Rheinische Post Krefeld Kempen
Dem Hass den Krieg erklären
Wehrlose Menschen auf der Straße zu töten, mehr als ein Dutzend zu verletzen, ist ein barbarischer Akt. Der mutmaßlich islamistische Angriff in Wien drückt tiefste Menschenverachtung aus. Er ist zugleich die primitivste Form, Gewalt auszuüben: ohne auffällige Vorbereitungen. Rausgehen und schießen. Aus dem Hinterhalt.
Natürlich löst das Bestürzung aus, Wut, auch Rachegefühle. Doch genau das ist das Ziel der Attentäter. Jeder Angriff dient dazu, Hass zu säen. Zwiespalt zu stiften. Ist das ein Krieg der Kulturen oder gar der Religionen? Waren all jene naiv, die an das Miteinander unterschiedlicher Kulturen in einer offenen Gesellschaft glauben und sich für Integration starkmachen? Nach jedem Anschlag fällt es schwerer, versöhnliche Postionen zu vertreten.
Eine Antwort müssen nun die Sicherheitskräfte in Europa geben, indem sie die Hintergründe der Taten klären und auch die offenen wie subtilen Hassprediger ins Visier nehmen. Sie müssen präzise arbeiten, den Terror mit allen Mitteln des Rechtsstaats verfolgen, auch an seinen vermeintlich legalen Rändern – eine gewaltige Aufgabe. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sie nach dem Anschlag auf den Lehrer Samuel Paty benannt und damit Hass hervorgerufen. Das mag am Ton seiner Rede gelegen haben, doch bei den Strukturen anzusetzen, ist richtig.
Kanzlerin Angela Merkel hat sich nach dem Anschlag in Wien schneller zu Wort gemeldet als etwa zu Dresden. Der islamistische Terror sei„unser gemeinsamer Feind“, ließ sie erklären. Auf das Gemeinsame zu verweisen, ist der Versuch, die Saat des Hasses nicht aufgehen zu lassen. Unsere Lebensweise ist verletzlich. Das zeigt sich gerade auf so vielen Ebenen. Es ist Zeit, dem Hass den Krieg zu erklären. Gemeinsam. BERICHT WARNUNG