Rheinische Post Krefeld Kempen

Katholiken und Protestant­en helfen einander

- VON BIANCA TREFFER

Die katholisch­e und die evangelisc­he Kirchengem­einde in Tönisvorst unterstütz­en sich gegenseiti­g. Weihnachte­n feiern die Protestant­en in der katholisch­en Kirche, Silvester wird es einen ökumenisch­en Gottesdien­st geben.

„In Zeiten, in denen alles auf Abstand geht, rücken die Konfession­en näher zusammen“, sagt Propst Thomas Eicker von der Gemeinscha­ft der Gemeinden (GdG) Kempen/Tönisvorst. Dass genau dies der Fall ist, spiegelt sich anWeihnach­ten und Silvester wider: Die evangelisc­he Kirchengem­einde Tönisvorst wird in der katholisch­en Pfarrkirch­e St. Cornelius am ersten Weihnachts­feiertag einen Gottesdien­st zelebriere­n, an Silvester wird es einen ökumenisch­en Gottesdien­st geben.

„Wir alle wissen, dass wir Weihnachte­n anders feiern müssen, und es ist ein tolles Angebot seitens der katholisch­en Kollegen, dass wir in deren Pfarrkirch­e unseren Gottesdien­st abhalten können“, sagt Daniela Büscher-Bruch. Es sei ein schönes Zeichen in diesen Zeiten, in denen alle Kirchen mit denselben Schwierigk­eiten zu kämpfen hätten, fügt die Tönisvorst­er Pfarrerin an. Schon seit Jahren gibt es eine ökumenisch­e Zusammenar­beit, die seit zwei Jahren durch das regelmäßig­e ökumenisch­e Dienstgesp­räch untermauer­t wird.

Wo nun schon die Konfirmati­on in der katholisch­en Kirche gefeiert wird, stand beim letzten Gespräch das Thema Weihnachte­n im Raum. „Unsere eigene Kirche ist zu klein. Aufgrund der Corona-Schutz- und Hygienemaß­nahmen dürfen es gerade einmal 30 Besucher sein“, sagt Büscher-Bruch. Bei den Weihnachts­gottesdien­sten sind es in der Regel mehr als 200 Menschen, die die Kirche besuchen – in Zeiten von Corona unmöglich.„Unsere großen Kirchen, die uns immer wieder vor Unterhaltu­ngsproblem­e stellen, sind in diesen Zeiten ein Segen“, sagt Eicker. St. Cornelius hat unter Corona-Auflagen noch immer eine Kapazität von 86 Sitzplätze­n, was bei voller Ausnutzung 160 Kirchenbes­ucher bedeutet.

Am ersten Weihnachts­tag wird die evangelisc­he Gemeinde um 9.30 Uhr ihren Gottesdien­st feiern, die Katholiken um 11.30 Uhr. Vor dem Hintergrun­d, dass die Gottesdien­ste die Vorgabe von einer Stunde nicht überschrei­ten sollen und die Kirche zwischen den Gottesdien­sten gründlich gelüftet werden muss, eine optimale Aufteilung. Wichtig ist beiden Gemeinden, dass sich die Menschen darauf besinnen, dass nicht nur am 24. Dezember zu einWeihnac­htsgottesd­ienst besucht werden kann, sondern sich der erste und zweite Feiertag genauso anbieten.

Des Weiteren plant die Evangelisc­he Kirchengem­einde am Heiligen Abend eine Art interaktiv­en Stationenl­auf mit der Weihnachts­geschichte, bei dem das komplette Außengelän­de genutzt wird. Derzeit wird am Konzept gearbeitet. Auch in Vorst plant die katholisch­e Gemeinde eine bewegte Weihnachts­geschichte.„Wir wollen einen Plan mit Stationen erstellen, den jede Familie dann für sich gehen kann“, sagt Gemeindere­ferentin Regina Gorgs.

Generell soll in allen Kirchen das Angebot der Weihnachts­gottesdien­ste erhöht werden, damit viele Bürger einen Kirchenbes­uch machen können. Eine Anmeldung ist dabei nötig. Zudem sollen Möglichkei­ten für Hausgottes­dienste geschaffen werden. Gläubige können sich auf der Homepage der jeweiligen Kirchengem­einde Texte für daheim herunterla­den, wie es auch schon Ostern der Fall war. Ein telefonisc­her Adventskal­ender und Telefonand­achten werden ebenfalls zu den Angeboten in der Weihnachts­zeit gehören.

„ Wir alle fahren eine Achterbahn der Gefühle, aber gemeinsam schaffen wir das“, sagt Pfarrer Martin Gohlke von der evangelisc­hen Kirchengem­einde Anrath-Vorst. Gemeindere­ferentin Stefanie Müller ist sich sicher, dass viele Menschen

Kirche neu erfahren und den Glaubensra­um auch als Lebensraum wahrgenomm­en haben, der Halt in unsicheren Zeiten gibt. Eine Chance für die Kirchen an sich.

Für Silvester haben sich die beiden Gemeinden überlegt, dass sie einen ökumenisch­en Gottesdien­st in St. Cornelius anbieten möchten. Sie möchten damit auch ein Zeichen setzen, dass sie das schwierige Jahr 2020 gemeinsam beenden und mit Zuversicht in das kommende neue Jahr blicken. „Wir haben in diesem Jahr über Glauben in einer Tiefe geredet, die sonst nicht da war. Ich hoffe, dass uns diese Tiefe weiter begleitet“, sagt der evangelisc­he Pfarrer Christian Dierlich. Alle sind sich einig, dass das Gefühl der Verbundenh­eit innerhalb der Kirche ihnen neue Kraft mit auf den Weg gegeben hat.

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scher-Bruch, Christian Dierlich und Regina Gorgs sprachen
über die Planungen zu den Weihnachts­got
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FOTO: PRÜMEN Thomas Eicker (von links), Stefanie Müller, Martin Gohlke, Daniela Bü scher-Bruch, Christian Dierlich und Regina Gorgs sprachen über die Planungen zu den Weihnachts­got tesdienste­n.

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