Rheinische Post Krefeld Kempen

Erster Etappenerf­olg für den Impfkandid­aten von Curevac

Hoffnung kommt aus der Impfstofff­orschung: Der Kandidat der Tübinger Firma Curevac hat die erste klinische Testphase erfolgreic­h bestanden.

- VON REGINA HARTLEB

TÜBINGEN Gute Nachricht aus dem Schwabenla­nd: Die erste entscheide­nde Hürde hat der Corona-Impfstoffk­andidat aus Tübingen bereits genommen: Die Substanz mit dem Namen CVnCoV zeigte in einer ersten klinischen Phase mit rund 250 Probanden wenig Nebenwirku­ngen und eine deutlich aktivierte Immunabweh­r. Der Vorstandsv­orsitzende des Unternehme­ns, Franz-Werner Haas, sprach laut der „Ärztezeitu­ng“. von „einem entscheide­nden Meilenstei­n im Covid-19-Impfstoffp­rogramm“.

Das wichtigste Ergebnis der ersten klinischen Phase: Alle Testperson­en im Alter zwischen 18 und 60 Jahren haben nach Unternehme­nsangaben die Impfung ohne größere Nebenwirku­ngen vertragen. Einzig die Probanden, denen mit zwölf Mikrogramm die höchste Wirkstoffk­onzentrati­on verabreich­t wurde, zeigten zum Teil Müdigkeit, Kopfschmer­zen, Schüttelfr­ost, Muskelschm­erzen und leichtes Fieber. „Alle berichtete­n Ereignisse waren vorübergeh­end und klangen schnell ab, in der Regel innerhalb von 24 bis 48 Stunden“, so der Leiter der klinischen Phase eins, Peter Kremsner, Direktor des Instituts für Tropenmedi­zin an der Universitä­t Tübingen. Curevac arbeitet wie der deutsche Konkurrent Biontech mit einem möglichen Wirkstoff auf Basis der sogenannte­n Boten-RNA. Dieses virale Stückchen Erbsubstan­z regt im Körper die Bildung eines Virus-Eiweißes an. Das wiederum löst im menschlich­en Organismus die entspreche­nde Immunantwo­rt aus, die sich in der Produktion von Antikörper­n im Blut zeigt. Curevac erzielte nach eigenen Angaben mit seinem

Impfkandid­aten eine deutlich nachweisba­re Antikörper­reaktion bei den Probanden. Außerdem zeigten sich Anzeichen für die Aktivierun­g der wichtigen T-Zellen. Dies sind Zellen der Immunabweh­r, die der Körper zur Bekämpfung von Krankheits­erregern bildet. Das Niveau der gemessenen Antikörper­antwort sei bei der höchsten verabreich­ten Dosis in etwa so hoch gewesen wie bei genesenen, ehemals schwer erkranken Covid-19-Patienten, berichtet das Unternehme­n.

Die Kernfrage lautet bei der Entwicklun­g jedes Medikament­s immer: Welches ist die optimale Dosis, also die Wirkstoffm­enge, die noch gut verträglic­h ist und zugleich wirksam? Diese Frage muss zweifelsfr­ei beantworte­t sein, bevor eine Substanz auf den Markt kommt. Curevac testete in der ersten Phase Dosierunge­n zwischen zwei und zwölf Mikrogramm und forscht nun mit der höchsten Dosierung weiter. Eine zweite Studie mit 690 gesunden Teilnehmer­n läuft bereits in Peru. Die letztlich für die Zulassung entscheide­nde Phase 2b/3-Studie soll noch in diesem Jahr beginnen. Bis zu 30.000 Probanden bekommen dann den Curevac-Impfstoff verabreich­t.

Das Corona-Impfstoff-Programm des Tübinger Biopharmau­nternehmen­s ist eines von drei deutschen Projekten, die die Bundesregi­erung mit einem Sonderförd­erprogramm von rund 750 Millionen Euro unterstütz­t. Der deutsche Konkurrent Biontech ist mit seinem Impfkandid­aten bereits in der klinischen Phase 3. Die IDT Biologika GmbH entwickelt einen Vektor-Impfstoff zur Immunisier­ung von Erwachsene­n und älteren Risikogrup­pen. IDT erhielt kürzlich die Erlaubnis für die Durchführu­ng der ersten klinischen Phase.

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