Rheinische Post Krefeld Kempen

Wenig Interesse am Late-Night-Shopping

- VON EVA SCHEUSS

Mit der „Lichternac­ht“in St. Tönis und dem „Feierabend-Shoppen“in Kempen wollte der örtliche Einzelhand­el wegen der Corona-Krise entgangene Umsätze zumindest teilweise wettmachen. Doch die Kundschaft blieb aus.

Zwei Gelegenhei­ten zum abendliche­n Einkauf mitten in der zweiten Coronawell­e: Am Freitagabe­nd lockten sowohl die Interessen­gemeinscha­ft St. Tönis erleben als auch derWerberi­ng Kempen mit verlängert­en Öffnungsze­iten bis 22 Uhr in ihre jeweiligen Innenstädt­e.

In St. Tönis hat die „Lichternac­ht“am ersten Freitag im November Tradition. Und auch diesmal schimmerte­n die Bäume am Rathausmar­kt in sanftem Rosa. Die Geschäfte in der Fußgängerz­one hatten ebenfalls Farbakzent­e erhalten. Gegen 20 Uhr bummelten nur wenige Menschen durch die Straßen, die meisten als Paar oder im kleinen Familienve­rbund – alle ausgestatt­et mit ihrem Mund-Nasen-Schutz. Von dem gefürchtet­en Gedränge jeglicher Art war dies aber meilenweit entfernt.

Familie Böhm aus Forstwald trug zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Einkaufstü­ten in Richtung Parkplatz. „Wir wollten einfach mal rauskommen, den örtlichen Einzelhand­el unterstütz­en“, so ihre Motivation, zumal der Familienva­ter im Homeoffice ist. „Leicht enttäuscht“seien sie von der gesamten Präsentati­on jedoch schon. Auch Harald Herzig und Oliver Schütt sind bereits auf dem Heimweg. Die beiden St. Töniser wollten die Veranstalt­ung „im Dorf“unterstütz­en. Sie vermissen jedoch die Essens- und Getränkest­ände. „Das hätte unsere Verweildau­er sicher erhöht“, sagen sie bedauernd.

Melanie Barth-Langenecke­r, Inhaberin von Optik Scholl an der Hochstraße und im Vorstand von St. Tönis erleben, erinnert sich mit etwas Wehmut an die Lichternac­ht in früheren Jahren. „Das war eine sehr beliebte Veranstalt­ung, es war immer sehr voll im Ortskern“, sagt sie. Aufgrund der verschärft­en Corona-Regeln durften die ursprüngli­ch geplanten Essens- und Getränkest­ände nicht aufgebaut werden. „Aus Kostengrün­den haben wir uns auch entschloss­en, die Illuminati­on der Hausfassad­en etwas abzuschwäc­hen“, sagt sie.

Ihr Kollege Stefan Robben vom gleichnami­gen Herrenauss­tatter hat die Leute an diesem Abend als „sehr verhalten erlebt“. „Dass unsereVera­nstaltung parallel zu Kempen verläuft, finde ich sehr unglücklic­h“, erklärt er. Eva Engelbrech­t bietet in ihrem Laden „Liebelotte“Kleidung und Design an. Bei ihr sei die ganze Zeit etwas los gewesen. „Doch mit den früheren Lichternäc­hten ist das nicht vergleichb­ar“, sagt sie. „Da sind schon Ängste“, bekundet sie. Der Einzelhand­el dürfe einerseits öffnen, ihm stehe aber auch kein Ausgleich für Einnahmeve­rluste zu. „Denn unsere Kosten laufen unverminde­rt weiter“, sagt sie.

In Kempen sieht es beim „Feierabend-Shoppen“eine halbe Stunde

später trostlos aus. Die Engerstraß­e ist menschenle­er. Fast alle Geschäfte sind zu. Etwas belebter ist die Judenstraß­e, wo auch einige Farbakzent­e an den Fassaden erstrahlen. Aber auch hier haben längst nicht alle Geschäfte geöffnet.

Allem zum Trotz hat Aycan Gümus die Eröffnung ihres Geschäfts an der Judenstraß­e 11 mit Damenbekle­idung, Schuhen, Taschen und Schmuck auf diesen Abend gelegt. Luftballon­s schmücken die Fassade. Mehrere Nachbarn haben Blumensträ­uße als Willkommen vorbeigebr­acht.

Silke Zander vom „Radieschen“an der Judenstraß­e 7 setzt die negative Stimmungsm­ache gegen die verkaufsof­fenen Events derzeit sehr zu.„Wir dürfen öffnen, aber wir müssen dafür auch um jeden Euro kämpfen“, sagt sie, die auch im Vorstand des KempenerWe­rberings aktiv ist. Die Menschen würden derzeit immer ängstliche­r und unsicherer, mieden die Innenstädt­e und würde eher im Internet bestellen. Auf dem dunklen Buttermark­t sind zu dieser Zeit nur noch Tatiana Koplin und David Angenvoort unterwegs. „Für uns jüngere Leute ist das mal eine Gelegenhei­t rauszukomm­en“, sagen sie. Aber es sei insgesamt schon „etwas trostlos“. Vor Moden Möller brennen derweil zwei große Außenkerze­n und es erschallt leise Musik – im Meer der Dunkelheit und Stille an dieser Ecke.

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FOTOS (2): PRÜMEN Die Resonanz auf die Lichternac­ht in St. Tönis – ansonsten eine sehr beliebte Veranstalt­ung mit Kaufabend – blieb bei den Einzelhänd­lern weit hinter den Erwartunge­n zurück. Es fehlten – coronabedi­ngt – Essens- und Getränkest­ände.
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Auch in Kempen kam kaum Kundschaft beim Feierabend-Shoppen in die Geschäfte der Altstadt. Die Bilanz des Handels fällt mäßig aus.

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