Rheinische Post Krefeld Kempen
Corona-Schnelltests in Kempener Stiften
Altenpflegeheime sind verpf lichtet, Schnelltests auf das Coronavirus bei Bewohnern, Beschäftigen und Besuchern vorzunehmen. Jürgen Brockmeyer, Vorstandsvorsitzender der Kempener Hospital-Stiftung, bewertet die Entscheidung als positiv, sieht aber Schwierigkeiten bei der Umsetzung.
In ambulanten Pflegediensten, Tagespflegeeinrichtungen und vollstationären Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen soll künftig in großem Stil auf das Coronavirus getestet werden; dafür habe das Land mit den Apothekerverbänden vereinbart, dass diese Einrichtungen künftig bevorzugt mit PoC-Antigen-Tests (so genannten Schnelltests) beliefert werden.
Pflegeheime erhalten pro betreuter Person die Kosten für 20 Tests pro Monat zurückerstattet, ambulante Pflegedienste können für sich zehn Tests pro Kunde pro Monat geltend machen. Die Idee dahinter ist simpel: Neuinfektionen sollen möglichst früh erkannt werden, denn das Ergebnis ist nach 20 Minuten da, ohne dass die Testlabore noch weiter belastet werden.
Auch die Pflegeeinrichtungen im Kreis Viersen haben nun die offizielle Anweisung erhalten, alles für die Tests vorzubereiten. Die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist Kempen arbeitet bereits an einem Konzept, 100 PoC-Antigen-Tests wurden bereits geliefert, rund 500 wurden noch nachbestellt. Etwa ein Dutzend Mitarbeiter wurden bereits geschult, die Tests künftig vorzunehmen.
Das Konzept der Stiftung für die beiden AltenheimeVon-Broichhausen-Stift und St.-Peter-Stift sollen dem Gesundheitsamt des Kreises Viersen vorgelegt werden. „Prinzipiell finde ich es gut, dass uns die Möglichkeit gegeben wird, im Zweifelsfall zu testen“, sagt Jürgen Brockmeyer, Vorstandsvorsitzender der Stiftung und Leiter der beiden Seniorenzentren. Auch die Mitarbeiter in den Einrichtungen würden das ähnlich sehen. Doch bei dem Entwurf eines passenden Konzeptes für die Schnelltests müsse man realistisch bleiben, was die Menge an Tests betrifft, die dann tatsächlich zur Verfügung stünden, wie auch die personellen Kapazitäten in den Einrichtungen, um überhaupt testen zu können.
„Ob wir die Besucher in diesem großen Umfang testen können, bleibt fraglich“, sagt Brockmeyer und rechnet vor: In den beiden Pflegeeinrichtungen Von-Broichhausen-Stift und St.-Peter-Stift leben 189 Heimbewohner und 22 Mieter im BetreutenWohnen, insgesamt 211 Menschen. Wenn nun das Kontingent von 20 Tests pro Monat pro Bewohner künftig verbraucht werde, dann seien das 3780 Schnelltests pro Monat – „die muss man ja auch erst einmal bekommen“, sagt Brockmeyer. Das sei nicht realistisch.
Außerdem sei ja vorgesehen, dass die Beschäftigten die Tests noch neben dem Tagesgeschäft durchführen – ein enormer zusätzlicher Arbeitsaufwand. Schließlich müssen sich die Mitarbeitenden jedes Mal Schutzkleidung anziehen, Besucher müssten in einem separaten Raum auf das Ergebnis warten. „Ich kann keinen Mitarbeiter abbestellen, der den ganzen Tag im Schutzanzug am Eingang steht und ausschließlich testet“, sagt Brockmeyer. „Theoretisch hört sich das alles gut an, aber die praktische Umsetzung sehe ich als schwierig an.“
Das Konzept für die Einrichtungen sieht erst einmal Folgendes vor: Einmal proWoche sollen Bewohner getestet werden, die die Einrichtung eigenständig verlassen können. Das seien 70 bis 80 Tests pro Woche. Auch Bewohner, die Erkältungssymptome zeigen, sollen künftig per Schnelltest getestet werden sowie Bewohner, die keine Maske tragen können und die Mitarbeiter: Das seien dann zusätzlich 60 Tests pro Woche.
In den Einrichtungen der Kempener Hospital-Stiftung sieht man sich mit dem erarbeiteten Konzept vergleichsweise gut aufgestellt. Die Tests sind eine Aufgabe für die Mitarbeiter, die zur Arbeit noch obendrauf kommt. Doch er wisse, dass die Situation in anderen Pflegeheimen dramatischer sei, weil Pflegekräfte ohnehin schon fehlten, sagt Brockmeyer.
Das Konzept werde man dem Kreisgesundheitsamt vorlegen; wenn nach 14 Tagen keine Rückmeldung erfolgt, gilt es als abgenommen. Bis dahin bleibt für Angehörige erst einmal alles wie bisher: „Wir haben ein normales Besuchskonzept, das auch weiterhin gültig ist“, sagt Brockmeyer. Mitarbeiter und Bewohner werden nach bestimmten Kriterien getestet: Besucher mit Erkältungssymptomen bekommen keinen Zutritt zur Einrichtung. Die Besucher hielten sich bislang auch ausnahmslos an diese Vorgaben.
Und auch die Mitarbeiter in den beiden Senioreneinrichtungen halten sich privat strikt an die Regelungen, weil sie die Bewohner keinem Risiko aussetzen wollen: „Alle nehmen die Sache ernst“, sagt Brockmeyer.
Das Wichtigste sei jedoch derzeit, dass die Angehörigen grundsätzlich weiterhin Zutritt haben. „Die größte Angst der Bewohner ist es, dass wieder keine Besuche zugelassen werden wie im Frühjahr“, berichtet Jürgen Brockmeyer.