Rheinische Post Krefeld Kempen

Handel setzt auf neuen Bürgermeis­ter

Der Werbering Kempen hofft auf eine stärkere Unterstütz­ung durch die Politik. Die hat zuletzt oft gefehlt.

- VON ANDREAS REINERS

KEMPEN Für den Kempener Einzelhand­el und die Gastronomi­e ist der Ausgang der Bürgermeis­terwahl am 27. September ein Glücksfall. Dass der parteilose Christoph Dellmans ab kommendem Montag den Chefsessel im Rathaus am Buttermark­t besetzt, kommt den im Kempener Werbering zusammenge­schlossene­n mehr als 100 Mitgliedsb­etrieben sehr gelegen. Mit dem langjährig­en Referenten für Presse und Stadtmarke­ting hat man sehr gut zusammenge­arbeitet.

Dies gilt allerdings nicht für alle Abteilunge­n innerhalb der Stadtverwa­ltung: Man sei doch oft bei geplanten Aktivitäte­n blockiert worden, dieVerwalt­ung habe sich in den vergangene­n Jahren wenig flexibel und allzu bürokratis­ch gezeigt, sagen Werberingv­orsitzende­r Armin Horst und Geschäftsf­ührer Rainer Hamm.

Bestes Beispiel ist der alljährlic­he Weihnachts­markt. Da sind die Hürden für den Werbering und seinen Partner, die Veranstalt­ungsfirma „X-Dreams“, in der Vergangenh­eit häufig besonders hoch gewesen. Auch bei den Anträgen zur Genehmigun­g von verkaufsof­fenen Sonntagen hat man beim zuständige­n langjährig­en Ordnungsde­zernenten Hans Ferber und seinem Amt des Öfteren auf Granit gebissen. Vom scheidende­n Bürgermeis­ter Volker Rübo ist man da ebenfalls enttäuscht. Aber bereits unter dessen Vorgänger Karl Hensel lief es nicht rund.

Hinzu kommt, dass Handel und Gastronomi­e auch in den politische­n Parteien zu wenig Verständni­s für ihre zuweilen schwierige Lage verspürt haben. Auch da ist die Neukonzept­ion desWeihnac­htsmarktes ein gutes Beispiel. Als der Werbering seine Zukunftspl­äne mit einem über die gesamte Adventszei­t auf dem Buttermark­t fest installier­ten Weihnachts­markt öffentlich machte, war der Aufschrei unter den Marktbesch­ickern groß, sollten sie doch für die Adventszei­t auf einen anderen Platz ausweichen – für Marktleute, Kunden und auch etliche Politiker undenkbar.

„Für uns ist ein dauerhafte­rWeihnacht­smarkt auf dem Buttermark­t aber überlebens­wichtig“, sagen Horst und Hamm im Gespräch mit unserer Redaktion. Denn der ständige Auf- und Abbau an den Adventswoc­henenden ist nicht nur aufwendig und teuer, er führt bekanntlic­h auch dazu, dass unter der Woche kein Weihnachts­markt stattfinde­n kann. Ein Unding aus Sicht von externen Experten, die die Kempener zuletzt bei einer Fachtagung gesprochen haben. Die Konkurrenz schläft schließlic­h nicht. „Ein dauerhafte­r Weihnachts­markt würde unsere Chancen erhöhen, auch anspruchsv­ollere Verkaufsst­ände nach Kempen zu holen“, sagen Horst und Hamm. Gerade das fordern zunehmend die Weihnachts­marktbesuc­her auch in Kempen: Qualität statt Massenware mit geringem Bezug zum Weihnachts­fest wie Staubsauge­r, Null-Acht-Fünfzehn-Wollsocken oder Küchengerä­ten. „Am Ende verkommt unserer Weihnachts­markt noch zum Krammarkt, weil die niveauvoll­en Beschicker einen Bogen um Kempen machen“, so die beidenWerb­eringvorst­andsmitgli­eder.

Auch bei der touristisc­hen Vermarktun­g Kempens müsse der neue Bürgermeis­ter nachlegen. Da kommen Horst und Hamm gleich auf das Thema Hotelbette­n. Dass jahrelang verschlafe­n wurde, in Kempen ein neues Hotel zu bauen, habe dazu geführt, dass Kempen auf der regionalen Landkarte am Niederrhei­n allenfalls eine Nebenrolle spielt. Es müsse nun – auch mit dem geplanten Hotelneuba­u am Badezentru­m „Aqua Sol“– unbedingt nachgelegt werden. Weitere Übernachtu­ngsmöglich­keiten müssten geschaffen werden. Dabei müsse die Stadt Betreibern Hilfestell­ung geben.

Wichtig aus Sicht von Handel und Gastronomi­e: „In Kempen müssen alle – Stadtverwa­ltung, Politik und Werbering – an einem Strang ziehen. Das wäre eineWin-win-Situation“, sagt Armin Horst.Von den vom Werbering organisier­ten Stadtfeste­n profitiere die Stadt Kempen schließlic­h auch imagemäßig enorm. Andernorts würden Stadtfeste, auch Weihnachts­märkte, unter Federführu­ng der Stadtverwa­ltung organisier­t. „Dahin sollten wir auch kommen“, sagt Horst. Er ist guter Hoffnung. Wenn denn die Politik auch gegenüber Handel und Gastronomi­e endlich eine einheitlic­he Linie fahre – zumWohle von Kempen.

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FOTO (ARCHIV): ?? In diesem Jahr kann der Kempener Weihnachts­markt wegen Corona nicht in der gewohnten Form stattfinde­n. Für 2021 arbeitet der Werbering an einem Konzept.
KAISER FOTO (ARCHIV): In diesem Jahr kann der Kempener Weihnachts­markt wegen Corona nicht in der gewohnten Form stattfinde­n. Für 2021 arbeitet der Werbering an einem Konzept.

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