Rheinische Post Krefeld Kempen
HSG nimmt den Verband in die Pflicht
Der Handball-Drittligist fordert nicht nur ein klares Konzept, vielmehr sollen die Vereine sowohl in die Entscheidungsfindung als auch in die Beschlussfassung einbezogen werden – eine Art Basisdemokratie.
Eigentlich hat es die Politik klar geregelt: Profis dürfen vor leeren Zuschauerrängen ihre Spiele austragen, der Amateursport ruht zunächst einmal bis mindestens Ende November. Für die HSG Krefeld Niederrhein ist der Fall damit jedoch nicht erledigt, im Gegenteil. Sie weiß nicht, zu welcher Gruppe sie gezählt wird und hofft auf eine Antwort vom Deutschen Handballbund (DHB). In einem offenen Brief an den Verband stellt die HSG die Frage: „Werden Mannschaften in der 3. Liga als Profi- oder Amateurvereine angesehen?“
In dem Brief gehen der Vorsitzende Simon Krivec und Geschäftsführer André Schicks aber noch viel weiter. Sie stellen Fragen, Forderungen und ein Konzept vor.
Ihre Frage lautet:„Wie können wir einen Ligabetrieb in den Staffeln der 3. Liga mit jeweils 18 Mannschaften und resultierenden 34 Spieltagen unter gleichen Wettbewerbsbedingungen für alle Mannschaften zu Ende führen?“
Die HSG fordert „den DHB daher hiermit auf, das aktuelle Pandemiegeschehen nicht alleine in seinen Gremien zu bewerten und Beschlüsse zu fassen, sondern alle teilnehmenden Vereine der 3. Ligen in die Entscheidungsfindung und Beschlussfassung über die Fortführung des Spielbetriebes einzubeziehen.“
Ihre Forderung begründen die Krefelder wie folgt: „Wir, die Vereine, müssen letztendlich die Durchführung des Spielbetriebes und die Umsetzung der Maßnahmen vor Ort verantworten und besitzen zudem eine Fürsorgepflicht für unsere Spieler, Trainer, Betreuer, ehrenamtlichen Helfer, Schiedsrichter und haben nicht zuletzt eine Verpflichtung gegenüber unseren treuen Zuschauern, Förderern und Sponsoren.“Zudem müsse der DHB klare Regeln festlegen, unter welchen Voraussetzungen eine Spielverlegung beantragt werden könne. Es müsse der Eindruck vermieden werden, Vereine könnten eine solche Verlegung nutzen, damit Spieler Verletzungen auskurieren, um Trainingsrückstände wettzumachen oder Zuschauerbeschränkungen zu umgehen.
Die Schwarz-Gelben belassen es aber nicht bei Fragen und Forderungen, sondern ihr Schreiben enthält auch einen konkretenVorschlag, wie im Rahmen der Pandemie nach der Zwangspause ein Neustart erfolgen könne (siehe Info).
So berechtigt die Fragen der HSG sind, so konstruktiv ihre Anregungen auch sein mögen – der offene Brief birgt auch Risiken. Verbandsfunktionäre sind nämlich oft sensibel und reagieren auf Kritik empfindlich. Und sie werden wittern, dass der geforderte Neustart auch mit dem mäßigen Saisonstart der HSG zusammenhängt.