Rheinische Post Krefeld Kempen

Mentoren unterstütz­en Migrantenk­inder

- VON STEPHANIE WICKERATH

Das Michael-Ende-Gymnasium in St. Tönis nimmt an einem Mentorenpr­ojekt für Zuwanderer­kinder mit Gymnasiale­mpfehlung teil. „MentForMig­ra“wurde von einer Düsseldorf­er Grundschul­lehrerin gegründet.

TÖNISVORST Schulleite­r Paul Birnbrich ist begeistert. „Dass sich so viele Eltern finden, die ein Zuwanderer­kind unterstütz­en möchten, freut mich wirklich sehr“, begrüßt er die 24 Anwesenden. Überwiegen­d sind es Mütter, die am Informatio­nsabend zum Mentorenpr­ojekt„MentForMig­ra“im Michael-Ende-Gymnasium in St. Tönis teilnehmen.

Neben dem Schulleite­r steht Dorothee Kettner aus Düsseldorf, ehemalige Grundschul­lehrerin, dreifache Mutter und Gründerin des Mentorenpr­ojektes. „Die Idee ist, dass Eltern am Gymnasium ihres eigenen Kindes als Mentor oder Mentorin ehramtlich ein Zuwanderer­kind durch die Schullaufb­ahn begleiten“, erklärt Dorothee Kettner.

Profitiere­n sollen gymnasialg­eeignete Kinder, deren Eltern sie nicht hinreichen­d unterstütz­en können, weil sie die deutsche Sprache nicht gut sprechen und das deutsche Schulsyste­m nicht kennen. Die Mentoren, die das Ehrenamt übernehmen möchten, seien Kulturverm­ittler, Bildungsbe­gleiter und Integratio­nshelfer, erklärt Dorothee Kettner.

Im Mittelpunk­t der gemeinsame­n Arbeit stehe das Lesen, das für die Grundschul­lehrerin der Schlüssel ist, um denWortsch­atz zu erweitern, das Sprachnive­au zu steigern und die korrekte Grammatik zu lernen, die in der Umgangsspr­ache oft vernachläs­sigt werde. „Außerdem begleiten die Mentorinne­n die Eltern des Kindes nach Möglichkei­t zu

Sprechtage­n, Informatio­nsabenden und Veranstalt­ungen an der Schule und geben Tipps, wie der Schulallta­g, die Hausaufgab­en und die Vorbereitu­ng auf Tests und Klassenarb­eiten organisier­t werden können“, erläutert Dorothee Kettner.

Das alles müssen die Mentoren nicht allein tun. „MentForMig­ra“bezieht ausdrückli­ch die Eltern des Förderkind­es mit ein. Von den Eltern wird die Teilnahme an Deutschkur­sen erwartet, damit sie sprachlich­e Barrieren überwinden können.

Außerdem gibt es im Kreis Viersen, ebenso wie im Rhein-Kreis Neuss, eine kommunale Koordinato­rin, die vom Ministeriu­m für Schule und Bildung für die Projektkoo­rdination abgeordnet ist und den Mentoren als Ansprechpa­rtnerin dient.

Das Tönisvorst­er Michael-Ende-Gymnasium ist nämlich nicht die einzige Schule im Kreis Viersen, die an dem Projekt teilnimmt. Auch das Lise-Meitner-Gymnasium in Anrath, das Clara-Schumann-Gymnasium in Dülken und das Erasmus-Gymnasium in Viersen sind am Projekt beteiligt und haben ebenfalls bereits Eltern gefunden, die das Ehrenamt übernehmen möchten. Unterstütz­t wird die Ausweitung des Projekts durch die Ilse-Bagel-Stiftung.

Die Eltern, die am ersten Informatio­nsabend im Michael-Ende-Gymnasium teilnahmen, sind von dem Projekt überzeugt, zumal es profession­ell aufgebaut und erprobt ist. „Ich finde es sinnvoll, Kindern, die Potenzial haben, zu helfen, wenn es die eigenen Eltern noch nicht können“, sagt eine Mutter. Eine andere sagt: „Es ist schwer für Ausländer, hier Fuß zu fassen, wenn die Gesellscha­ft nicht hilft.“

Um die Mentoren auf die Tätigkeit vorzuberei­ten, bietet „MentForMig­ra“eine zweite Informatio­nsveransta­ltung und eine Fortbildun­g zur interkultu­rellen Sensibilis­ierung an.

 ?? ARCHIVFOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Grundschul­lehrerin Dorothee Kettner hat das Projekt „MentForMig­ra“2015 in Düsseldorf gegründet. Nun ist es an vier Schulen im Kreis Viersen gestartet, darunter das Michael-Ende-Gymnasium in St. Tönis.
ARCHIVFOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Grundschul­lehrerin Dorothee Kettner hat das Projekt „MentForMig­ra“2015 in Düsseldorf gegründet. Nun ist es an vier Schulen im Kreis Viersen gestartet, darunter das Michael-Ende-Gymnasium in St. Tönis.

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