Rheinische Post Krefeld Kempen

Heftiger Streit nach Corona-Demo

Eine „Querdenker“-Kundgebung zieht durch Leipzig, die Polizei bleibt passiv.

- VON GREGOR MAYNTZ

Der Polizei in Leipzig ist eine Großverans­taltung von Gegnern der Corona-Maßnahmen aus dem Ruder gelaufen. Als die Demonstrat­ion mit mehr als 20.000 Teilnehmer­n aufgelöst werden sollte, weil sich die meisten nicht an die Auflagen hielten, räumten die Beamten die Sperren und duldeten einen Aufmarsch, der zuvor ausdrückli­ch untersagt worden war.

Die Stadt hatte die Demonstrat­ion unter anderem der Stuttgarte­r Initiative „Querdenken“für den vergangene­n Samstag zunächst nur auf dem Messegelän­de außerhalb der Stadt zugelassen. Das sächsische Oberverwal­tungsgeric­ht in Bautzen genehmigte jedoch die Kundgebung auf dem zentralen Augustuspl­atz unter der Auflage, dass höchstens 16.000 Demonstran­ten teilnehmen, den Platz nicht verlassen, Masken tragen und Abstand halten. Alle Auflagen wurden missachtet; Beobachter schätzten, dass rund 90 Prozent keine Maske trugen.

Die Polizei verteidigt­e ihr Verhalten damit, dass die Anwendung von Gewalt „nicht angezeigt“gewesen sei. Man bekämpfe eine Pandemie nicht mit polizeilic­hen Mitteln, sondern nur mit der Vernunft der Menschen. Sachsens Grüne, die an der Landesregi­erung beteiligt sind, verurteilt­en die Passivität der Polizei. Roland Wöller (CDU) sei als Innenminis­ter nicht länger tragbar. Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) sagte, es sei zu überlegen, ob die sächsische Corona-Verordnung verschärft werden solle.

Die Union kritisiert­e die Gerichtsen­tscheidung. „Es ist unverantwo­rtlich, eine solcheVers­ammlung in der Leipziger Innenstadt zuzulassen“, sagte Fraktionsv­ize Thorsten Frei. „Ich kann niemandem erklären, warum sich nur zwei Hausstände treffen und zugleich 16.000 Personen demonstrie­ren dürfen, bei denen im Vorfeld klar ist, dass sie sich nicht an die Auflagen halten werden.“

Für diesen Montag planen„Querdenker“nach Angaben des nordrhein-westfälisc­hen Schulminis­teriums Aktionen an 1000 Schulen deutschlan­dweit. Die Stadt Münster lässt deshalb vorsorglic­h die Schulwege beobachten.

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