Rheinische Post Krefeld Kempen
Merkels schwerster Kampf
ANALYSE
sich. Sie übernahm das Heft des Handelns. In den Sommermonaten rückten die Ministerpräsidenten der Länder mit ihren unterschiedlichen Konzepten in den Mittelpunkt – Merkel nahm sich zurück. Überzeugt war sie nicht von den vielen Sonderwegen. Nun ist die Zahl der Neuinfektionen so stark gestiegen, dass die Kanzlerin zurück ist in ihrer Rolle als Krisenmanagerin für das ganze Land.
Die Ministerpräsidenten brachte sie auf eine Linie. Doch in der Öffentlichkeit ist der Frust über geschlossene Restaurants, Sportstätten und abgesagte Kulturveranstaltungen groß. Die Stimmen, die den jetzigen zweiten und milderen Shutdown als im Frühjahr als unverhältnismäßig kritisieren, kommen auch aus der Mitte der Gesellschaft. So warb die Kanzlerin am Montag vehement um Akzeptanz der Kontaktbeschränkungen. Und warf ihre Auffassung von Freiheit in die Waagschale. „Ich glaube in der Demokratie an die Kraft der Vernunft und der Verantwortung“, sagte sie und fügte ihre Vorstellung einer Gesellschaft hinzu, in der sich jeder auch um den anderen sorgt – und deswegen selbst verzichtet.
Als Naturwissenschaftlerin war Merkel sowieso präsent. „Das ist exponentielles Wachstum, das uns mit zunehmender Geschwindigkeit auf eine akute Notlage in unseren Krankenhäusern zulaufen lässt“, mahnte die Physikerin. Und machte deutlich: Die Zahl von 50 Infizierten auf 100.000 Einwohner in sieben Tagen ist ihre persönliche Demarkationslinie. An dieser Marke entscheidet sich für Merkel die Frage, ob man die Infektionsketten noch nachverfolgen kann: „Jeder und jede hat es in der Hand, diesen November zu unserem gemeinsamen Erfolg zu machen – zu einem Wendepunkt wieder zurück zu einer Verfolgbarkeit der Pandemie.“Daraus folgt: Sollte diese Marke, die jetzt bei über 125 liegt, mit den vierwöchigen Einschränkungen nicht erreicht werden, erscheinen Locke
„Jeder und jede hat es
in der Hand, diesen November zu unserem gemeinsamen Erfolg zu machen“
Angela Merkel Bundeskanzlerin