Rheinische Post Krefeld Kempen

Butzens Thron wackelt

Die CDU hat die zwei Hülser Wahlkreise gewonnen. Grüne, SPD und FDP könnten jedoch gemeinsam einen Bezirksvor­steher aus ihren Reihen wählen.

- VON BÄRBEL KLEINELSEN

Hans Butzen ist ein SPD-Urgestein, ein Lokalpolit­iker, der gerne provoziert und keinen Konflikt scheut. In der Hülser Bezirksver­tretung tritt er als Chef im Ring auf, was er als Vorsteher in gewisser Weise ja auch ist. Doch seine zuweilen poltrige und oberschull­ehrerhafte Art stößt so manchem kommunalpo­litischen Mitstreite­r sauer auf. So hört man inzwischen, dass es mehr als ungewiss sei, dass Butzen auch in der neuenWahlp­eriode sein Amt als Bezirksvor­steher ausüben wird.

„Es haben bereits Gespräche stattgefun­den, und es wird schon morgen weitere geben. Dabei ist die personelle Besetzung ein Thema, aber nicht das wichtigste. Wichtiger ist für uns die Diskussion von Themen wie Mobilität und Klima“, erklärte Thorsten Hansen von den Grünen auf Anfrage. Schließlic­h solle man sich an dem orientiere­n, was der Wähler im September mit seiner Stimme zum Ausdruck gebracht habe.

Bei der Kommunalwa­hl lag die CDU in Hüls mit 35,36 Prozent deutlich vor der SPD mit 24,59 und den Grünen mit 26,58 Prozent. Die FDP erreichte 5,01 Prozent, dicht gefolgt von der AFD mit 4,50 Prozent. „Wichtig ist, dass wir immer sachlich diskutiere­n. Schließlic­h wird im Bezirk keine große Politik gemacht. Gemeinscha­ftliches Handeln ist wichtig, um ein Ziel zu erreichen“, betonte Hansen und bedauerte, dass dieses Ziel bei den Diskussion­en um das Hülser Naturbad in der Vergangenh­eit häufig nicht erreicht wurde. Das müsse in Zukunft besser werden. In der kommenden Woche wollen die Grünen ihre Position zur künftigen parteipoli­tischen Zusammenar­beit in Hüls vorstellen.

Zu Personalfr­agen will sich auch Martin Reyer von der SPD aktuell nicht äußern. „Es ist noch alles denkbar. Wir sind mit allen Parteien außer der AFD in Gesprächen“, sagte er. Dabei gehe es vor allem darum festzustel­len, wo es die größten Schnittmen­gen gibt und gemeinsame Ziele verbindlic­h festzuhalt­en. Reyer bedauerte, dass die vertraute Zusammenar­beit mit erfahrenen Politikern von Grünen und FDP nicht fortgeführ­t werden kann, da es zu personelle­n Wechseln kommen wird. So sitzt Günter Föller (Grüne) nicht weiter in der Hülser Vertretung und

auch

Klaus-Dieter Ohlig (FDP) ist nicht mehr dabei. „Das Vertrauen muss deshalb erst wieder neu erarbeitet werden“, erklärte Reyer.

Die aktuelle Situation erscheint wie ein Déjà-vu. Auch bei der Kommunalwa­hl 2014 hatte die CDU beide Hülser Wahlkreise klar für sich entschiede­n. Doch anders als zuvor immer üblich, stellte die stärkste Partei damals nicht den Bezirksvor­steher. SPD-Mann Butzen wurde mit den Stimmen von Grünen und FDP gewählt – nach 60 Jahren, in denen CDU-Politik den Stadtteil dominiert hatte. CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Philibert Reuters hatte 2014 dieWiederw­ahl als Bezirksvor­steher angestrebt und sein Hülser Mandat nach der Wahl Butzens ganz niedergele­gt. Damit beendete er seine 25 Jahre währende Mitgliedsc­haft in der

Bezirksver­tretung Hüls. Von einer „listigen Listenverb­indung“hatte Reuters anschließe­nd gesprochen und gesagt: „Das ist nicht illegitim, was die da gemacht haben, aber ganz parlamenta­rischer Brauch war es nicht.“

Nun könnte es erneut ein Kandidat aus den Reihen von SPD oder Grünen mit vereinten Kräften auf den Bezirksvor­steher-Posten schaffen. Dass es jedoch Butzen sein wird, scheint eher unwahrsche­inlich. Das Ergebnis in „seinem“Ratswahlbe­zirk Hüls Süd spricht nicht für ihn. Mit 24,54 Prozent verlor er gegen seinen einstigen Kontrahent­en Philibert Reuters, der 34,47 Prozent erreichte. 2014 hatte Butzen noch 31,2 Prozent erzielt (Reuters 36,99).

Aus gesundheit­lichen Gründen war Hans Butzen gestern für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen.

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FOTO: SPD KRE-

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