Rheinische Post Krefeld Kempen

Viel Lob, aber keine Punkte für den BVB

- VON HEINZ BÜSE

Die Partie gegen die Bayern hat alles, was ein Spitzenspi­el ausmacht. Die Dortmunder verlieren aber trotz Führung.

DORTMUND (dpa) Thomas Meunier bot ein Bild des Jammers. Noch Minuten nach dem 2:3 (1:1) im hochklassi­gen Bundesliga-Spitzenspi­el gegen den FC Bayern lag der abgekämpft­e Dortmunder Neuzugang regungslos auf dem Rasen und verweigert­e sogar den ersten Trost eines Betreuers. Die neuerliche Niederlage gegen den Dauerrival­en aus München machte auch seinen Mitspieler­n sichtlich zu schaffen. Doch bei allem Frust sah Abwehrspie­ler Manuel Akanji keinen Grund zur vorzeitige­n Kapitulati­on im Titelkampf: „Wir haben gesehen, dass wir mithalten können. Das kann man positiv mitnehmen. Es ist ja erst der siebte Spieltag.“

Dennoch hätten sich alle Borussen dieses Déjà-vu liebend gern erspart. Zum wiederholt­en Mal mussten sie im Kräftemess­en der Branchenri­esen einen Knockout verkraften. Doch im Gegensatz zu den letzten, zum Teil deutlichen Niederlage­n in München müssen die BVB-Profis diesmal keine unliebsame Debatte über fehlende Mentalität erdulden. Schließlic­h leisteten sie dem Triple-Sieger erbitterte Gegenwehr. Selbst der Münchner Leon Goretzka fand im ZDF-„Sportstudi­o“lobende Worte: „Die Dortmunder haben heute ein anderes Gesicht gezeigt als in vielen Spielen zuvor. Sie haben mutig gespielt.“

ZumVerdrus­s von Mats Hummels erwies sich sein ehemaliges Team aus München in den entscheide­nden Momenten jedoch erneut als kaltschnäu­ziger. Zwar gab der BVB in dem temporeich­en Spiel nur einen Torschuss (15) weniger ab als die Bayern, ging aber nach Toren durch David Alaba (45.+4), Robert Lewandowsk­i (48.) und Leroy Sané (80.) – wie schon in den beiden Duellen der Vorsaison – leer aus. „Bayern war offensiv sehr stark, defensiv aber offen. Es war fast klar, dass es ein Spiel in diese Richtung wird, wo dann die Effektivit­ät entscheide­t“, kommentier­te Dortmunds Abwehrchef.

Einen großen Leistungsu­nterschied zwischen beiden Teams konnte jedoch auch Hummels nicht erkennen. „Heute war das Glück nicht auf unserer Seite. Alle drei Gegentore waren abgefälsch­t“, klagte der Weltmeiste­r von 2014. Verbittert fügte er an: „Aber darüber wird wahrschein­lich wenig geredet. Dabei ist es einfach so, dass Glück und Pech, insbesonde­re bei Spitzenspi­elen, oft ausschlagg­ebend sind.“

Selbst die 1:0-Führung durch

Marco Reus (45.) ebnete nicht den Weg zum ersten Sieg über den Rekordmeis­ter seit zwei Jahren. Es passte zur Story von einem anhaltende­n Bayern-Fluch, dass der BVB-Kapitän nach dem 2:3 von Erling Haaland (83.) die große Chance zum Ausgleich vergab, als er den Ball kurz vor Schluss freistehen­d per Volley über das Tor drosch.

Abzuwarten bleibt, ob trotz des couragiert­en Auftritts nicht wieder die Diskussion­en über Trainer Lucien Favre lauter werden. Schließlic­h dürften sich die Dauerkriti­ker von Favre in ihrer Meinung bestätigt fühlen, dass man mit einem solch bedächtige­n Fußball-Lehrer keine großen Spiele gewinnt. Das Urteil des Schweizers fiel dagegen gewohnt unaufgereg­t aus: „Ich bin als Trainer enttäuscht über die Niederlage. Aber wir haben Fußball gespielt.“

Bei Gegner Bayern war die Freude über den jüngsten Coup gegen den Dauerrival­en BVB jedoch durch den Ausfall von Joshua Kimmich getrübt. Bei einem Foulspiel an Haaland zog sich der 25 Jahre alte Nationalsp­ieler möglicherw­eise eine schwere Knieblessu­r zu. Erste Medienberi­chte über eine Schädigung des Außenbande­s wollte Trainer Hansi Flick nicht bestätigen. Ein längerer Ausfall würde die Bayern nach Meinung von Flick aber schwer treffen: „Er ist auf dieser Position ein Schlüssels­pieler, das wäre nicht einfach wegzusteck­en.“Das Spiel von beiden Teams bewertete Flick indes als „sensatione­ll gut“.

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FOTO: MARTIN MEISSNER/AP Flugshow im Ligagipfel: Dortmunds Marco Reus (l.) und Bayerns Leon Goretzka im Kopfballdu­ell.

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