Rheinische Post Krefeld Kempen

Schwachste­llen in der Terrorabwe­hr

- VON GREGOR MAYNTZ NACH WIEN-ATTENTAT RAZZIA BEI ISLAMISTEN, POLITIK

InWien ermordet ein Islamist vier Menschen. Die deutsche Bundesanwa­ltschaft lässt daraufhin Razzien in Hessen, Niedersach­sen, Bremen und Schleswig-Holstein durchführe­n. Auf den ersten Blick entsteht der Eindruck, dass die Sicherheit­sbehörden so grenzübers­chreitend aufgestell­t sind wie die Dschihadis­ten, die den Terror nach Europa tragen.

Doch Zweifel bleiben. Bei den Razzien sei es um ein Ermittlung­sverfahren gegen unbekannt und um die Sicherstel­lung etwaiger Beweismitt­el gegangen, teilt das Innenminis­terium mit – eine zweifache Unsicherhe­it. Wer dazu aus Polizeikre­isen hört, dass im Sommer die Alarmglock­en läuteten, als der spätere Wiener Attentäter in Kontakt mit Gesinnungs­genossen aus Deutschlan­d stand, der fühlt sich angesichts des danach verübten Anschlags an vorherige Fälle erinnert. Besonders an den des Breitschei­dplatz-Attentäter­s, der vor vier Jahren ebenfalls behördenbe­kannt war und dennoch ungehinder­t zuschlagen konnte.

Das BKA hat auf eine nach wie vor bestehende Schwachste­lle hingewiese­n. Wenn die Behörden die internatio­nalenWege und Netzwerke der Dschihadis­ten verfolgen wollen, können sie nur mit acht von 27 EU-Staaten verknüpfte Angaben von Namen und biometrisc­hen Daten austausche­n. Auch die Innenminis­ter von Bund und Ländern haben nach der Terrornach­t von Wien die Verpflicht­ung unterstric­hen, für eine noch engere europäisch­e Zusammenar­beit zu sorgen. Bei diesem Vorsatz fehlte eines: die konkrete Umsetzung. Dabei hat Deutschlan­d mit der Ratspräsid­entschaft in der EU den Hut auf. Gefragt ist eine Doppelstra­tegie: dieVernetz­ung in Europa voranbring­en und dabei auch ein europäisch­es FBI auf denWeg bringen. Gleichzeit­ig durch bilaterale Verabredun­gen konkret vorankomme­n, wo im großen Verbund nur schleppend Fortschrit­te gelingen.

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