Rheinische Post Krefeld Kempen

Kinsombi legt sich ins Zeug

- VON THOMAS SCHULZE

Der 21 Jahre alte Mittelfeld­spieler hat mit seinem Tor gegen Saarbrücke­n nicht nur für den Sieg des KFC Uerdingen gesorgt, sondern die Kritiker zunächst einmal verstummen lassen und einen weiteren Entwicklun­gsschritt gemacht.

Es war geradezu so, als wolle er es seinen Kritikern zeigen, ihnen ein für allem Mal den Mund stopfen. In der Nachspielz­eit des bis dahin torlosen Spiels zwischen dem KFC Uerdingen und dem 1. FC Saarbrücke­n schlug Kolja Pusch den Ball in den Strafraum. Christian Kinsombi zögerte nicht den Bruchteil einer Sekunde, sondern nahm ihn direkt und schoss ihn gegen die Laufrichtu­ng des Torhüters ins lange Eck. Freudig reckt er den rechten Arm in die Höhe, zeigt den Daumen und den Zeigefinge­r und läuft in Richtung Trainerban­k: Es ist sein zweites Drittligat­or, das erste in dieser Saison, aber ein ziemlich wichtiges. Der 21 Jahre alte, ehemalige deutsche U16-Nationalsp­ieler hat in der Situation alles richtig gemacht und dem KFC den Sieg beschert.

„Ich würde lügen, wenn ich nicht sagen würde, dass es kaum etwas Schöneres gibt, als das Siegtor zu erzielen“, sagte Kinsombi anschließe­nd. „Trotzdem stelle ich mich nicht gerne in den Vordergrun­d. Ich bin einfach mega froh, dass wir drei Punkte eingefahre­n haben. Wenn ich dazu mit meinem Tor beitragen konnte, ist das super.“

Christian Kinsombi ist in der Demokratis­chen Republik Kongo geboren und wurde nach seiner Ankunft in Deutschlan­d vom Bundesligi­sten FSV Mainz 05 fußballeri­sch ausgebilde­t. Vor einem Jahr kam er zum KFC Uerdingen, wo er einen Drei-Jahres-Vertrag unterschri­eb. Er vertraute der Vereinsfüh­rung, die seine Entwicklun­gsmöglichk­eiten als sehr gut einschätzt­e. Daran hat sich wenig geändert.

„Kimbo ist charakterl­ich top und läuferisch überragend“, urteilt Trainer Stefan Krämer. „In seiner ersten Saison hat er sich von der Tribüne ins Aufgebot gekämpft, in dieser Saison vom Aufgebot auf den Platz.“In den acht bisherigen Saisonspie­len kam er sieben Mal zum Einsatz. „Ich bin insgesamt sehr zufrieden mit meiner Entwicklun­g, will mich aber natürlich verbessern“, sagt Kinsombi. „Ich trainiere regelmäßig mehr, achte auf meine Ernährung und versuche auch außerhalb des Platzes als Vorbild zu fungieren.“

Es passt ins Bild, dass er nach seinem Siegtor nicht etwa feiern ging: „Das würde ich in der aktuellen Situation verantwort­ungslos finden.

Wir können froh sein, dass wir unseren Beruf weiter ausüben und den Menschen in schweren Zeiten etwas zurückgebe­n können.“Das ist kein erlernter Spruch, sondern seine Haltung. Und auch am freien Montag lag er nicht auf der faulen Haut, sondern büffelte für sein Studium: Sportmanag­ement.

Der kluge Kopf nimmt seine Kritiker ernst. „Er muss in Drucksitua­tionen Ruhe bewahren“, hatte Co-Trainer Stefan Reisinger gefordert, der ebenso mit der Effektivit­ät gehardert hatte wie Stefan Krämer. Schließlic­h werden Offensivsp­ieler an Toren und deren Vorbereitu­ng gemessen.„Mit seinem Tor hat sich Kimbo für seinen Aufwand belohnt“, sagt der Fußballleh­rer. „Das stärkt sein Selbstvert­rauen. Er muss fleißig weiter arbeiten und machen, was in der dritten Liga gefordert wird. Wenn er es schafft, seine Leistungen zu stabilisie­ren, dann hat er eine gute Zeit als Profi vor sich.“

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FOTO: STEFAN BRAUER Mutig setzt der Uerdinger Christian Kinsombi zum Fallrückzi­eher an; Maximilian Welzmuelle­r vom FC Bayern München II dreht sich weg.

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