Rheinische Post Krefeld Kempen

Shutdown trifft auch den Sport hart

- VON BIANCA TREFFER

Der Vereins- und Freizeitsp­ort kommt auch in Kempen, Willich, Tönisvorst und Grefrath durch den erneuten Shutdown zum Erliegen. Ab Montag müssen Sportstudi­os, Vereine und Sportstätt­en ihre Türen wieder geschlosse­n halten. Für die Betroffene­n ist das sehr bitter.

KEMPEN/WILLICH/GREFRATH/TÖNISVORST „Es ist ein Schlag ins Gesicht.“Mit diesem Satz drückt Jürgen Wingerath, Mitbetreib­er des Anrather Sportstudi­os „Stark Fitness“, aus, was zahlreiche andere Sportstudi­o-Betreiber und Vorstände von Sportverei­nen ebenso empfinden. Das sportliche Leben steht erneut still. Nicht nur ein Stück soziales Miteinande­r, sondern auch die Gesundheit wird damit beeinträch­tigt. Sport und Bewegung stärken schließlic­h auch das Immunsyste­m.

„Was besonders traurig ist, dass wir als Fitnessstu­dio bis in die kleinsten Details sämtliche Hygienevor­schriften umgesetzt haben, alle Mitglieder sich hervorrage­nd daran gehalten haben und wir nun doch wieder diejenigen sind, die es mittrifft“, sagt Wingerath. Für ihn absolut unverständ­lich: Laut einer norwegisch­en Studie gibt es bei guter Hygiene und Einhaltung der Abstands-Regeln keine erhöhte Covid-19-Verbreitun­g in Fitness-Studios. Das Sars-CoV-2-Ansteckung­srisiko ist damit gering.

Das verdeutlic­ht auch das TC in Kempen. „Laut Studien ist unsere Branche einer der sichersten Orte, die es noch gibt (auf 100.000 Personen ein Ansteckung­swert von 0,78). Trotzdem gehören wir zu dem Bereich Freizeit und müssen leider nach neuster NRW-Anordnung für eine gewisse Zeit schließen“, heißt es auf deren Internetse­iten.

Nichtsdest­otrotz geht es aber ab 4. November sportlich mit den bekannten Kursleiter­n weiter. Das TC greift wie im ersten Lockdown auf Videos auf dem TC YouTube Kanal oder mit Cyberfitne­ss 24H/7T zurück. „Wir arbeiten derzeit an einem Konzept, welche Kurse wir via

Zoom anbieten werden. Yoga und Rückenschu­le werden auf jeden Fall dabei sein. Zudem werden wir für unsere Mitglieder telefonisc­h erreichbar sein.Wir möchten unseren Mitglieder­n auch ohne Training in unseren Räumlichke­iten ein gutes Gefühl geben und ihnen vermitteln, dass wir für sie da sind“, sagt Trainerin Sandra Vierrether. Auch sie bezeichnet die erneute Schließung als einen harten Schlag, aber man müsse sich an die nun gegebenen Regeln halten.

„Es ist sehr schade, dass gerade die Kinder wieder weniger Sport machen können. Auch wir werden unseren Trainingsb­etrieb über den gesamten November hinweg einstellen“, sagt Ingmar Mallis, der zweite Vorsitzend­e des Judo-Clubs Schiefbahn. Der Verein als solcher ist seinen Mitglieder­n indes aufgrund des ersten Shutdowns schon entgegenge­kommen. Für das dritte Quartal wurden keine Beiträge abgebucht. Finanziell war dies zu stemmen, da während des Shutdowns die Trainer auch keine Aufwandsen­tschädigun­gen erhalten haben und keine teuren Geräteunte­rhaltungsk­osten anfielen.

Anders sieht es finanziell im Eissport- und Eventpark in Grefrath aus. Die hohen Kosten für das Eis laufen weiter, auch wenn jetzt erst einmal eine Pause kommt. „Wir haben für unser Hygienekon­zept sowohl von behördlich­er Seite als auch von den Besuchern nur Lob bekommen. Alles klappte perfekt, vom Online-Ticketverk­auf über die Einweisung bei der Umkleide bis hin zu den Besuchern, die sich an die Regeln gehalten haben. Die Vereine, die bei uns trainieren, haben ebenfalls alles hervorrage­nd umgesetzt, und doch trifft es uns nun wieder alle“, sagt

Veranstalt­ungsfachwi­rt Jan Lankes. Vor dem Hintergrun­d des neuerliche­n Shutdowns hat das Eissportze­ntrum beschlosse­n, das Außenzelt nicht, wie geplant, am Freitag zu eröffnen.

Vor dem Hintergrun­d der kurzfristi­gen Entscheidu­ng erhalten die Kunden bis zur coronabedi­ngten Schließung einen Gutschein. „Die Kunden würden ab der zweiten Schicht am Freitag über das Online-Ticket für zwei Eisflächen bezahlen. Da nur die Halle offen ist, gibt es einen entspreche­nden Gutschein“, erklärt Lankes.

Dass das ganze Vereinsleb­en leiden werde, beklagt indes der ehemalige St. Huberter Fußballtra­iner Hubert Gutmann. Sport im Verein ist immer noch mehr als ein reines Sportvergn­ügen. „Dahinter stecken Strukturen, die langsam aber sicher auseinande­rbröckeln“, sagt er. Es gibt aber auch die, die mit der ganzen Situation phlegmatis­ch umgehen. „Wir haben kein Problem damit, ab Montag keinen Sport mehr anbieten zu können. Die Gesundheit geht vor, und es ist eine normale Sache, in Anbetracht der Umstände auf Sport im Verein zu verzichten“, sieht es Karl-Heinz Joosten vom FC St. Hubert locker. Ob das Eltern und Kinder ebenfalls so locker sehen, ist zumindest fraglich.

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FOTOS (2): PRÜMEN Geschäftsf­ührer Bernd Schoenmack­ers (links) und Veranstalt­ungsexpert­e Jan Lankes vor dem Grefrather Eisstadion: Die für Freitag geplante Eröffnung des Außenzelte­s wurde abgesagt. Das Eissportze­ntrum ist ab Montag wegen des Shutdowns für den November geschlosse­n.
 ??  ?? Tim (links) und Jürgen Wingerath in ihrem Fitnessstu­dio in Anrath: Die erneute Schließung trifft sie hart. Sie sind von der Politik enttäuscht.
Tim (links) und Jürgen Wingerath in ihrem Fitnessstu­dio in Anrath: Die erneute Schließung trifft sie hart. Sie sind von der Politik enttäuscht.

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