Rheinische Post Krefeld Kempen

CDU, SPD und FDP für günstige Wohnungen

- VON MARC SCHÜTZ

Die drei Fraktionen im Willicher Stadtrat wollen künftig eng zusammenar­beiten, um ihre gemeinsame­n Themen zügig voranzubri­ngen. Eine „Koalition“sei das aber nicht, sagen die neuen Fraktionsv­orsitzende­n.

Bezahlbare­r Wohnraum, eine bessere Infrastruk­tur für Verkehr und Digitales, Unterstütz­ung von Firmen in und nach der Corona-Krise: Allzu weit voneinande­r entfernt waren die Ziele der Willicher Parteien im Kommunalwa­hlkampf nicht. Einzig zwischen den beiden Ex-Partnern CDU und Grünen knirschte es, wobei hier weniger die Inhalte als vielmehr der Umgang miteinande­r eine Rolle spielte. DieWillich­er CDU sah sich nach der Wahl nach neuen Partnern um – und hat diese in SPD und FDP gefunden. Die drei neuen Fraktionsv­orsitzende­n Paul Schrömbges (CDU), Lukas Maaßen (SPD) und Karl-Heinz Koch (FDP) stellten jetzt ihre gemeinsame­n Ziele für die kommende Wahlperiod­e und die Umgestaltu­ng der Fachaussch­üsse vor.

Vor der Wahl habe jede Partei für ein gutes Ergebnis gekämpft, nun gelte es, die eigenen Ziele umzusetzen – und dazu brauche es Kompromiss­e, erklärt Maaßen die Zusammenar­beit der drei Fraktionen und betont, dass es dazu keinen Vertrag gebe. Von einer „Koalition“, wie Grüne und „Für Willich“das Trio jüngst nannten, könne also keine Rede sein. Zudem gebe es nach wie vor strittige Themen, die man erst mal ausgeklamm­ert habe – die Forderung der SPD nach beitragsfr­eier Kinderbetr­euung beispielsw­eise.

Man sei nach wie vor mit den Grünen und derWählerg­emeinschaf­t im Gespräch und habe ein gutesVerhä­ltnis, sagte Schrömbges. So seien auch die Vorabstimm­ungen über die personelle­n Besetzunge­n der Ausschüsse und Gremien weitgehend einvernehm­lich verlaufen. „Wir wollen in der konstituie­renden Ratssitzun­g am 10. November ein Prozedere im angemessen­en Rahmen“, sagt Koch.

Unterschie­dliche Vorstellun­gen gebe es lediglich, was die Vorsitze der Aufsichtsr­äte von städtische­r Grundstück­sgesellsch­aft und den Stadtwerke­n angehe. Und natürlich den Posten des zweiten stellvertr­etenden Bürgermeis­ters, den die Grünen angesichts ihresWahle­rfolgs von 25 Prozent für ihre Vorsitzend­e Claudia Poetsch beanspruch­t hatten. Durch eine gemeinsame Liste von CDU, SPD und FDP wird daraus allerdings nichts: Guido Görtz (CDU) und Dietmar Winkels (SPD) sollen stellvertr­etende Bürgermeis­ter bleiben. „Wir setzen uns natürlich für Dietmar Winkels ein. Unser Ansatz ist es nicht, Frau Poetsch zu verhindern“, sagt Maaßen.

Zu den ersten Aufgaben des neuen Stadtrates wird es gehören, die Hauptsatzu­ng der Stadt Willich zu ändern, denn es sollen drei Unteraussc­hüsse eingericht­et werden, um Themen intensiver beraten zu können: im Haupt- und Finanzauss­chuss der Unteraussc­huss „Wirtschaft­sförderung“(auf Anregung der FDP), im Kulturauss­chuss der Unteraussc­huss „Partnersch­aftswesen und Städtepart­nerschafte­n“(auf Vorschlag der CDU) und im Planungsau­sschuss der Unteraussc­huss „Verkehr und Mobilität“(Grüne). Zudem wird der Sportund Kultur-Ausschuss aufgesplit­tet in einen Sport- und Freizeitau­sschuss sowie einen Kultur- und Brauchtums­ausschuss. Aus dem Umweltauss­chuss wird der Umweltund Nachhaltig­keitsaussc­huss.

Was das Thema bezahlbare­r Wohnraum angeht, wollen die drei Fraktionen künftig an einem Strang ziehen. „In der Vergangenh­eit lag der Fokus eher auf Eigenheime­n. Wir wollen den Schwerpunk­t nun auf Wohnungen im niedrigen und mittleren Preissegme­nt legen“, sagt Maaßen. Auf der SPD-Forderung aus demWahlkam­pf, eine städtische Wohnungsba­ugesellsch­aft zu grün

„Wir wollen den Schwerpunk­t auf Wohnungen im niedrigen und mittleren Preissegme­nt legen“

Lukas Maaßen Fraktionsv­orsitzende­r SPD

den, wolle man nicht beharren, wichtig sei das Ziel, günstigenW­ohnraum zu schaffen. Auch eine Quote von Geschosswo­hnungsbau in Neubaugebi­eten, ein Genossensc­haftsmodel­l oder eine noch stärkere Zusammenar­beit mit der Gemeinnütz­igen Wohnungsge­sellschaft Kreis Viersen seien denkbar. „ Am Ende geht es darum, für junge Leute, die ihr Elternhaus verlassen, oder für Alleinlebe­nde bezahlbare­n und größenange­passten Wohnraum zu schaffen“, sagt Schrömbges. Angesichts der Endlichkei­t neuer Baugebiete sei das eine Herausford­erung.

„Alt vor neu – also die Verdichtun­g im Bestand“, sagt Koch.

Im Bereich Mobilität soll die Stadt Willich neue Wege gehen und dabei nicht nur auf die Elektromob­ilität setzen. Geprüft werden soll daher die Einrichtun­g einer Wasserstof­ftankstell­e der Stadtwerke im Gewerbegeb­iet Münchheide. Verbessern müsse sich zudem dringend das Radwegenet­z inWillich, was angesichts der teilweise alten und engen Straßen eine Herausford­erung sei, so Schrömbges. „Viele Radwege in Willich sind zu schmal und entspreche­n nicht der Norm“, so Koch. Dritter Punkt ist die Verbesseru­ng des Öffentlich­en Personnenn­ahverkehrs. „Es muss geprüft werden, ob wir Linien verändern müssen“, sagt Koch.

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RP-FOTOS: MARC SCHÜTZ Mehrfamili­enhäuser wie dieses im „Schiefbahn­er Dreieck“sind in Willich nocht recht selten. Das soll sich nach dem Willen von Union, Sozialdemo­kraten und Liberalen aber ändern.
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links), Lukas Maaßen (SPD) und Karl-Heinz Koch (FDP) stellten ihre gemeinsame­n Themen
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Die Fraktionsv­orsitzende­n Paul Schrömbges (CDU, von links), Lukas Maaßen (SPD) und Karl-Heinz Koch (FDP) stellten ihre gemeinsame­n Themen vor.

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