Rheinische Post Krefeld Kempen
„Habe viele Bekanntschaften geschlossen“
Polizeihauptkommissar Frank Hage, bislang als Bezirksdienstbeamter für den Bereich St. Tönis zuständig, ist in den Ruhestand gegangen. In seinem Beitrag lässt er seine Dienstzeit Revue passieren.
Am 3. November 1977 habe ich bei der Bereitschaftspolizeiabteilung 1 in Selm/Bork meinen Dienst angetreten. Nachdem ich im April 1980 die Ausbildung beendet hatte, blieb ich ein weiteres Jahr dort, und zwar in der Hundertschaft der Polizeihauptwache. Im April 1981 wurde ich dann zum Polizeipräsidium Duisburg versetzt. Dort habe ich elf Jahre in Hamborn Dienst versehen. Während dieser Zeit war ich für knapp zweieinhalb Jahre bei der Fußstreifenwache in Marxloh.
Dort hatte ich den ersten Kontakt mit dem Bezirksdienst. Ich war in dieser Zeit auch Kontaktbeamter in einem mir zugewiesenen Bereich. Das hat so viel Spaß gemacht, dass ich für mich entschied, irgendwann selbst Bezirksdienstbeamter zu werden. Im April 1992 kam ich dann zur KreispolizeibehördeViersen. Ich war bis Anfang 1994 bei der Polizeiwache in Willich, anschließend wechselte ich zum Einsatztrupp nach Kempen und hatte im August 1997 mein ursprüngliches Ziel erreicht. Ich war Bezirksdienstbeamter (BD)!
In meiner langen BD-Zeit habe ich viele nette Bekanntschaften geschlossen. Meistens hat man sich unkompliziert mit „Du“angesprochen. Das hat das Arbeiten enorm erleichtert. Ich habe festgestellt, dass dasVerhältnis zu den Bürgerinnen und Bürgern mit den Jahren immer besser wurde. Man wurde immer häufiger zu den verschiedensten Themen angesprochen, darunter auch Privates.
In den vergangenen Jahren war ich meistens mit dem Fahrrad unterwegs.Wenn ich schon mal zu Fuß unterwegs war, wurde ich auch schon gefragt, wo ich das Fahrrad gelassen hätte. Also war man schon im Fokus der Menschen – und ihnen anscheinend nicht egal.
Die Arbeit mit Ämtern und Schulen war stets unkompliziert und konstruktiv. Ich bedanke mich dafür bei den Schulleitern und Lehrern der Grundschulen Schulstraße und Hülser Straße. Teilweise habe ich auch noch mit der damaligen Hauptschule zusammengearbeitet. Natürlich auch dafür „Danke“. Natürlich gilt mein Dank auch den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Ämtern.
Gerne habe ich das Radfahrtraining zusammen mit den Verkehrssicherheitsberatern an den Grundschulen begleitet. Ich war aber nicht nur „lieb“, sondern auch schon mal streng, insbesondere wenn es darum ging, Verstöße mit dem Handy auf dem Fahrrad oder im Kraftfahrzeug zu ahnden. Ich bin der Meinung, dass die Nutzung des Handys im Straßenverkehr sehr gefährlich ist, da man dadurch mehrere Sekunden abgelenkt ist. Aus diesem Grund habe ich diesenVerstoß auch besonders verfolgt.
Auch die Opfernachsorge bei den Menschen, bei denen zu Hause eingebrochen worden war, war für mich einabsolutes„Muss“.Demoderderein oder anderen konnte man schon helfen,wennmannurzuhörte.Dabeikam esauchvor,dassdereigentlicheGrund schnellabgehandeltwarundmanvom „Hölzken aufs Stöcksken“kam.
Auch das Arbeiten mit der „anderen“Klientel, besonders bei der Vollstreckung von Haftbefehlen, war nahezu problemlos. Ich habe mal einen Gesuchten auf der Fußstreife an der Mühle in St.Tönis getroffen. Ich wuss
te von seinem Haftbefehl und erklärte ihm, dass er mich begleiten müsse. Das waren gut 1,5 Kilometer, und er kam ohne zu murren mit. Ich konnte ihm dann auch noch helfen, indem ich beim Rechtspfleger eine Ratenzahlung für ihn aushandelte. Seitdem war ich für ihn der „Chef“. Bis auf wenige Ausnahmen war es immer ein unkompliziertes und freundschaftliches Arbeiten als BD-Beamter.
Zu meiner Nachfolgerin Bettina Balters: Hier schließt sich für mich der Kreis. Als ich damals bei der Polizei NRW eintrat, gab es Frauen nur bei der Kriminalpolizei. Meinen ersten „intensiveren“Kontakt zu den später auch im Wach- und Wechseldienst tätigen Kolleginnen hatte ich dann wenige Monate vor meiner BDZeit. Die erste Frau, mit der ich auf Streife fuhr, war Betty Balters. Und nun löst sie mich beim BD ab. Was für ein Zufall!