Rheinische Post Krefeld Kempen

Fertig-Smoothies sind häufig Mogelprodu­kte

Verbrauche­rschützer kritisiere­n teils sehr hohe Saftanteil­e. Der Begriff lässt Täuschung mit Zutaten zu.

- VON JAN DREBES

BERLIN Smoothies aus dem Supermarkt­regal sind zumeist teurer als Fruchtsaft. Einige dieser Produkte enthalten aber kaum andere Zutaten als beispielsw­eise Apfelsaft. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchu­ng des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­andes (VZBV). Demnach wies etwa der „Grüne Smoothie“der Drogerieke­tte DM in Bio-Qualität einen Saftanteil in Höhe von 74 Prozent auf. Bei 60 Prozent der insgesamt 50 getesteten Produkte war wiederum nicht ermittelba­r, wie hoch der Anteil am charakteri­stischen Frucht- oder Gemüsepüre­e tatsächlic­h ist.

Im Rahmen des Projekts Lebensmitt­elklarheit prüften die Experten zwischen März und Juli die Smoothies von Supermärkt­en, Discounter­n und Drogeriemä­rkten. Eine vollständi­ge Übersicht der Ergebnisse ist auf der Internetse­ite lebensmitt­elklarheit.de verfügbar.

Das Problem aus Sicht der Verbrauche­rschützer: Der Begriff „Smoothie“, abgeleitet von dem englischen Wort smooth für sanft oder glatt, weist zwar auf eine Art Püreesaft hin. Klar definiert ist er aber nicht, was zur Täuschung der Verbrauche­r etwa bei der Zusammense­tzung der Zutaten einlädt.„Smoothies sollten in den Leitsätzen des Deutschen Lebensmitt­elbuchs klar geregelt werden“, fordert daher Anne Markwardt, Teamleiter­in Lebensmitt­el beim VZBV. „Wir gehen davon aus, dass Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r eine dickflüssi­ge Konsistenz und einen hohen Anteil an hochwertig­em Fruchtpüre­e erwarten, wenn sie zu den vielfach teureren Smoothies anstelle eines Saftes greifen“, so Markwardt.

Ein weiteres Beispiel: Der „Smoothie Plus Antioxidan­t“in der Geschmacks­richtung „Kiwi, Limette, Apfel, Matcha, Leinsamen undVitamin­e“, den es in Edeka-Märkten zu kaufen gibt, besteht zu 61 Prozent aus Apfelsaft. Die auf dem Etikett beworbenen Leinsamen als besondere Zutat kommen gemeinsam mit einem Algenextra­kt auf einen Anteil von nur 0,39 Prozent. Bei fast einem Drittel der getesteten Smoothies wurde Werbung mit kleinsten Mengen gemacht. Ob diese maßgeblich zu Geschmack oder Konsistenz beitragen, bezweifeln die Verbrauche­rschützer in ihrer Untersuchu­ng.

Andersheru­m gilt: Wenn eine Zutat auf derVerpack­ung nicht ausdrückli­ch angepriese­n wird, muss der Hersteller auch keine Angaben zum Anteil im Produkt machen. Markwardt fordert deswegen:„DamitVerbr­aucher beurteilen können, ob die Smoothies ihr Geld wert sind, sollte der Gehalt an Fruchtpüre­e immer gekennzeic­hnet sein.“Zudem üben die Experten Kritik, weil in einem Fünftel der Smoothies Koffein oder Guarana enthalten waren und dies etwa für Schwangere oder Kinder nicht empfehlens­wert ist.

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FOTO: THINKSTOCK Selbst gemachte Smoothies sind oft die bessere Alternativ­e.

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