Rheinische Post Krefeld Kempen
Mentoren unterstützen Migrantenkinder
Das Michael-Ende-Gymnasium in St. Tönis nimmt an einem Mentorenprojekt für Zuwandererkinder mit Gymnasialempfehlung teil. „MentForMigra“wurde von einer Düsseldorfer Grundschullehrerin gegründet.
TÖNISVORST Schulleiter Paul Birnbrich ist begeistert. „Dass sich so viele Eltern finden, die ein Zuwandererkind unterstützen möchten, freut mich wirklich sehr“, begrüßt er die 24 Anwesenden. Überwiegend sind es Mütter, die am Informationsabend zum Mentorenprojekt„MentForMigra“im Michael-Ende-Gymnasium in St. Tönis teilnehmen.
Neben dem Schulleiter steht Dorothee Kettner aus Düsseldorf, ehemalige Grundschullehrerin, dreifache Mutter und Gründerin des Mentorenprojektes. „Die Idee ist, dass Eltern am Gymnasium ihres eigenen Kindes als Mentor oder Mentorin ehramtlich ein Zuwandererkind durch die Schullaufbahn begleiten“, erklärt Dorothee Kettner.
Profitieren sollen gymnasialgeeignete Kinder, deren Eltern sie nicht hinreichend unterstützen können, weil sie die deutsche Sprache nicht gut sprechen und das deutsche Schulsystem nicht kennen. Die Mentoren, die das Ehrenamt übernehmen möchten, seien Kulturvermittler, Bildungsbegleiter und Integrationshelfer, erklärt Dorothee Kettner.
Im Mittelpunkt der gemeinsamen Arbeit stehe das Lesen, das für die Grundschullehrerin der Schlüssel ist, um denWortschatz zu erweitern, das Sprachniveau zu steigern und die korrekte Grammatik zu lernen, die in der Umgangssprache oft vernachlässigt werde. „Außerdem begleiten die Mentorinnen die Eltern des Kindes nach Möglichkeit zu
Sprechtagen, Informationsabenden und Veranstaltungen an der Schule und geben Tipps, wie der Schulalltag, die Hausaufgaben und die Vorbereitung auf Tests und Klassenarbeiten organisiert werden können“, erläutert Dorothee Kettner.
Das alles müssen die Mentoren nicht allein tun. „MentForMigra“bezieht ausdrücklich die Eltern des Förderkindes mit ein. Von den Eltern wird die Teilnahme an Deutschkursen erwartet, damit sie sprachliche Barrieren überwinden können.
Außerdem gibt es im Kreis Viersen, ebenso wie im Rhein-Kreis Neuss, eine kommunale Koordinatorin, die vom Ministerium für Schule und Bildung für die Projektkoordination abgeordnet ist und den Mentoren als Ansprechpartnerin dient.
Das Tönisvorster Michael-Ende-Gymnasium ist nämlich nicht die einzige Schule im Kreis Viersen, die an dem Projekt teilnimmt. Auch das Lise-Meitner-Gymnasium in Anrath, das Clara-Schumann-Gymnasium in Dülken und das Erasmus-Gymnasium in Viersen sind am Projekt beteiligt und haben ebenfalls bereits Eltern gefunden, die das Ehrenamt übernehmen möchten. Unterstützt wird die Ausweitung des Projekts durch die Ilse-Bagel-Stiftung.
Die Eltern, die am ersten Informationsabend im Michael-Ende-Gymnasium teilnahmen, sind von dem Projekt überzeugt, zumal es professionell aufgebaut und erprobt ist. „Ich finde es sinnvoll, Kindern, die Potenzial haben, zu helfen, wenn es die eigenen Eltern noch nicht können“, sagt eine Mutter. Eine andere sagt: „Es ist schwer für Ausländer, hier Fuß zu fassen, wenn die Gesellschaft nicht hilft.“
Um die Mentoren auf die Tätigkeit vorzubereiten, bietet „MentForMigra“eine zweite Informationsveranstaltung und eine Fortbildung zur interkulturellen Sensibilisierung an.