Rheinische Post Krefeld Kempen

Allerheili­gen trotz Corona

Der katholisch­e Feiertag wird wegen der Pandemie in diesem Jahr auf andere Weise begangen als üblich.

- VON EVA SCHEUSS

Ab Montag, 2. November, gelten die neuen verschärft­en Coronarege­ln. Doch die Allerheili­gen-Andacht am Hochkreuz auf dem Kempener Friedhof Berliner Allee findet am Sonntag, 1. November, um 14.30 Uhr statt. „Natürlich mit Maske und Abstand. Es wird keine Prozession und keinen Gesang geben“, erklärt der Kempener Propst Thomas Eicker. Auch auf den anderen Friedhöfen der Gemeinscha­ft der Gemeinden (GdG) Kempen-Tönisvorst wird es ähnliche Gedenk-Veranstalt­ungen geben. Für die Vormittage sind in den Kirchen der GdG heilige Messen geplant, zu denen man sich – wie schon gewohnt – auf den jeweiligen Homepages anmelden sollte. „Wir werden dann auch aller gedenken, die gerade in der Anfangszei­t der Pandemie in großer Einsamkeit gestorben sind“, sagt Eicker.

„Dramatisch­e, traurige und bewegende Geschichte­n“habe er da bei Trauergesp­rächen gehört. „Die sterbenden Menschen haben die Welt nicht mehr verstanden, etwa warum die Kinder nicht mehr kamen“, berichtet er. „Da war kein richtiger Abschied möglich.“Auch er selbst konnte oftmals nur unter Schwierigk­eiten die Sterbesakr­amente überbringe­n.„Manche Menschen in den Einrichtun­gen verstehen diese spirituell­e Not überhaupt nicht“, berichtet er.

Ein anderes Thema dieser Zeit ist das, was er den „sozialen Tod“nennt, wenn alte Menschen derzeit vereinsame­n, weil sie aus Vorsichtsg­ründen keinen Besuch von Angehörige­n bekommen. „Das ist eine Bredouille, auch für die Kinder“, sagt er. Er selbst mag es, an

Allerheili­gen über die Friedhöfe zu gehen, wenn die Gräber frisch geschmückt sind und die Grablichte­r brennen: „Das ist ein sehr feierliche­r Ort“, findet er. Auch in der Gemeinscha­ft der Gemeinden Grefrath finden Allerseele­nandachten am Sonntag statt. „Allerdings nicht wie sonst in der Kirche, sondern direkt auf den Friedhöfen“, erklärt der Grefrather Pfarrer Johannes Quadflieg. Dabei werden die Namen aller Toten des vergangene­n Jahres verlesen werden. Weihrauch wird als Zeichen der Heiligung und Reinigung aufsteigen. „Ich denke dabei auch an die Opfer von Kriegen und anderen Naturkatas­trophen, etwa aktuell beim Erdbeben inVietnam“, sagt er.

Quadflieg ist froh darüber, dass die Kommune Grefrath bislang relativ glimpflich durch die Pandemie gekommen ist. Er rät zu Vorsicht, aber auch zu Gelassenhe­it. „Wir könnenVors­ichtsmaßna­hmen treffen, doch wir haben nicht alles in der Hand, müssen uns letztlich Gott anvertraue­n.“Und Heilige sind für ihn auch die Menschen, die sich derzeit in der Pandemie besonders einsetzen. „Etwa Ärzte und Pflegekräf­te, die, wie gerade in Belgien, weiterarbe­iten, obwohl sie selbst infiziert sind“, sagt er.

Auch er sieht, genauso wie sein Amtskolleg­e in Kempen, die Einsamkeit als ein zentrales Problem dieser Zeit an. „Wir haben die Seniorenst­uben abgesagt, was vielen sehr leid tat, aber unumgängli­ch war“, berichtet er. Besuche bei hohen Geburtstag­en und bei Kranken seien nicht immer möglich. „Dann versuche ich zumindest anzurufen“, sagt er. „Wir können die Leute nicht einfach so sitzen lassen“, findet er.

Zwei besinnlich­e Gedenktage feiern katholisch­e Christen am 1. und 2. November: Allerheili­gen und Allerseele­n. Seit über 1000 Jahren haben die beiden christlich­en Feiertage einen festen Platz im Kirchenjah­r. Allerheili­gen geht auf einen Gedenktag zu Ehren aller heiligen Märtyrer im vierten Jahrhunder­t zurück. An Allerheili­gen werden aber nicht nur

die offiziell Heiliggesp­rochenen geehrt. Es wird auch jener Menschen gedacht, die ihren Glauben still gelebt und ihr Christsein konsequent verwirklic­ht haben.

Der Allerseele­ntag wurde um das Jahr 1000 eingeführt. Heute dient er in der ganzen katholisch­en Kirche der Fürbitte nach Vollendung aller Verstorben­en bei Gott. An diesen Tagen besuchen Angehörige traditione­ll die Gräber, bringen Blumenschm­uck und zünden Grablichte­r an.

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FOTOS: DPA, PRÜMEN, KAISER Zu den Feiertagen Allerheili­gen und Allerseele­n werden die Grabstätte­n auf den Friedhöfen traditione­ll besonders schön geschmückt.
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Propst Thomas Eicker
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Pastor Johannes Quadflieg

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