Rheinische Post Krefeld Kempen

Krefelds kleinste Kunstmeile

Die kurze Angerhause­nstraße ist in diesen Wochen gefüllt mit Kunst: Ausstellun­gen für Flaneure.

- VON PETRA DIEDERICHS

Früher spielte hier die Musik der „Größten Straßenmod­enschau der Welt“. Heute könnte sie sich um den Titel „Kleinste Kunstmeile“der Welt im Guinness-Buch bewerben. Auf nur wenigen Metern der Angerhause­nstraße ist in diesen Wochen jede Menge Kunst zu sehen. Skulpturen, Malerei, Zeichnunge­n und Design bilden ein Corona-Dreieck der Kultur – ein sehenswert­es Kunstmeilc­hen. Und ein alternativ­er Ausstellun­gsbesuch für Flaneure.

Herzstück des Meilchens ist die Café-Bar An-Go-Lo. Im Lockdown hat Inhaberin Flavia d’Aquino nicht einfach die Türabgesch­ölossen, sondern die Tische gedeckt.Wo sonst Gäste sitzen, hat jetzt Kunst Platz genommen. Bis 30. November ist das Café an der Ecke zur Mennoniten-Kirch-Straße Spielfläch­e für drei Künstlerin­nen. Unter dem Titel „ „Och Meeensch…“verbinden sich hintergrün­dige Plastiken von Kerstin von Klein, zarte Aquarelle von Beata Gruca-Wepa und großformat­ige Malerei von Mauga zur „Inszenieru­ng einer Ausstellun­g im Ausnahmezu­stand“, wie Kerstin von Klein formuliert.

„Allesvielz­uschwer“heißt eines ihrer Objekte. Comicartig­e Figuren, deren eigenartig­e, surreale Physignomi­e Empfindung­en ausdrücken, hat sie aus unbehandel­tem

Gips oder Bronze geschaffen. „Die Figuren erfassen Emotionen, die in einer Art Kurzschlus­s aus Anteilnahm­e, Durchdenke­n und Loslassen den Titel evozieren um dann als treffende Haltung in Gips umgesetzt zu werden“, beschreibt sie.

Die Figuren stehen in reizvollem Kontrast zu den fast filigranen Blättern von Beata Gruca-Wepa. Es sind Illustrati­onen zu einem Gedichtban­d der polnischen Lyrikerin Renata Blicharz. Sie könnten aber auch die Welt des „Großen Gatsby“spiegeln, denn sie lassen in dezenter Tongebung die 20er und 30er Jahre Gestalt annehmen.

Mauga Houba-Hausherr hat zahlreiche Aktionen von „Draußen vor der Tür“, mit der Kreative Kultur und Gastronomi­e im Sommer unterstütz­t haben, malerisch begleitet. Ihre Bilder sind ein Kaleidosko­p des Corona-Sommers (eines ist auch im Sinn-Schaufenst­er gegenüber zu sehen). Die Werke in der Ausstellun­g wechseln – wie Gäste im Café.

Gleich nebenan haben acht Krefelderi­nnen bis zum 24. Dezember Domizil bezogen. Unter dem Label „Kunstwerk Werkkunst“bieten sie Kunst und -handwerk an. Conny Horsthemke, Lisa Liesges, Tanja Lucas, Thea Mertens, Susanne Pietsch, Lydia Poen, Madeleine Schepers und Marion Schulte präsentier­en Unikate: Schmuck und Malerei, Taschen und Uhren, Papier- und Holzarbeit­en, Textil und Keramik.

Und das Kunstmeilc­hen strahlt auch um die Ecke in die Königstraß­e, wo Evelyn Saadat und Jara Stehliková jeweils in leer stehenden Ladenlokal­e ausstellen.

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FOTO: KVK Kerstin von Kleins Plastiken sind Gips gewordene Emotionen – zu sehen im Café An-Go-Lo.

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