Rheinische Post Krefeld Kempen

Empörung in Antwerpen: Keine zusätzlich­e Strafe für Raubmord

Fred W. (57) wurde des Raubmordes schuldig gesprochen, bekommt aber keine zusätzlich­e Strafe. Krefelder Ermittler hatten ihn überführt.

- VON GÜNTHER CLASSEN

ANTWERPEN/KREFELD Der Mordprozes­s in Antwerpen gegen den Krefelder Autohändle­r-Mörder Fred W. (57) endete am Freitag mit einem völlig erschrecke­nden wie empörenden Urteil der zwölf Geschworen­en. Zwar wurde W. des Raubmordes an Steve H. im November 2007 schuldig gesprochen, er bekommt aber keine zusätzlich­e Strafe. Grund: Er war schon in Deutschlan­d wegen des Mordes am Krefelder Autohändle­r Askin Uludag (2008) zu einer lebenslang­en Strafe verurteilt worden und der Mord an Steve H. würde schon 13 Jahre zurücklieg­en. Die Krefelder Mordkommis­sion unter Leitung von Gerhard Hoppmann hatte ihn der Tat überführt. Damit hat sich das belgische Gericht auf eine

Bedingung des deutschen Auslieferu­ngs-Gerichts eingelasse­n. So hatte es das Oberlandes­gericht Hamm verlangt: Kein zweites Lebensläng­lich! Empört reagierte Chef-Ankläger Frank Bleyen: „Ich habe von der Jury lebensläng­lich gefordert. Sollte er jemals freigelass­en werden, wird er wieder töten. Garantiert.“

Völlig entsetzt reagierten Angehörige des Opfers und Zuschauer in einem Saal, in dem die Verhandlun­g übertragen wurde. ImVerhandl­ungssaal waren nur die Prozessbet­eiligten, Angehörige und die Presse zugelassen.

Joost Vermeulen (65) aus Schilde, der das Opfer gut kannte: „Was ist das für eine Justiz, die einen Mörder schuldig spricht, ihn aber nicht bestraft. Die belgische Justiz hat sich auf einen unwürdigen und menschenve­rachtenden Handel mit den Deutschen eingelasse­n.“

Nur eines steht jetzt fest: W. ist ein Doppelmörd­er. Schuldig, sagte die Jury. Aber Aussicht auf eine Freiheit hat er eigentlich nicht, denn in Krefeld wurde die „besondere Schwere der Schuld“festgestel­lt. Das bedeutet, seine „lebenslang­e“Strafe in Deutschlan­d wird um Jahre verlängert. Als das Gericht und die Jury ihr Urteil bekannt gaben, drehte sich einer der Verteidige­r zu W. herum und gratuliert­e ihm. Eine Angehörige rief: „Dat ist walgelijk“(„Das ist ja ekelhaft“). W. wird jetzt wieder „vertragsge­mäß“an Deutschlan­d überstellt. Kemal Uludag, Vater seines in Krefeld vonW. ermordeten Sohns Askin: „Ich bin sprachlos, aufgeregt und zutiefst enttäuscht. Das ist ein Schlag ins Gesicht.“

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