Rheinische Post Krefeld Kempen
NRW setzt die neuen Regeln vollständig um
DÜSSELDORF Die schärferen Corona-Regeln sollen in Nordrhein-Westfalen eins zu eins umgesetzt werden. Darauf einigte sich am Donnerstag das Landeskabinett.Vom 2. November an dürfen sich damit nur noch maximal zehn Personen aus zwei Haushalten treffen. Restaurants, Kneipen, Bars, Clubs, Kinos, Theater und Sportstätten müssen bis Ende November schließen.
Die Bund-Länder-Vereinbarung sieht vor, dass Kitas und Schulen gegebenenfalls ihre Hygienekonzepte nachschärfen sollen. In NRW forderten Pädagogenverbände verbesserten Gesundheitsschutz für Lehrer und Erzieherinnen. „Die Lage ist riskant. Wenn die Schulen geöffnet bleiben sollen, müssen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden“, sagte die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Maike Finnern. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) müsse dem Rat des Robert-Koch-Instituts folgen und Klassen in kleinere Gruppen aufteilen.
Jede Kita brauche jetzt passgenaue und wirksame Hygienepläne. Die Regelungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung zum Infektionsschutz für Kitas seien umzusetzen. Die Kita-Träger müssten Betriebsmediziner einsetzen, die Risikogruppen beraten: „In Einrichtungen, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen, ist ein Betrieb der Kita nicht zu verantworten“, so Finnern.
Die Zahl der coronabedingten Schließungen von Kitas ist in NRW zuletzt deutlich gestiegen. Nach 107 Schließungen im September seien es im Oktober bislang 173 gewesen, berichtete NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) im Familienausschuss des Landtags. Hinzu kämen 147 Teilschließungen im September und bislang 185 im Oktober.
Stamp warnte zugleich vor einem Hin und Her in der Corona-Politik: „Ein laufender Wechsel von Lockdown und Lockerungen – Hammer and Dance (Hammer und Tanz) – zerstört unsere gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebensgrundlagen.“Auch bei einer Sitzung des FDP-Landesvorstands gab es dem Vernehmen nach kritische Stimmen zur Verschärfung der Regeln.
Die FDP-Jugendorganisation Junge Liberale NRW wandte sich in einem offenen Brief, der unserer Redaktion vorliegt, an den Ministerpräsidenten: Eine pauschale Schließung sämtlicher gastronomischer Betriebe sei zynisch, wenn das RKI die Gastronomie ausdrücklich nicht als Treiber des Infektionsgeschehens ausweise, heißt es darin. Entscheidend müsse vielmehr die Qualität der Hygienekonzepte sein. Durch die Schließungen verlören viele Menschen ihre Existenzgrundlage und viele junge Leute ihre Nebenjobs.