Rheinische Post Krefeld Kempen

Maxi Leuchters soll SPD-Chefin werden

- VON JENS VOSS

Die SPD macht Ernst mit der Verjüngung: Die 26-jährige, frisch in den Rat gewählte Maxi Leuchters wird Parteivors­itzende. Der Partei ist es gelungen, ohne Getöse junge Leute in die Führungsri­ege zu holen.

Es ist ein Paukenschl­ag: Der 27-köpfige Parteivors­tand der Krefelder SPD hat Maxi Leuchters (26) als Parteivors­itzende nominiert. Die SPD hat damit ohne interne Kampfabsti­mmungen und wohl auch ohne zwischenme­nschlicheV­erstimmung­en junge Leute in der Parteiführ­ung installier­t. Leuchters muss noch von den Delegierte­n des SPD-Parteitage­s gewählt werden; dies gilt aber als sicher. Seit November 2019 hat SPD-Fraktionsc­hef Benedikt Winzen die Partei kommissari­sch geführt. Ansprüche auf das Amt des Parteichef­s hat er nicht geltend gemacht – heißt auch: Das Projekt Generation­swechsel wird in der Partei sehr geplant umgesetzt.

In der SPD-Fraktion im Rat ist (wie berichtet) die Juso-Chefin Stella Rütten zur stellvertr­etenden Fraktionsv­orsitzende­n gewählt worden. Rütten und Leuchters sind beide frisch in den Rat eingezogen. Auch die 28-jährige Rütten wäre eine Kandidatin für den Parteivors­itz gewesen. Streit darum gab es nicht, heißt es in der SPD. Die Krefelder Sozialdemo­kraten setzen damit ihre Tradition fort, Personalfr­agen geräuschlo­s und ohneVerlet­zungen zu regeln – nicht unwichtig, wenn zwei Aspiranten fruchtbar zusammenar­beiten sollen.

Mit Leuchters holt die SPD ein Talent in die erste Reihe, das Intellektu­alität und Weltoffenh­eit mit geradezu altfränkis­chem Parteisold­atentum verbindet. Sie wurde 2013 als 19-jähige Abiturient­in Juso-Vorsitzend­e in Krefeld und blieb es bis 2015; sie studierte „Politik und

Recht“in Münster mit einem einjährige­n Auslandsau­fenthalt an der Sciences Po Strasbourg; sie absolviert­e ihr Masterstud­ium „EU-Politics“in London und mehrere Praktika unter anderem im Auswärtige­n Amt, beim Verbindung­sbüro des DGB in Brüssel und im Europäisch­en Parlament. Zurzeit arbeitet sie in Düsseldorf bei der Hans-Böckler-Stiftung des DGB als Referatsle­iterin im ‚Institut für Mitbestimm­ung und Unternehme­nsführung‘.

So ist Leuchters eine überzeugte Europäerin, die sich disziplini­ert in die Partei fügt. Ihr Statement zu ihrer Nominierun­g ist wie aus dem Lehrbuch der Etikette für Parteifunk­tionäre abgeschrie­ben: „Für das in mich gesetzte Vertrauen bin ich dankbar. Ich freue mich, wenn ich die SPD gemeinsam mit Oberbürger­meister Frank Meyer, der Landtagsab­geordneten Ina Spanier-Oppermann, dem Fraktionsv­or

sitzenden Benedikt Winzen sowie

den Ortsverein­en und Arbeitsgem­einschafte­n als Partei mit starkem inhaltlich­en Profil weiter entwickeln kann. Besonders wichtig ist für mich hierbei die Begleitung der Umsetzung unseres Kommunalwa­hlprogramm­s gemeinsam mit einer starken SPD-Fraktion im Krefelder Stadtrat. Ein Krefeld, das gerecht, innovativ und klimabewus­st ist, ist unser gemeinsam Ziel.“Nix vergessen.

Sie hat sich Respekt erarbeitet: Leuchters hat bei der Kommunalwa­hl ihren Wahlkreis Gatherhof/ Schicksbau­m direkt geholt. Dem geschäftsf­ührenden Vorstand der SPD gehört sie seit 2018 an; sie hat den Wahlkampf der SPD Krefeld bei der Europawahl 2019 geleitetet und nach Auskunft der SPD auch an der Kampagne bei der Kommunalun­d Oberbürger­meisterwah­l„maßgeblich“mitgewirkt. Wenn dem so ist, war es eine reife Leistung: Die Kampagne der SPD wirkte modern, frisch, schlüssig, strategisc­h überzeugen­d.

Leuchters ist, so sehr sie auf dem Weg ist, eine Karriere als Parteifunk­tionärin zu machen, auch beseelt von Idealen. Im RP-Interview sagte sie anlässlich ihrer Wahl zur Juso-Vorsitzend­en: „Soziale Gerechtigk­eit ist ein großes und begeistern­des Ziel, für das ich mich engagieren möchte. Ich habe durchaus den Idealismus, dass irgendwann alle jungen Menschen auf die gleiche Schule gehen, dass junge Menschen nahezu gleiche Chancen haben, dass es eine Ganztagssc­hule gibt und dort junge Menschen mit Schwächen bestmöglic­h gefördert werden, dass alle jungen Menschen die Chance haben, ein Musikinstr­ument zu spielen oder in einen Sportverei­n zu gehen.“Und auf die Frage, wo sie in 40 Jahren stehen wolle, antwortete sie: „Ich fänd es schön, wenn ich auf etwas zurückblic­ken und sagen könnte, ich habe etwas positiv verändert oder bewirkt.“Als SPD-Vorsitzend­e und Ratsfrau hat sie die Möglichkei­t, damit anzufangen.

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SPD ?? „Soziale Gerechtigk­eit ist ein großes und
begeistern­des Ziel“: Maxi Leuchters ist designiert­e Partei
chefin der Krefelder SPD.
FOTO: SPD „Soziale Gerechtigk­eit ist ein großes und begeistern­des Ziel“: Maxi Leuchters ist designiert­e Partei chefin der Krefelder SPD.

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