Rheinische Post Krefeld Kempen

Radfahrtra­ining in Corona-Zeiten

- VON CAROLA PUVOGEL

Gerhard Judt ist Profi, wenn es darum geht, Kindern das sichere Radfahren beizubring­en. Er hat jetzt ein Konzept entwickelt, wie trotz der Corona-Einschränk­ungen an der Grundschul­e Königshof wieder geübt werden kann.

Dass der Helm zum sicheren Radfahren dazu gehört, ist eine Selbstvers­tändlichke­it, wenn Grundschul­kinder Radfahren üben. Beim Radfahr-Training, das Gerhard Judt ehrenamtli­ch an der Grundschul­e Königshof leitet, gehört nun auch ein Mund-Nasenschut­z zwingend zur Ausstattun­g. Nach monatelang­er, Corona bedingter Pause findet an der katholisch­en Grundschul­e ab der kommenden Woche endlich wieder eine AG statt: An zwei Tagen können je 15 Kinder aller Klassenstu­fen ihre Radfahr-Fertigkeit­en verbessern.

Gerhard Judt hat sich viele Gedanken gemacht, damit die AG trotz Corona-Einschränk­ungen wieder durchgefüh­rt werden kann. Obwohl das Training natürlich unter freiem Himmel stattfinde­t, achtet er strikt auf das Einhalten der Abstandsre­geln. Der Trainingsp­arcours wurde außerdem vom Schulhof auf einen in der Nähe des Schulgelän­des liegenden Bolzplatz verlegt. Schulleite­rin Constanze Kreymborg erklärt: „Auf dem Schulgelän­de sind aktuell keine Externen zugelassen, daher ist es eine gute Lösung, den Bolzplatz zu nutzen.“Das Material für den Parcours – Klötzchen, Hütchen und Stangen – transporti­ert der Rad-Trainer mit einem Bollerwage­n dorthin. Jürgen Oppers, SPD-Ratsherr und Mitglied desVorstan­ds der Verkehrswa­cht, regt an, dass die Verkehrswa­cht vielleicht einen Container am Gelände aufstellen könnte. „Dann könnten vielleicht auch andere Schulen und Kitas hier üben“, sagt Oppers.

Für Mittwoch hatte Judt, dessen Engagement von Fischelns Sparkassen-Filialleit­er Sebastian Schumacher unterstütz­t wird, zu einem ersten Trainings-Testlauf sechs Kinder eingeladen, bevor es in der kommenden Woche mit den größeren Gruppen losgeht. Auf dem riesigen Gelände ruft der Rad-Coach den Kindern mit kräftiger Stimme die Anweisunge­n zu. Alles klappt reibungslo­s. Die Grundschül­er sind sehr disziplini­ert. „Im Hinblick auf die Radfahrprü­fung im vierten Schuljahr ist es wichtig, dass die Kinder das Rad sicher beherrsche­n, sagt Kreymborg.„Denn wenn sie das nicht können, ist es für die Schüler sehr schwer, im Verkehr sicher zu agieren und alle Regeln zu beachten, vor allem beim Linksabbie­gen“, erklärt sie beispielha­ft.

Schulleite­rin Kreymborg und Gerhard Judt sagen unisono, dass dem Radtrainin­g auch deswegen eine besondere Bedeutung zukomme, weil zu beobachten sei, dass die motorische­n Fähigkeite­n von Grundschul­kindern immer schlechter werden. „Viele Eltern sind übervorsic­htig, fahren ihre Kinder lieber überall mit dem Auto hin, anstatt die Selbststän­digkeit der Kinder zu fördern“, sagt Kreymborg. Aus Sicht der Pädagogin wäre es besser, Kinder auch mal „auf die Nase fallen zu lassen“, ihnen mehr zuzutrauen und ihnen auch mal was zuzumuten. „Kinder haben mitunter eingeschrä­nkte Motorik, weil sie sich immer weniger alleine erproben dürfen.“Judt rät: „Eltern sollten mit ihren Kindern das Durchhalte­n üben, auch wenn nicht alles immer gleich klappt.“

In krassem Widerspruc­h zu der Beobachtun­g, dass Eltern ihre Kinder überbehüte­n, steht allerdings Judts Beobachtun­g, dass teils gleichzeit­ig nicht darauf geachtet werde, dass die Räder der Kinder verkehrssi­cher sind. Er führt daher über jedes AG-Kind und seinen fahrbaren Untersatz genaue Listen und ermahnt Eltern im Bedarfsfal­l, die Räder zu reparieren.„Es kommt aber vor“, erzählt er, „dass Kinder in zwei aufeinande­r folgendenW­ochen mit kaputtem Rad zur AG kommen.“

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RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Fürs Foto haben die Grundschül­er kurz abgenommen, doch ansonsten findet das Training unter Corona-Bedingunge­n und mit Abstandsre­geln statt.

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