Rheinische Post Krefeld Kempen
Falschparker behindern Feuerwehr
Feuerwehrleute verlieren wertvolle Zeit, wenn sie unterwegs zum Einsatzort an Autos im Halteverbot vorbei rangieren müssen. Die Feuerwehr Viersen setzt auf Aufklärungsarbeit. Für Falschparker kann es aber auch teuer werden.
Zugeparkte schmale Straßen in Wohngebieten, enge Einmündungen, an denen Autos im Halteverbot stehen: Für den Drehleiterwagen der Feuerwehr ist in einzelnen Teilen Viersen mitunter kaum ein zügiges Durchkommen möglich. „Es gab auch schon mal die Situation, dass die Mannschaft ausgestiegen ist und ein Fahrzeug aus dem Weg geschoben hat“, sagt Feuerwehr-Chef Frank Kersbaum. Das können entscheidende Minuten sein, die den Rettungskräften am Einsatzort fehlen. „Jede Sekunde zählt“, betont Kersbaum. Auch, wenn die Feuerwehr bisher noch immer irgendwie durchgekommen sei – Kersbaum rechnet damit, dass sich die Lage in den folgenden Jahren eher zuspitzt als entspannt. Schon jetzt setzt die Feuerwehr auf Aufklärungsarbeit. Aber wenn nichts anderes hilft, werden Knöllchen verteilt, und das kann für den Fahrzeughalter richtig teuer werden.
Mit dem Falschparker-Problem müsse sich mittlerweile jede Feuerwehr in NRW befassen, sagt Kersbaum. „Es werden immer mehr Wohngebiete gebaut, es gibt mittlerweile Haushalte mit Trend zum Drittwagen, die Autos werden immer größer, Parkflächen fallen weg“, erklärt er. Der Stellplatzmangel verleitet dann zum Falschparken. „Wir stellen das seit 15 bis 20 Jahren fest“, sagt der Feuerwehr-Chef.„Die meisten Parksünder sind an den Einmündungen“, ergänzt er. Sie halten sich nicht an den vorgegebenen Mindestabstand von fünf Metern vor und hinter den Kurven. Für den Drehleiterwagen der Feuerwehr mit seinem Kurvenradius von 10,50 Metern ist das ein Problem, der Fahrer muss rangieren. Wo die Fahrbahn gerade und schmal ist, dort viele Autos am Rand parken, kann es auch für den Rettungswagen eng werden.
Dass Feuerwehrleute ein Auto aus dem Weg tragen müssen, ist aber die Ausnahme. In den meisten Fällen würden die Fahrzeughalter ihre Autos, die im Weg stehen, schnell umparken, erläutert Kersbaum. Im Notfall muss sich der Einsatzwagen eben Platz verschaffen, „da kann es zu Touchierungen kommen“, sagt Kersbaum. „Die melden wir aber natürlich.“Bei einem Dachstuhlbrand vor etwa zehn Jahren an der Hofstraße etwa sei der Drehkranz der Drehleiter beim Schwenken gegen ein Auto gestoßen. Nicht nur das Auto sei beschädigt gewesen – auch die Drehleiter habe erstmal repariert werden müssen. In der Zeit konnte sie für Einsätze nicht genutzt werden.
Überall im Stadtgebiet gebe es „neuralgische Stellen“, sagt Kersbaum. Hofstraße, Robend, Rahserstraße, Grefrather Straße, Goetersstraße: Zum Beispiel dort müssen die Einsatzwagen der Feuerwehr – manchmal, mit Blick auf den Gegenverkehr, in Schlangenlinien – um geparkte Autos herumfahren. Teilweise werde die Nachbarschaft eines Straßenzugs noch während eines Einsatzes dafür sensibilisiert, künftig so zu parken, dass ein Feuerwehrfahrzeug freie Fahrt hätte, berichtet Kersbaum.
Zur Aufklärungsarbeit der Feuerwehr gehört auch, mit dem Drehleiterwagen Kontrollfahrten zu jenen neuralgischen Stellen zu unternehmen. Falls notwendig, werden dann
Hinweiszettel hinter die Scheibenwischer geklemmt, darauf steht unter anderem: „Ihr Ordnungsamt und Ihre Feuerwehr möchten Sie mit diesem Schreiben darauf aufmerksam machen, dass Ihr Fahrzeug ,unglücklich’ geparkt wurde.“Das zeige Wirkung, allerdings nicht dauerhaft, sagt Kersbaum.„Oftmals ist das wellenförmig“, ergänzt Axel Geneschen, Abteilungsleiter „Vorbeugender Brandschutz“. Anwohner werden sensibilisiert, dann ziehen welche weg, andere ziehen hin – und die Feuerwehr muss wieder informieren. Nützt das nichts, „schicken wir die Kollegen vom Kommunalen Ordnungsdienst alleine hin, und dann werden Knöllchen verteilt“, sagt Kersbaum. Das könne dann ab etwa 30 Euro aufwärts kosten. Wer allerdings eine ausgewiesene Feuerwehrzufahrt zuparkt, muss mit mehr rechnen: „Der Gesetzgeber ahndet diese Ordnungswidrigkeit mit bis zu 100.000 Euro“, sagt Geneschen.