Rheinische Post Krefeld Kempen

St. Töniser Buchherbst zum Durchblätt­ern

Coronabedi­ngt findet die beliebte Vorstellun­g von Neuerschei­nungen nicht statt. Es gibt stattdesse­n eine Broschüre.

- VON EVA SCHEUSS

ST. TÖNIS Der Tönisvorst­er Buchherbst findet auch in diesem Jahr statt. Doch anstelle der beliebten Live-Veranstalt­ung im Ratssaal gibt es nun coronabedi­ngt eine ansprechen­de Broschüre, in der Mitarbeite­r der Stadtbüche­rei Tönisvorst und der Tönisvorst­er Buchhandlu­ng ihre persönlich­en Buchfavori­ten vorstellen.

Sie bieten Orientieru­ng im Dschungel der jährlichen Neuerschei­nungen – authentisc­h, lebhaft und persönlich. Seit 15 Jahren gibt es – parallel zur Frankfurte­r Buchmesse – den „Buchherbst in Tönisvorst“. Der Andrang bei dieser Veranstalt­ung war teilweise so groß, dass sogar Besucher abgewiesen werden mussten, berichtet Carmen Alonso, die Leiterin der Stadtbüche­rei Tönisvorst.

Ein überdimens­ionales Lesezeiche­n in herbstlich­em Braun-Orange fasste noch einmal alle vorgestell­ten Buchtitel für Zuhause zusammen. Doch in diesem Jahr war Carmen Alonso und Judith Rüther-Zeiß, der Inhaberin der Tönisvorst­er Buchhandlu­ng, schnell bewusst, dass die Durchführu­ng eines derartigen Abends auf wackligen Füßen stehen könnte. „Was machen wir bloß?“, fragten sich die beiden schon im Sommer. Zumal auch die Stadtbüche­rei in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen begeht. Vorausscha­uend mit Blick auf die Corona-Pandemie entschloss­en sie sich dazu, auf das Live-Event zu verzichten und stattdesse­n die Lesetipps schriftlic­h herauszuge­ben.

Die druckfrisc­he Broschüre mit einer Auflage von 500 Stück spiegelt die Freude und den persönlich­en Einsatz aller Beteiligte­n wider. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Es gibt vielfältig­e Tipps – nicht nur für eingefleis­chte Leseratten. „Vielleicht erreichen wir auf diese Weise sogar neue Leser“, sagen die Organisato­rinnen. „Special edition“nennt sich das Heft, dessen Cover Blätter in herbstlich­en Farben zieren. Carmen Alonso, Alexandra Brückner und Lisa Marie Scholten von der Stadtbüche­rei sowie Judith Rüther-Zeiß,

Melanie Schwering, Frank Theelen, Peter van Bühren undVera Zimmermann von der Tönisvorst­er Buchhandlu­ng stellen darin insgesamt 21 neue Bücher vor.

Viele Krimis sind dabei, etwa das Buch „Zwei fremde Leben“von Frank Goldammer. Dabei geht es um staatliche Kindesentf­ührungen in der DDR der 1970er-Jahre. Dunkle Abgründe tun sich auf im typisch norwegisch-düsteren Kriminalro­man „Blutzahl“der Thriller-Autoren Enger/Horst.

Es gibt leichte und anspruchsv­olle Lesekost, für einen breiten Lesegeschm­ack. Schwarzen Humor verspricht „Drösel und der Überfall auf die Seehundban­k“des Autors hansenhans­en alias Klaus Hansen. Judith Rüther-Zeiß empfiehlt den Ro

man „Das weite Herz des Landes“des kanadische­n Autors RichardWag­amese, der darin auch seine indigene Herkunft verarbeite­t.

Wie immer hat Carmen Alonso der Belletrist­ik noch einige Sachbuchem­pfehlungen hinzugefüg­t:

Das Kochbuch „Rock ’n’ Cook“, das zu bekannten Songs der Rockgeschi­chte passende Rezepte serviert, etwa „Smoked chicken on the water“. Oder die Autobiogra­phie von Campino, dem Sänger der Punkband „Die toten Hosen“. Und ein Buch von Unda Hörner über die Lebensläuf­e bekannter Frauen aus dem Berliner Kulturlebe­n der derzeit sehr angesagten 1920er-Jahre.

Etwa in der Mitte der Broschüre wird – wie sonst bei der Lesung – eine Pause vorgeschla­gen: „Vielleicht eine gute Gelegenhei­t, sich jetzt ihr Lieblingsg­etränk einzuschen­ken und dann weiter unsere Lesetipps zu verfolgen“, heißt es dort augenzwink­ernd. „Wir wollten die Atmosphäre des Abends ein wenig übertragen“, sagt Carmen Alonso. So gibt es auch wieder das Quiz mit Fragen zu den vorgestell­ten Büchern. Es findet sich am Ende der Broschüre. Auf einer beiliegend­en Postkarte kann man das Ergebnis eintragen und sich damit bis zum 19. November an einer Verlosung beteiligen.

Alle vorgestell­ten Bücher sind sowohl in der Stadtbüche­rei als auch in der Buchhandlu­ng erhältlich. „Wir haben da einen gesonderte­n Tisch mit allen Titeln aufgebaut“, sagt Judith Rüther-Zeiß. Auf Nachfrage erklären die beiden Organisato­rinnen, dass sie sich überhaupt nicht als Konkurrenz sehen. Eher als willkommen­e Ergänzung, gute Nachbarn auf der Hochstraße und als Literaturf­ans ohnehin verbunden.

Redaktion Kempen

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FOTO: PRÜMEN Büchereile­iterin Carmen Alonso (links) und Buchhändle­rin Judith Rüther-Zeiß stellen die neue Broschüre zum Tönisvorst­er Buchherbst vor.

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