Rheinische Post Krefeld Kempen

Jule bringt St. Martin nach Sizilien

- VON ANNA STEINHAUS

17-jährige Kempenerin arbeitet seit September als Au Pair in Italien. Dort feierte sie mit ihrer Gastfamili­e St. Martin – inklusive Weckmänner backen und Laterne basteln

KEMPEN Bis wenigeWoch­en vor dem geplanten Abflug habe noch alles auf der Kippe gestanden, erzählt Jule Derber. Eigentlich hatte die 17-Jährige schon alles geplant, nach dem Abitur am Luise-von-Duisberg-Gymnasium wollte sie für einige Monate ins Ausland gehen und als Au Pair in einer Gastfamili­e leben. Dann kam die Pandemie.

Für viele Abiturient­en bedeutete das, ihre Pläne für Auslandsau­fenthalte erst einmal auf unbestimmt­e Zeit aufzuschie­ben. Doch Jule hatte Glück im Unglück. Auf Sizilien, wo ihre Gastfamili­e lebt, waren und sind die Zahlen bislang vergleichs­weise niedrig, und so flog sie Anfang September auf die süditalien­ische Insel in die Stadt Catania, ihr neues Zuhause auf Zeit.

„Sie hat immer die Hoffnung gehabt, dass es klappt“, sagt ihre Mutter Steffi Derber, die ihre Tochter eigentlich zu St. Martin besuchen wollte. „Was es für mich einfacher macht, ist, dass Jule in so einer tollen und herzlichen Familie untergebra­cht ist.“

Dass sie nach dem Abitur ins Ausland geht, stand für Jule Derber lange fest. Doch da sie erst 17 Jahre alt ist, erlauben nicht alle Länder einen längeren Aufenthalt. Über das Online-Portal „Aupairworl­d“nahm sie schließlic­h Kontakt zu einer sizilianis­chen Familie mit drei Kindern auf, die nach einem deutschspr­achigen Au Pair gesucht hatte.

„Der Abschied am Flughafen von meiner Familie war natürlich nicht so schön“, sagt Jule. „Aber ich wurde ganz herzlich von der Familie empfangen. Es ist alles genau so, wie ich es mir vorgestell­t habe.“Ihr Tag als Au Pair beginnt um 13 Uhr, wenn die beiden älteren Kinder aus Kindergart­en und Schule nach Hause kommen, dann hilft sie der sechsjähri­gen Greta bei den Hausaufgab­en, denn die besucht eine Deutsche Schule. Danach wird gespielt oder gebastelt.

Ihrer italienisc­hen Gastfamili­e wollte sie auch unbedingt die Martinstra­dition näher bringen. Dafür hatte sie sich Laternenst­öcke, Transparen­tpapier, Kleister, Luftballon­s und sogar die Kempener St. Martins-CD nach Catania schicken lassen. Jule übte mit den Kindern Martinslie­der, backte Weckmänner und bastelte Laternen. Am Martinstag selbst organisier­te sie ein kleines Mätesingen im Haus der Familie. Bis Juni nächsten Jahres möchte Jule noch auf Sizilien bleiben, dann will sie Psychologi­e studieren.

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FOTO: JULE DERBER Gemeinsam mit den Kindern ihrer Gastfamili­e Matilde (Mitte) und Greta hat Jule Derber Martinsfac­keln gebastelt.

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