Rheinische Post Krefeld Kempen
Grefrather SPD-Vorsitzende tritt aus der Partei aus
Jessica Steinmüller möchte ihr Ratsmandat behalten und künftig im Gemeinderat mit den Grünen zusammenarbeiten.
Herber Rückschlag für die SPD in Grefrath: Nach dem schlechten Abschneiden bei der Kommunalwahl werden die Sozialdemokraten im Grefrather Gemeinderat nun wohl auch noch auf einen weiteren Ratssitz verzichten müssen und stehen aktuell ohne Parteivorsitzende da. Jessica Steinmüller hat in einer Pressemitteilung ihren Austritt aus der SPD bekanntgegeben.„MitWirkung zum 6. November 2020 habe ich meinen Parteiaustritt und damit auch die Niederlegung meines Amtes als Parteivorsitzende der SPD Grefrath erklärt. Die Gründe dafür sind parteiintern bekannt“, teilte sie am Samstag mit. Weiter erklärte sie: „Es liegt mir sehr am Herzen, weiterhin etwas für meine Heimatgemeinde Grefrath bewegen zu können. Aus diesem Grund werde ich meine politische Verantwortung im Rat und in den Ausschüssen zukünftig in Zusammenarbeit mit den Grünen wahrnehmen.“
Auf Nachfrage erklärte
Jessica Steinmüller zu ihren Gründen: „Generell kann man in einer Fraktion verschiedener Meinung sein. Wichtig ist die Art und Weise, diese Meinung zu äußern, oder der generelle Umgang miteinander. Dies entspricht in der Fraktion der SPD nicht mehr meinenWerten und Moralvorstellungen.“
Die SPD hatte bei der Kommunalwahl 17,3 Prozent der Stimmen geholt und damit nur noch fünf Ratssitze, genauso viele wie Grüne und die neue Wählergemeinschaft GOVM. Jessica Steinmüller zog auf Platz eins der Reserveliste in den Rat ein. Der einzige SPD-Kandidat, der seinen Wahlbezirk direkt gewinnen konnte, war Roland Angenvoort.
Eigentlich war die SPD, die mit leichtem Stimmenvorsprung immer noch zweitstärkste Kraft war, trotz der Niederlage zuversichtlich in die neue Wahlperiode gestartet. Die SPD-Fraktion hatte sich neu konstituiert. Bernd Bedronka als Fraktionsvorsitzender, sein Stellvertreter Roland Angenvoort und Rita Baumgart als Fraktionsgeschäftsführerin waren einstimmig gewählt worden. Mit den anderen Fraktionen hatte es konstruktive Gespräche über die Postenbesetzungen gegeben. Die SPD-Ratsfrau Dorothe Heller wurde in der Ratssitzung am vorigen Montag einstimmig zur zweiten stellvertretenden Bürgermeisterin gewählt.
Auf Anfrage erklärte Bernd Bedronka, dass er noch ein Gespräch mit Steinmüller führen wolle. Die Gründe für den Austritt waren ihm nicht bekannt. Bedronka machte deutlich, dass der Weg zu einer Einigung mit den anderen Fraktionen schwierig gewesen sei. Alle hätten Kompromisse machen müssen. Steinmüllers Austritt sei nicht nur wegen des verlorenen Ratsmandats ein großer Verlust. Bedronka hoffte am Sonntag noch auf eine Einigung. Falls das nicht möglich wäre, wolle er Steinmüller aber darum bitten, dass die Balance im Gemeinderat gewahrt bleibe. Die SPD sei noch zweitstärkste Kraft. Das würde sich nach einem Wechsel zu den Grünen nicht mehr abbilden. Über weitere Schritte müsse man in Ortsverein und Fraktion beraten.
Auch Roland Angenvoort hätte sich noch ein Gespräch mit Steinmüller gewünscht, sah für eine Verständigung aber eher geringe Chancen. Man müsse nun sehen, wie man sachlich mit der Angelegenheit umgehen könne. Die Fraktion ist seiner Meinung nach gut aufgestellt, als Sachkundige Bürger habe man Neuzugänge verzeichnen können. Nun schaue man nach vorn.
Jessica Steinmüller hatte in der Grefrather SPD eine schnelle Karriere hingelegt. Nach nur eineinhalb Jahren Parteizugehörigkeit war sie im Dezember 2018 zurVorsitzenden gewählt worden, nachdem ihr Vorgänger Roland Angenvoort bei der Versammlung erklärt hatte, dass er für das Amt aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung stehe. Die Wahlen wurden drei Monate später nachgeholt. Dabei wurde die bisherige Kassiererin Steinmüller zur Vorsitzenden gewählt.