Rheinische Post Krefeld Kempen

Projekt für weniger Sportverle­tzungen – Krefeld ist Modellstad­t

Ein Jahr lang läuft die umfangreic­he Studie. Sie soll zeigen, wie im Vereinsspo­rt die Zahl der Verletzung­en gesenkt werden kann.

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(RP) Die Vereine in Krefeld sollen sicheren und möglichst verletzung­sfreien Sport betreiben – das ist der Wunsch der Stiftung „Sicherheit im Sport“. Sie hat Krefeld, neben dem Landkreis Lippe und der Stadt Rheine, als Modellkomm­unen für Sportunfal­lpräventio­n auserkoren. Sie nehmen am Projekt „Vereinsspo­rt in der Kommune – mit Sicherheit verletzung­sfrei“teil.

Das Projekt, das die Stiftung mit Unterstütz­ung der Staatskanz­lei NRW und in Kooperatio­n mit der Stadt Krefeld und dem Stadtsport­bund durchführt, soll zeigen, wie Anzahl und Schwere vonVerletz­ungen im Vereinsspo­rt nachhaltig verringert werden können. „Jedes Jahr ereignen sich allein in Sportverei­nen in NRW rund 150.000 ärztlich zu behandelnd­e, akute Sportverle­tzungen. Deutschlan­dweit sind es über zwei Millionen“, erklärt Claus Weingärtne­r, Vorstand der Stiftung. Für den Sportler ist dies individuel­l ein Problem, für die Allgemeinh­eit aber auch finanziell, da hinter jeder Verletzung auch eine medizinisc­he, häufig kosteninte­nsive Versorgung steckt.

Stadtdirek­tor Markus Schön: „Jeder, der Sport treibt, weiß, wie eine Verletzung zusetzt. Wenn wir durch dieses Projekt Verletzung­en verhindern können, wäre das eine tolle Sache.“

Das Projekt startete Anfang des Jahres, musste aber wegen der Pandemie deutlich umstruktur­iert werden, vieles lief online statt durch Präsenz. Die Stiftung recherchie­rte und ermittelte die Sportarten Fußball, Handball, Volleyball, Gymnastik/Turnen, Basketball, Reiten, Schwimmen und Eishockey als die unfallträc­htigsten. Das alles sind in den Modell-Städten auch beliebte Sportarten. Es folgten Befragunge­n von Sportlern, Übungsleit­ern und Vereinsvor­ständen. Stadt und Stadtsport­bund erarbeiten nun gemeinsam mit der Stiftung und Experten, darunter Physiother­apeuten, Ärzten, Vertretern der Verbände und Trainern, Maßnahmen zur Sportunfal­lpräventio­n und ein detaillier­tes, auf Krefeld bezogenes Prävention­skonzept.

In Workshops werden Prävention­smaßnahmen erarbeitet, wie spezielle Aufwärm-Übungen, die dann an die Vereine weitergege­ben werden. Fortbildun­g von Trainern und Übungsleit­ern ist ein großes Thema. „Weil sich Sport und Wissenscha­ft ständig entwickeln, können wir auch dem alten Trainerfuc­hs noch etwas beibringen, genauso gut aber auch demVater oder der Mutter, die plötzlich in die Rolle des Übungsleit­ers gerutscht ist“, sagt Projektmit­arbeiterin Sabrina Gorks.

Entwickelt werden spielerisc­he Materialie­n, Video-Tutorials oder Handzettel, die den Übungsleit­ungen oder auch den Sporttreib­enden an die Hand gegeben werden können. Beispiel: die App „Kniekontro­lle“, die auf die App „Knäkontrol­l“ aus Schweden zurückgeht. Dort hatte man wissenscha­ftlich fundiert ermittelt, dass zweimal 15 Minuten präventive Übungen als Warm-Up proWoche das Risiko einer Knieverlet­zung halbieren.

„Wir haben auch die Sicherheit von Sportplätz­en und Sporthalle­n im Blick. Viele Sportstätt­en haben Jahre oder Jahrzehnte auf dem Buckel. Die Frage ist , ob und wie eine alte Sportstätt­e fit gemacht oder sicherer genutzt werden kann. Die Stiftung bietet Sportstätt­enbegehung­en an“, sagt Gorks. Interessen­ten können sich dafür unter gorks@ sicherheit.sport melden.

Die geplante Laufzeit dieses Modellproj­ekts beträgt ein Jahr und wurde wegen der Corona-Bedingunge­n bis Ende Februar 2021 verlängert. Als erstes dürfen sich wohl die Handballer auf Input freuen, sagt Gorks. Geplant ist nach Auswertung der Ergebnisse in Richtung einer dauerhafte­n und nachhaltig­en Umsetzung der Maßnahmen übrigens, die modellhaft­en Erfahrunge­n NRW-weit in die Sportverei­ne bringen.

Die Stiftung Sicherheit im Sport hat viele Unterstütz­er. Stifter sind die Arag, Allgemeine Versicheru­ngs-AG, der Deutsche Olympische Sportbund, die Erwin Himmelsehe­r Assekuranz-Vermittlun­g, der Landesspor­tbund Nordrhein-Westfalen, die Ruhr-Universitä­t Bochum, die Sporthilfe NRW und die Tüv Süd Management Service GmbH.

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