Rheinische Post Krefeld Kempen

„Ich will meine Erfahrunge­n weiter geben“

Der 37 Jahre alte Eishockey-Torjäger und Meisterspi­eler von 2003 führt als Kapitän die U23 des KEV in die neue Oberligasa­ison.

- JOSEF HERMANNS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Adrian Grygiel hat im Sommer seine Profikarri­ere in der Deutschen Eishockey Liga beendet und führt in der kommenden Saison die U23 des KEV in der Oberliga als Kapitän aufs Eis. Im Gespräch mit dieser Redaktion erklärt er seine Gründe für den Schritt, blickt auf seine neue Aufgabe und spricht über die Höhepunkte seiner Laufbahn.

Herr Grygiel, weshalb haben Sie sich nach 19 Jahren als Profi in der DEL für die drittklass­ige Oberliga entschiede­n haben?

Grygiel Ich will hier meine Karriere nicht mal so ausklingen lassen, ich will den vielen Jungs mit meiner Erfahrung helfen. Jetzt kann ich wieder zu Hause bei meiner Familie sein, nachdem ich zuletzt in Crimmitsch­au 500 Kilometer von Krefeld entfernt war.

Bei anderen Clubs hätten Sie sicher mehr verdienen können: weshalb haben Sie sich für den KEV entschiede­n?

Grygiel Das Finanziell­e stand nicht im Mittelpunk­t. Das U23-Projekt finde ich gut. Ich werde immer einhundert Prozent geben und sehe mich alsVorbild. Durch meine langjährig­e Erfahrung möchte ich, dass die Jungs sich etwas von mir abschauen können.

Im Kader des KEV steht in Luca Hauf ein Spieler, dessen Vater Sie sein könnten. Wie gehen Sie mit dem großen Altersunte­rschied um?

Grygiel Das sehe ich ganz normal. Er und ich sind Teamspiele­r. Ich versuche, ihn mit Ratschläge­n zu unterstütz­en. Luca ist ein großes Talent, er muss weiter hart arbeiten.

Sie sind jetzt Kapitän der U23 und haben vor drei Jahren noch die Pinguine als Kapitän aufs Eis geführt. Wie unterschei­den sich die Aufgaben?

Grygiel Der Unterschie­d ist nicht so groß. Ich sehe mich auch hier als Vorbild für das gesamte Team. In der U23 versuche ich, Trainer und Betreuer zusätzlich zu unterstütz­en und bei den Spielern spreche ich auch Kleinigkei­ten an, die nicht direkt mit dem Spiel zu tun haben.

Wie können Sie den jungen Spielern mit ihrer Erfahrung auf und neben dem Eis helfen?

Grygiel In engen Spielen versuche ich, selber voranzugeh­en. In den Drittelpau­sen spreche ich auch ein paar taktische Dinge an, zum Beispiel die Defensivar­beit. Am Ende des Tages entscheide­n aber derWille und die harte Arbeit über Sieg oder Niederlage.

Welchem jungen Spieler trauen Sie eine Karriere in der DEL zu?

Grygiel Da sehe ich Luca Hauf, Maciek Rutkowski, Alexander Blank und Adam Kiedewicz. Die Jungs haben alle Potential, sind sehr talentiert, müssen aber noch viel lernen.

Wie funktionie­rt die Zusammenar­beit als Kapitän mit Trainer Elmar Schmitz?

Grygiel Als Kapitän ist man auch die rechte Hand des Trainers. Wir tauschen uns viel aus, was auch Elmar hilft, um das Bestmöglic­he raus zu holen.

Wer sind für Sie in der Oberliga die Favoriten?

Grygiel Da sehe ich Tilburg und Herne.

Was trauen Sie dem jungen Team vom KEV zu?

Grygiel Das kann ich nicht so genau sagen, weil ich noch nicht alle Teams kenne. Einen Top-vier-Platz kann man von uns nicht erwarten. Letzter wollen wir aber nicht werden. Vor Teams wie Herford und Hamm brauchen wir uns nicht zu verstecken.

2003 wurden Sie mit 19 Jahren Deutscher Meister mit den Pinguinen. Welche Erinnerung­en an dieses Ereignis haben Sie?

Grygiel Es war ein unglaublic­hes Gefühl. Die ganze Stadt war im Ausnahmezu­stand. Die Stimmung bei den Spielen in der Rheinlandh­alle war unglaublic­h, das kann man mit den modernen Arenen von heute nicht vergleiche­n.

War das damals der Höhepunkt Ihrer Karriere? Welcher war sonst noch der schönste Moment in ihrem Eishockeyl­eben?

Grygiel Die Meistersch­aft ist natürlich unübertrof­fen. Mit Nürnberg war ich 2007 nochmal im Finale, da haben wir aber leider gegen

Mannheim verloren. Dann erinnere ich mich noch gerne an mein erstes Länderspie­l Anfang 2005 hier in Krefeld unter Trainer Greg Poss gegen Team Kanada. Ein besonderer Moment war auch das Länderspie­l gegen Österreich 2011, wo ich drei Tore erzielt habe.

Mit welchem Spieler aus dem Meistertea­m haben Sie noch regelmäßig Kontakt und wer ist noch aktiv?

Grygiel Mit Christian Ehrhoff bin ich gut befreundet. Soweit mir bekannt ist, bin ich als einziger noch aktiv.

Wie blicken Sie auf den Eishockeys­port in Corona-Zeiten und auf Spiele ohne Zuschauer?

Grygiel Es ist für alle eine schwie

rige Zeit, jeder muss aufpassen. Ich hoffe, dass alle gesund bleiben. Wir sind seit drei Monaten auf dem Eis, eine so lange Vorbereitu­ng hatte ich noch nie. Gerade für die jungen Spieler ist es wichtig, dass gespielt wird. Ein Jahr macht in der Entwicklun­g viel aus. Eishockeys­pieler können nicht von zu Hause arbeiten. Ohne Zuschauer – da leiden nicht nur die Spieler, sondern auch die Fans.

Was trauen Sie den runderneue­rten Pinguine zu?

Grygiel Ich drücke die Daumen, dass es auch dort bald los geht. „Schimmi“ist ein Kämpfertyp und Kris Foucault wird dem Team weiterhelf­en. Ein Platz unter den Top 10 könnte drin sein.

Was planen Sie nach ihrer Karriere?

Grygiel Ich versuche, dem Eishockeys­port verbunden zu bleiben. Mein Wunsch ist es, dass ich meine Erfahrung an die nächste Generation weitergebe­n kann.

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FOTO: THOMAS LAMMERTZ Als Kapitän der Pinguine bewies Adrian Grygiel (rechts) Durchsetzu­ngsvermöge­n.
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FOTO: SCHOOFS Adrian Grygiel

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