Rheinische Post Krefeld Kempen
Handel setzt auf neuen Bürgermeister
Der Werbering Kempen hofft auf eine stärkere Unterstützung durch die Politik. Die hat zuletzt oft gefehlt.
KEMPEN Für den Kempener Einzelhandel und die Gastronomie ist der Ausgang der Bürgermeisterwahl am 27. September ein Glücksfall. Dass der parteilose Christoph Dellmans ab kommendem Montag den Chefsessel im Rathaus am Buttermarkt besetzt, kommt den im Kempener Werbering zusammengeschlossenen mehr als 100 Mitgliedsbetrieben sehr gelegen. Mit dem langjährigen Referenten für Presse und Stadtmarketing hat man sehr gut zusammengearbeitet.
Dies gilt allerdings nicht für alle Abteilungen innerhalb der Stadtverwaltung: Man sei doch oft bei geplanten Aktivitäten blockiert worden, dieVerwaltung habe sich in den vergangenen Jahren wenig flexibel und allzu bürokratisch gezeigt, sagen Werberingvorsitzender Armin Horst und Geschäftsführer Rainer Hamm.
Bestes Beispiel ist der alljährliche Weihnachtsmarkt. Da sind die Hürden für den Werbering und seinen Partner, die Veranstaltungsfirma „X-Dreams“, in der Vergangenheit häufig besonders hoch gewesen. Auch bei den Anträgen zur Genehmigung von verkaufsoffenen Sonntagen hat man beim zuständigen langjährigen Ordnungsdezernenten Hans Ferber und seinem Amt des Öfteren auf Granit gebissen. Vom scheidenden Bürgermeister Volker Rübo ist man da ebenfalls enttäuscht. Aber bereits unter dessen Vorgänger Karl Hensel lief es nicht rund.
Hinzu kommt, dass Handel und Gastronomie auch in den politischen Parteien zu wenig Verständnis für ihre zuweilen schwierige Lage verspürt haben. Auch da ist die Neukonzeption desWeihnachtsmarktes ein gutes Beispiel. Als der Werbering seine Zukunftspläne mit einem über die gesamte Adventszeit auf dem Buttermarkt fest installierten Weihnachtsmarkt öffentlich machte, war der Aufschrei unter den Marktbeschickern groß, sollten sie doch für die Adventszeit auf einen anderen Platz ausweichen – für Marktleute, Kunden und auch etliche Politiker undenkbar.
„Für uns ist ein dauerhafterWeihnachtsmarkt auf dem Buttermarkt aber überlebenswichtig“, sagen Horst und Hamm im Gespräch mit unserer Redaktion. Denn der ständige Auf- und Abbau an den Adventswochenenden ist nicht nur aufwendig und teuer, er führt bekanntlich auch dazu, dass unter der Woche kein Weihnachtsmarkt stattfinden kann. Ein Unding aus Sicht von externen Experten, die die Kempener zuletzt bei einer Fachtagung gesprochen haben. Die Konkurrenz schläft schließlich nicht. „Ein dauerhafter Weihnachtsmarkt würde unsere Chancen erhöhen, auch anspruchsvollere Verkaufsstände nach Kempen zu holen“, sagen Horst und Hamm. Gerade das fordern zunehmend die Weihnachtsmarktbesucher auch in Kempen: Qualität statt Massenware mit geringem Bezug zum Weihnachtsfest wie Staubsauger, Null-Acht-Fünfzehn-Wollsocken oder Küchengeräten. „Am Ende verkommt unserer Weihnachtsmarkt noch zum Krammarkt, weil die niveauvollen Beschicker einen Bogen um Kempen machen“, so die beidenWerberingvorstandsmitglieder.
Auch bei der touristischen Vermarktung Kempens müsse der neue Bürgermeister nachlegen. Da kommen Horst und Hamm gleich auf das Thema Hotelbetten. Dass jahrelang verschlafen wurde, in Kempen ein neues Hotel zu bauen, habe dazu geführt, dass Kempen auf der regionalen Landkarte am Niederrhein allenfalls eine Nebenrolle spielt. Es müsse nun – auch mit dem geplanten Hotelneubau am Badezentrum „Aqua Sol“– unbedingt nachgelegt werden. Weitere Übernachtungsmöglichkeiten müssten geschaffen werden. Dabei müsse die Stadt Betreibern Hilfestellung geben.
Wichtig aus Sicht von Handel und Gastronomie: „In Kempen müssen alle – Stadtverwaltung, Politik und Werbering – an einem Strang ziehen. Das wäre eineWin-win-Situation“, sagt Armin Horst.Von den vom Werbering organisierten Stadtfesten profitiere die Stadt Kempen schließlich auch imagemäßig enorm. Andernorts würden Stadtfeste, auch Weihnachtsmärkte, unter Federführung der Stadtverwaltung organisiert. „Dahin sollten wir auch kommen“, sagt Horst. Er ist guter Hoffnung. Wenn denn die Politik auch gegenüber Handel und Gastronomie endlich eine einheitliche Linie fahre – zumWohle von Kempen.