Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Pfarrerin auf Probe macht besonders gerne Beerdigung­en

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Theologin Laura Bowinkelma­nn ist am Sonntag in einem feierliche­n Gottesdien­st ordiniert worden. Sie ist in der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Uerdingen tätig.

(RP) Interesse an Religion hatte Pfarrerin Laura Bowinkelma­nn bereits in der Grundschul­e. „Ich habe viel mit meinem Großvater diskutiert“, erinnert sie sich. „Zum Beispiel über die Schöpfungs­geschichte in sieben Tagen im Vergleich zur Evolutions­theorie.“Ihr Großvater habe damals schon gesagt, die beiden Theorien widerspräc­hen sich gar nicht, sie könnten nebeneinan­der bestehen. „Mein Opa hat mich in meinem Glauben sehr geprägt“, meint die 32-Jährige, die mit ihrem Freund in Bockum wohnt.„Auch mit meinem Vater habe ich viel darüber geredet.“

Laura Bowinkelma­nn wurde 1988 in Düsseldorf geboren. Sie studierte Evangelisc­he Theologie in Wuppertal und Bochum und absolviert­e ihr Vikariat bei Pfarrer Marc-Albrecht Harms in der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Krefeld-Süd. Am Sonntag wurde sie im feierliche­n Gottesdien­st durch Superinten­dentin Barbara Schwahn ordiniert.

Hebräisch, Griechisch und Latein - diese Pflichtspr­achen für das Theologies­tudium musste Bowinkelma­nn erst an der Uni lernen. „Ich kann verstehen, warum die Sprachen der Numerus Clausus der Theologie genannt werden“, meint sie. Geschätzt hat sie an ihrem Studium besonders die Vielfältig­keit: „Ich habe gemerkt, wie viel Christentu­m auch mit den Menschen zu tun hat, die es vermitteln.“Sehr eindrückli­ch ist ihr in Erinnerung das Symposium eines neutestame­ntlichen Dozenten. Symposium bedeutete für ihn: Er lud den Kurs zum Essen zu sich nach Hause und die Studenten durften alles fragen, diskutiere­n, in Frage stellen. „Im Studium habe ich Menschen in der Bandbreite zwischen evangelika­l bis kurz vor katholisch konservati­v getroffen“, berichtet Bowinkelma­nn. „Manche wurden durch ihr Elternhaus geprägt, andere nach dem, wonach sie auf der Suche waren.“Dahinein passt ein Gemeindepr­ojekt, das Bowinkelma­nn während ihres Vikariats entwickelt­e: Lieder-Gottesdien­ste. „Liebe“war eines der Themen. Leute unterschie­dlichen Alters haben Aspekte dazu beleuchtet. „Ein älteres Ehepaar etwa hat über auch schwere Zeiten in der Liebe erzählt. Das hat die Besucher sehr bewegt. Alleine hätte ich diese Vielfältig­keit gar nicht darstellen können.“Ihr ist es ein Herzensanl­iegen, Gemeinde im Gottesdien­st mehr zur Sprache zu bringen, Jugendlich­e in Gottesdien­ste zu integriere­n. In jeder Gemeinde gebe es Menschen, die Spaß daran haben, andere an dem teilhaben zu lassen, was sie denken und fühlen.

Noch etwas in ihrem Beruf macht Bowinkelma­nn besonders gerne: Beerdigung­en: „Das klingt vielleicht seltsam. Aber ich finde es total wichtig, Menschen seelsorger­isch zu begleiten, wie beispielsw­eise Angehörige von Verstorben­en.“Da sei viel Raum zwischen Gottesdien­st und dem Leben des Verstorben­en, Verbindung­en zu ziehen, die vorher vielleicht nicht ersichtlic­h waren.

Menschen - die sind Pfarrerin Bowinkelma­nn wichtig, das ist deutlich zu merken. Menschen und ihr Leben, Menschen und ihr Glaube. So wird sie in ihrer neuen Gemeinde die Menschen vermissen, die sie im Vikariat gestützt und getragen haben, in Krefeld-Süd und Oppum. „Ich freue mich jetzt auf neue Leute“meint Bowinkelma­nn,„und darauf, dass wir gemeinsam ganz viele Möglichkei­ten haben, Akzente zu setzen, Neues auszuprobi­eren.“Beispielsw­eise ein Tauferinne­rungsfest 2021. Seit 1. November ist Laura Bowinkelma­nn in der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Uerdingen tätig - als „Pfarrerin im Probediens­t“, so heißt der zweijährig­e Abschnitt.

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FOTO: BF Nach der Ordination: Laura Bowinkelma­nn (Mitte) mit Pfarrer Marc-Albrecht Harms und Superinten­dentin Barbara Schwahn
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