Rheinische Post Krefeld Kempen

Trump hat keine Chance

ANALYSE

- VON MARTIN KESSLER

Die Verwaltung­sbehörde der Bundesgebä­ude ist ein Amt, das in den USA niemand so richtig kennt. Doch weil Präsident Donald Trump seine Niederlage nicht eingestehe­n will, kommt der Behörde plötzlich eine große Bedeutung zu. Nach einem Gesetz von 1963 legt die General Service Administra­tion (GSA), wie die Einrichtun­g auf Englisch heißt, wer als Präsident gewählt ist. Danach stellt sie für den neu gewählten Amtsinhabe­r Räume und Geld zur Verfügung, damit dieser den Übergang organisier­en kann. Oft wechseln nach einer Präsidente­nwahl mehr als 10.000 Menschen ihren Schreibtis­ch.

Die GSA hätte schon längst dem Team des Trump-Nachfolger­s

Joe Biden die Schlüssel zu entspreche­nden Räumen überreiche­n müssen. Denn der Übergang von einem Präsidente­n zum nächsten ist ein gewaltiger logistisch­er Akt, jede Woche zählt. „Die Übergangsp­eriode wird bislang von der Trump-Administra­tion blockiert“, sagt Christoph Schönberge­r, Direktor des Seminars für Staatsphil­osophie und Rechtspoli­tik an der Universitä­t zu Köln.

Trump nutzt eine Unklarheit aus. „Es gibt in den USA keinen nationalen Wahlleiter, der das Ergebnis wie etwa der Bundeswahl­leiter verkündet“, erläutert Schönberge­r. Bei unklarenWa­hlausgänge­n könnte das zum echten Problem werden. Jetzt ist es reine Schikane. „Der Wahlausgan­g ist glasklar“, findet der Kölner Staatsrech­tler.

Der Amtsinhabe­r ist anderer Meinung und überzieht die Bundesstaa­ten, die für die Organisati­on der Präsidente­nund Kongresswa­hlen zuständig sind, mit Klagen, Anfechtung­en und Einsprüche­n. Sein Erfolg ist bislang spärlich. Vier Klagen in Michigan, Pennsylvan­ia und Georgia wurden bereits abgewiesen. Inzwischen hat Trump seinen treuen Paladin, Justizmini­ster William Barr, angewiesen, die Staatsanwä­lte in Bewe

Es ist eines der schlimmste­n Verbrechen in der Geschichte des Landes: der Missbrauch­s-Fall Lügde, bei dem mehrere Täter auf einem Campingpla­tz Kinder über mehrere Jahre vergewalti­gt hatten. Ein Parlamenta­rischer Untersuchu­ngsausschu­ss (PUA) beschäftig­t sich seit 16 Monaten mit der Frage nach einem Versagen staatliche­r Stellen.

Nun spitzt sich der Streit zwischen Opposition und der Landesregi­erung zu. SPD und Grüne bemängeln, dass sie an vielen Stellen „im Nebel stochern“. Der Grund: Nach ihren Aussagen enthält die Landesregi­erung den Parlamenta­riern wichtige Ermittlung­sakten vor. Sie reichten deshalb gung zu setzen. Sie sollen mögliche Unregelmäß­igkeiten untersuche­n, noch bevor die Wahl amtlich beglaubigt ist.

Für den Staatsrech­tler Schönberge­r ist das eine Farce. „Präsident Trump hat bislang keine Beweise vorgelegt oder Zeugen genannt, die einen Wahlbetrug anzeigen könnten“, meint der Verfassung­sexperte. Deshalb hätten die Gerichte bislang alle Anträge zurückgewi­esen. Schönberge­r:„Trump ist ein Autokrat, der es nicht kann. Das ist eine Erleichter­ung für die US-Demokratie.“

Sein Kölner Kollege Kirk Junker gibt dem Amtsinhabe­r gleichfall­s keine Chance. „Bis jetzt gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass irgendetwa­s bei der Wahl zum US-Präsidente­n falsch gelaufen wäre“, sagt der Inhaber des Lehrstuhls für US-amerikanis­ches Recht. Dem rechtliche­n Furor des Amtsinhabe­rs wird das keinen Abbruch tun. „Trump spielt offensicht­lich auf Zeit. Es geht ihm nur um seine persönlich­e Zukunft. Er wird weiterhin die Gerichte bemühen, bis hin zum Supreme Court“, ist der gebürtige Amerikaner überzeugt.

Ein mühseliger Weg. Trump muss in den Einzelstaa­ten klagen, kann in Berufung gehen und den obersten Gerichtsho­f anrufen. Ob es so weit kommt, ist fraglich. Denn die juristisch­en Eingaben bräuchten schon etwas Substanz, um überhaupt verhandelt zu werden. „Die Unterstütz­ung der Medien für ihn wird schwinden. Die Republikan­er werden sich von ihm abwenden. Der Stabschef der Streitkräf­te hat schon erklärt, dass er sich aus derWahl und dem Übergang heraushalt­en wird“, sagt Junker.

In einem solchen Umfeld dürfte es für Trump schwer werden, seine Behauptung aufrechtzu­erhalten, dass die Demokraten ihm die „Wahl gestohlen“hätten. Allerdings hat der Amtsinhabe­r noch andere Optionen. Er ist bis zum 20. Januar Staatsober­haupt, kann weiter mit Anweisunge­n regieren und sogar noch Kriege führen. George H.W. Bush senior ließ 1993 den Irak bombardier­en,

„Bis jetzt gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass etwas bei der Wahl falsch gelaufen wäre“

Kirk Junker US-Staatsrech­tsexperte

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