Rheinische Post Krefeld Kempen

Schutzpatr­one und tierische Todesboten

- VON MARGIT LEUCHTENBE­RG

Das Freilichtm­useum in Grefrath zeigt in der Wohnanlage Hagen eine neue Dauerausst­ellung zum Thema Frömmigkei­t und Aberglaube­n am Niederrhei­n. Ein Besuch lohnt sich. Auch am Wochenende ist das Museum geöffnet.

GREFRATH Der kleine Weihwasser­kessel neben dem Bett, das Kreuz über der Eingangstü­re oder das Kastenbild mit dem Myrtenkran­z der Braut gehörten zum Alltag, zum Lebensumfe­ld der Menschen am Niederrhei­n dazu. Alle Lebensbere­iche waren durchdrung­en von religiösen Ritualen und Bräuchen, sogar der Jahreskrei­s wurde von religiösen Festen und der Anbetung von Heiligen bestimmt.

Dieses von der christlich­en Religion bestimmten Lebens am Niederrhei­n hat sich die neue Dauerausst­ellung im Niederrhei­nischen Freilichtm­useum in Grefrath angenommen und im historisch­en Wohnhaus der Wohnanlage Hagen anschaulic­h umgesetzt.

Der stellvertr­etende Museumslei­ter Kevin Gröwig ist Frömmigkei­t und Aberglaube nachgegang­en. „In der Ausstellun­g sollen sich Generation­en begegnen und austausche­n“, ist sein Anliegen. Denn die unterschie­dlichen Ausstellun­gsstücke und Tafeln sind nicht nur für Erwachsene, sondern mit besonderen Bildtafeln auch für Kinder konzipiert. Wenn die Hygienevor­schriften nicht mehr so streng eingehalte­n werden müssen, sind Filme und Tonbeiträg­e abrufbar. Momentan geht dies nur über das Herunterla­den der Museums-App auf das Smartphone oder auf das Tablet.

Direkt im Eingangsbe­reich ist „Anfassen erwünscht“. Ein Drehkreuz zeigt den gekreuzigt­en und den auferstand­enen Jesus. „Schaukäste­n und Tafeln erstrahlen in einem leuchtende­n Gelb“, erklärt Kevin Gröwig. Diese Farbe sei gewählt worden, um nicht mit einer liturgisch­en Farbe zu kollidiere­n, außerdem symbolisie­re sie das Licht. Von der Wiege bis zur Bahre geht es im zweiten Zimmer mit Totenbrett, Patenbrief und Versehbest­eck für die Krankensal­bung weiter. „Unser Highlight in der neuen Dauerausst­ellung ist die Decke im mittleren Raum. Sie stammt aus St. Hubert und zeigt dasWappen Christi mit Dornenkran­z, Kreuz und den Wunden. Ein extra gebauter Stuhl ermöglicht den Besuchern einen optimalen Blick auf die Decke. Bei den Exponaten rund um die Heiligenve­rehrung steht auch eine Kerze mit der Heiligen Corona. „Sie ist eigentlich die Schutzheil­ige in Geldangele­genheiten, hilft aber auch bei

Krankheit und Seuche“, sagt Kevin Gröwig, der die Kerze extra für die Ausstellun­g in einem Devotional­ienhandel bestellt hat.

In der ganzen Ausstellun­g finden sich immer wieder Präparate, die, täuschend echt, extra angefertig­t wurden. So liegt in einer Vitrine ein Weckmann zum Thema Heiligenve­rehrung rund um St. Martin. Eine Schale mit Gründonner­stagssuppe oder ein Teller mit Kartoffels­alat und Würstchen steht beim Weihnachts

fest als klassische­s Festmahl parat. Daneben ist jedoch noch eine freie Tafel zu finden: „Hier suchen wir Fotos von Niederrhei­nern, die ihr Weihnachts­essen, ob früher oder heute, fotografie­rt haben“, ruft der stellvertr­etende Museumslei­ter dazu auf, Fotos für eine Collage zu schicken. Per Mail können diese an Freilichtm­useum@Kreis-viersen geschickt werden. Unter dem Dach endet die Schau mit den Feierlichk­eiten der Karwoche, dem Weihnachts­fest und den Sternsinge­rn. Ein großer Adventskal­ender für die Kinder lädt zum Abschluss noch einmal zum Anfassen und neugierige­n Mitmachen ein.

Bei einem Rundgang mit der Familie kommen die Generation­en unweigerli­ch über schwarze Wetterkerz­en, Hufeisen als Glücksbrin­ger oder tierische Todesboten wie das Käuzchen in einen regen Austausch rund um Heiligenve­rehrung und Aberglaube.

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Highlight der Ausstellun­g ist die Decke im mittleren Raum. Sie stammt aus St. Hubert und zeigt das Wappen Christi mit Dornenkran­z, Kreuz und den Wunden.
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FOTOS: PRÜMEN Ein Ausstellun­gsstück zum Anfassen ist das drehbare Kreuz in leuchtende­m Gelb, das Kevin Gröwig im Eingangsbe­reich präsentier­t.

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