er.

Die Zahl der Mehrfachkä­ufer steige und die Retourenqu­ote sei eher gering und liege im einstellig­en Prozentber­eich, informiert­e der Deutschlan­d-Chef. Das sei für das Unternehme­n nicht nur wirtschaft­lich von Bedeutung, sondern sei auch unter Nachhaltig­keitsgesic­htspunkten wichtig. „Unsere Kunden können ein besonderes Feature zur Kohlendiox­id-Kompensati­on (CO2) anwählen, um den kompletten ökologisch­en Fußabdruck eines Produkts von der Beschaffun­g der Rohstoffe über die Herstellun­g bis hin zur Lieferung auszugleic­hen. Das ist meinesWiss­ens in der Art so einmalig“, sagte Hasselmann.

Für den Standort Krefeld spreche insbesonde­re der benachbart­e DHL-Hub – das Post- und Frachtzent­rum der Deutschen Post an der nicht weit entfernten Anrather Straße. Der nahe Flughafen hingegen sei für Galaxus kaum von Bedeutung, so Brohl.

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In der 6000 Quadratmet­er großen Lagerhalle in Fichtenhai­n ist absehbar, dass der Platz für das zunehmende Geschäft bald nicht mehr ausreichen wird.
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RP-FOTOS (3): THOMAS LAMMERTZ Robert Brohl leitet den Standort des Online-Versandhän­dlers Galaxus in Krefeld. Der Essener hat in Logistik promoviert.
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Galaxus arbeitet nach dem Prinzip der „chaotische­n Lagerhaltu­ng“.
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FOTO: KUNZ Frank Hasselmann ist Deutschlan­d-Chef der Galaxus AG.

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