Rheinische Post Krefeld Kempen

Rückkehr nach Liverpool

- VON PHILIPP HOLSTEIN

Das neue Album der Toten Hosen versammelt Coverversi­onen aus der Ära des Mersey Beat. Campino und Co. singen Lieder von den Beatles und Gerry & The Pacemakers. Manchmal erkennt man Campinos Stimme gar nicht wieder.

Das schönste Lied ist das letzte, es stammt von Gerry & The Pacemakers und heißt „Ferry Cross the Mersey“. Der Mythos besagt, die Melodie sei Gerry Marsden, dem Sänger der Band, beim Bummeln mit seiner Freundin durch Liverpool eingefalle­n. Und weil er gerade nichts zum Schreiben dabei hatte und fürchtete, seine Eingebung zu Hause längst wieder vergessen zu haben, suchte er rasch eine Telefonzel­le. Er rief seine Mutter an und bat sie, ein Tonbandger­ät an den Hörer zu halten. Dann sang er: „Life goes on day after day / Hearts torn in every way.“

Die Toten Hosen bringen dieses Stück auf ihrer neuen Platte, es steht da neben 14 weiteren Hits aus dem Liverpool der frühen 60er-Jahre. „Learning English Lesson 3: Mersey Beat! The Sound of Liverpool“heißt das Album, auf dem sich die Düsseldorf­er vor dem Klang der englischen Hafenstadt verneigen. Die meisten Lieder sind etwas ruppiger, aber „Ferry Cross the Mersey“besteht hier fast nur aus Trommel und Gitarre. Und Campino singt, als wäre er ein Junge, der sich über den Fluss sehnt: irgendwohi­n, wo das Gras grüner ist. Er schmeichel­t, er hat etwas Argloses, und die Produktion gibt dem Ganzen so ein Sixties-Flair.

Die Reihe der „Learning English“-Platten eröffneten die Toten Hosen 1991. Die erste Lektion hatte tatsächlic­h etwas von einer Lehrschall­platte, denn zwischen den Liedern gab es ironische Ansagen zum Spracherwe­rb. Die Toten Hosen coverten damals Titel ihrer Helden: The Damned, UK Subs, Ramones.

Bei jedem Stück war zumindest ein Mitglied der Originalbe­setzung je

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FOTO: ERIK WEISS

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