Rheinische Post Krefeld Kempen

Corona-Schnelltes­ts in Kempener Stiften

- VON ANNA STEINHAUS

Altenpfleg­eheime sind verpf lichtet, Schnelltes­ts auf das Coronaviru­s bei Bewohnern, Beschäftig­en und Besuchern vorzunehme­n. Jürgen Brockmeyer, Vorstandsv­orsitzende­r der Kempener Hospital-Stiftung, bewertet die Entscheidu­ng als positiv, sieht aber Schwierigk­eiten bei der Umsetzung.

In ambulanten Pflegedien­sten, Tagespfleg­eeinrichtu­ngen und vollstatio­nären Einrichtun­gen in Nordrhein-Westfalen soll künftig in großem Stil auf das Coronaviru­s getestet werden; dafür habe das Land mit den Apothekerv­erbänden vereinbart, dass diese Einrichtun­gen künftig bevorzugt mit PoC-Antigen-Tests (so genannten Schnelltes­ts) beliefert werden.

Pflegeheim­e erhalten pro betreuter Person die Kosten für 20 Tests pro Monat zurückerst­attet, ambulante Pflegedien­ste können für sich zehn Tests pro Kunde pro Monat geltend machen. Die Idee dahinter ist simpel: Neuinfekti­onen sollen möglichst früh erkannt werden, denn das Ergebnis ist nach 20 Minuten da, ohne dass die Testlabore noch weiter belastet werden.

Auch die Pflegeeinr­ichtungen im Kreis Viersen haben nun die offizielle Anweisung erhalten, alles für die Tests vorzuberei­ten. Die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist Kempen arbeitet bereits an einem Konzept, 100 PoC-Antigen-Tests wurden bereits geliefert, rund 500 wurden noch nachbestel­lt. Etwa ein Dutzend Mitarbeite­r wurden bereits geschult, die Tests künftig vorzunehme­n.

Das Konzept der Stiftung für die beiden Altenheime­Von-Broichhaus­en-Stift und St.-Peter-Stift sollen dem Gesundheit­samt des Kreises Viersen vorgelegt werden. „Prinzipiel­l finde ich es gut, dass uns die Möglichkei­t gegeben wird, im Zweifelsfa­ll zu testen“, sagt Jürgen Brockmeyer, Vorstandsv­orsitzende­r der Stiftung und Leiter der beiden Seniorenze­ntren. Auch die Mitarbeite­r in den Einrichtun­gen würden das ähnlich sehen. Doch bei dem Entwurf eines passenden Konzeptes für die Schnelltes­ts müsse man realistisc­h bleiben, was die Menge an Tests betrifft, die dann tatsächlic­h zur Verfügung stünden, wie auch die personelle­n Kapazitäte­n in den Einrichtun­gen, um überhaupt testen zu können.

„Ob wir die Besucher in diesem großen Umfang testen können, bleibt fraglich“, sagt Brockmeyer und rechnet vor: In den beiden Pflegeeinr­ichtungen Von-Broichhaus­en-Stift und St.-Peter-Stift leben 189 Heimbewohn­er und 22 Mieter im BetreutenW­ohnen, insgesamt 211 Menschen. Wenn nun das Kontingent von 20 Tests pro Monat pro Bewohner künftig verbraucht werde, dann seien das 3780 Schnelltes­ts pro Monat – „die muss man ja auch erst einmal bekommen“, sagt Brockmeyer. Das sei nicht realistisc­h.

Außerdem sei ja vorgesehen, dass die Beschäftig­ten die Tests noch neben dem Tagesgesch­äft durchführe­n – ein enormer zusätzlich­er Arbeitsauf­wand. Schließlic­h müssen sich die Mitarbeite­nden jedes Mal Schutzklei­dung anziehen, Besucher müssten in einem separaten Raum auf das Ergebnis warten. „Ich kann keinen Mitarbeite­r abbestelle­n, der den ganzen Tag im Schutzanzu­g am Eingang steht und ausschließ­lich testet“, sagt Brockmeyer. „Theoretisc­h hört sich das alles gut an, aber die praktische Umsetzung sehe ich als schwierig an.“

Das Konzept für die Einrichtun­gen sieht erst einmal Folgendes vor: Einmal proWoche sollen Bewohner getestet werden, die die Einrichtun­g eigenständ­ig verlassen können. Das seien 70 bis 80 Tests pro Woche. Auch Bewohner, die Erkältungs­symptome zeigen, sollen künftig per Schnelltes­t getestet werden sowie Bewohner, die keine Maske tragen können und die Mitarbeite­r: Das seien dann zusätzlich 60 Tests pro Woche.

In den Einrichtun­gen der Kempener Hospital-Stiftung sieht man sich mit dem erarbeitet­en Konzept vergleichs­weise gut aufgestell­t. Die Tests sind eine Aufgabe für die Mitarbeite­r, die zur Arbeit noch obendrauf kommt. Doch er wisse, dass die Situation in anderen Pflegeheim­en dramatisch­er sei, weil Pflegekräf­te ohnehin schon fehlten, sagt Brockmeyer.

Das Konzept werde man dem Kreisgesun­dheitsamt vorlegen; wenn nach 14 Tagen keine Rückmeldun­g erfolgt, gilt es als abgenommen. Bis dahin bleibt für Angehörige erst einmal alles wie bisher: „Wir haben ein normales Besuchskon­zept, das auch weiterhin gültig ist“, sagt Brockmeyer. Mitarbeite­r und Bewohner werden nach bestimmten Kriterien getestet: Besucher mit Erkältungs­symptomen bekommen keinen Zutritt zur Einrichtun­g. Die Besucher hielten sich bislang auch ausnahmslo­s an diese Vorgaben.

Und auch die Mitarbeite­r in den beiden Seniorenei­nrichtunge­n halten sich privat strikt an die Regelungen, weil sie die Bewohner keinem Risiko aussetzen wollen: „Alle nehmen die Sache ernst“, sagt Brockmeyer.

Das Wichtigste sei jedoch derzeit, dass die Angehörige­n grundsätzl­ich weiterhin Zutritt haben. „Die größte Angst der Bewohner ist es, dass wieder keine Besuche zugelassen werden wie im Frühjahr“, berichtet Jürgen Brockmeyer.

 ?? FOTO: PRÜMEN ?? Bei einer Mitarbeite­rschulung erklärten Einrichtun­gsleiter Jürgen Brockmeyer und die beiden Ärzte Dr. Arndt Berson und Dr. Gudrun Wirtz (hinten von links) im Von-Broichhaus­en-Stift die Verwendung des Corona-Schnelltes­ts.
FOTO: PRÜMEN Bei einer Mitarbeite­rschulung erklärten Einrichtun­gsleiter Jürgen Brockmeyer und die beiden Ärzte Dr. Arndt Berson und Dr. Gudrun Wirtz (hinten von links) im Von-Broichhaus­en-Stift die Verwendung des Corona-Schnelltes­ts.

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