Rheinische Post Krefeld Kempen

Gewürzverk­auf boomt wegen Corona

- VON BIANCA TREFFER

Ute Bornholdt von der Willicher Gewürz- und Feinkostma­nufaktur „Spirit of Spice“freut sich: Kochen und Backen in den eigenen vier Wänden befindet sich auf dem Vormarsch. Der Indikator ist die gestiegene Nachfrage nach Gewürzen.

WILLICH Zu Hause in der eigenen Küche mit der Familie gemeinsam experiment­ieren. Länder über die landestypi­schen Speisen mit ihren individuel­len Gewürzen kennenlern­en anstatt zu reisen. In Zeiten von Corona erhält die eigene Küche bei vielen Menschen eine ganz neue Bedeutung. Zeit zum Kochen sowie Backen ist da, und die Küche rückt in den Mittelpunk­t. Dass dies wirklich so ist, stellt Ute Bornholdt von derWillich­er Gewürz- und Feinkostma­nufaktur „Spirit of Spice“fest. „Es gibt uns seit 15 Jahren, aber so viele Neukunden wie in diesem Jahr hatten wir noch nie. Kochen erlebt einen Boom“, sagt Bornholdt.

Im Online-Shop des Unternehme­ns verzeichne­t die Inhaberin einen Anstieg der Bestellung­en um das Drei- bis Vierfache. Besonders exotische Gewürze und Mischungen sind gefragt. Currys, Masalas und geräuchert­e Salze stehen ganz oben. Was auch noch nie vorgekomme­n ist, ist die Tatsache, dass der Gewürz-Adventskal­ender von „Spirit oft Spice“schon kurz nach der Abfüllung im August ausverkauf­t war.„Wir haben bei 30 Grad Außentempe­ratur in die kleinen Gewürzgläs­chen abgefüllt, und unsere Kunden haben bestellt. Die Auflage von 200 Stück war im Nu weg“, berichtet Bornholdt. Weil die Nachfrage so groß war, ging erstmals ein Nachfolge-Adventskal­ender mit großen Gläsern ins Rennen, der einen ebenso reißenden Absatz fand.

Bornholdt glaubt, dass sich die Menschen in der Corona-Pandemie auf die Ernährung besinnen und Essen eine neue Wertigkeit erhält. „Essen zubereiten kann Entspannun­g sein. Bewusstes Konsumiere­n und Essen wertzuschä­tzen, liegt im Trend. Die Menschen beschäftig­ten sich jetzt viel mehr mit dem, was sie essen“, sagt sie. Auch das Backen gehört dazu. Brotbackge­würz wird nämlich ebenfalls stark geordert. Ganzer Fenchel und Anis, die ansonsten nicht so gefragt sind, erfreuen sich ebenfalls einer verstärkte­n Nachfrage – Gewürze, die viel beim Backen Verwendung finden. Die Lebkucheng­ewürznachf­rage spricht indes fürs Plätzchen backen. Vermehrte Food-Blogs im Internet, die in Zeiten von Corona entstehen, tun ihr Übriges hinzu, dass Lust auf Kochen und Backen gemacht wird.

Bornholdt selber kocht und backt mit Begeisteru­ng und kann daher viele Tipps geben: Ein wenig Muskat in den Teig von Butterplät­zchen gibt dem Gebäck eine völlig neue Note. „Es passt hervorrage­nd und schmeckt sehr lecker“, schwärmt die gelernte pharmazeut­isch-technische Assistenti­n, die sich von Jugend an mit Gewürzen beschäftig­t hat und 2005 den Schritt in die Selbststän­digkeit wagte. Dass der Bratapfel nicht immer süß gefüllt als Dessert daherkomme­n muss, sondern auch mit einer herzhaften Füllung eine phantastis­che Vorspeise ergibt, weiß die Willicheri­n ebenso. Eine Hackfüllun­g oder für die Veganer und Vegetarier eine Variante mit Beluga-Linsen schmeckt einfach köstlich. Zwiebeln anbraten, die Füllung dazugeben und mit „ordentlich Majoran würzen“, wie es Bornholdt beschreibt, lautet der Kochtipp.

Rotkohl, frisch gekocht, erhält indes dank der Zugabe von ein bis zwei Sternanis einen besonderen Geschmack. Die Fachfrau ist immer wieder begeistert, wie man mit Hilfe der Gewürze Lebensmitt­el verändern kann. Bornholdt experiment­iert auch gerne mit weniger bekannten Gewürzen wie zum Beispiel Sumach. Dabei handelt es sich um eine Essigbaumf­rucht mit säuerliche­m Geschmack, die etwas gröber gerieben daherkommt. „Man braucht keinen flüssigen Essig und erhält trotzdem eine säuerliche Note“, informiert sie.

Und dass man sich mit der Küche ein Urlaubslan­d ein Stück weit in die eigenen Wände holen kann, erlebte die Willicheri­n selber – Couch-Travel

ist das neue Wort. Mit Explorer Fernreisen war sie gerade inThailand. Das auf Fernreisen spezialisi­erte Unternehme­n hat per Zoom das Land vorgestell­t und zum Mitkochen aufgerufen. 80 Haushalte waren zu der Reise eingeladen, bei der ein Koch in Thailand genauso kochte wie ein Sternekoch aus Bergisch Gladbach. „Wir haben unsere Gewürze dazu vorgestell­t“, sagt Bornholdt. Im Dezember steht die nächste Reise an, dann geht es nach Neuseeland. Dann geht die von der Willicher Gewürz- und Feinkostma­nufaktur kreierte Gewürzmisc­hung namens Green Garden in den Einsatz. Sie wird mit Süßkartoff­eln verkocht.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Ute Bornholdt präsentier­t einige der Gewürze ihrer Firma „Spirit of Spice“.

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