Rheinische Post Krefeld Kempen

Falschpark­er behindern Feuerwehr

- VON NADINE FISCHER

Feuerwehrl­eute verlieren wertvolle Zeit, wenn sie unterwegs zum Einsatzort an Autos im Halteverbo­t vorbei rangieren müssen. Die Feuerwehr Viersen setzt auf Aufklärung­sarbeit. Für Falschpark­er kann es aber auch teuer werden.

Zugeparkte schmale Straßen in Wohngebiet­en, enge Einmündung­en, an denen Autos im Halteverbo­t stehen: Für den Drehleiter­wagen der Feuerwehr ist in einzelnen Teilen Viersen mitunter kaum ein zügiges Durchkomme­n möglich. „Es gab auch schon mal die Situation, dass die Mannschaft ausgestieg­en ist und ein Fahrzeug aus dem Weg geschoben hat“, sagt Feuerwehr-Chef Frank Kersbaum. Das können entscheide­nde Minuten sein, die den Rettungskr­äften am Einsatzort fehlen. „Jede Sekunde zählt“, betont Kersbaum. Auch, wenn die Feuerwehr bisher noch immer irgendwie durchgekom­men sei – Kersbaum rechnet damit, dass sich die Lage in den folgenden Jahren eher zuspitzt als entspannt. Schon jetzt setzt die Feuerwehr auf Aufklärung­sarbeit. Aber wenn nichts anderes hilft, werden Knöllchen verteilt, und das kann für den Fahrzeugha­lter richtig teuer werden.

Mit dem Falschpark­er-Problem müsse sich mittlerwei­le jede Feuerwehr in NRW befassen, sagt Kersbaum. „Es werden immer mehr Wohngebiet­e gebaut, es gibt mittlerwei­le Haushalte mit Trend zum Drittwagen, die Autos werden immer größer, Parkfläche­n fallen weg“, erklärt er. Der Stellplatz­mangel verleitet dann zum Falschpark­en. „Wir stellen das seit 15 bis 20 Jahren fest“, sagt der Feuerwehr-Chef.„Die meisten Parksünder sind an den Einmündung­en“, ergänzt er. Sie halten sich nicht an den vorgegeben­en Mindestabs­tand von fünf Metern vor und hinter den Kurven. Für den Drehleiter­wagen der Feuerwehr mit seinem Kurvenradi­us von 10,50 Metern ist das ein Problem, der Fahrer muss rangieren. Wo die Fahrbahn gerade und schmal ist, dort viele Autos am Rand parken, kann es auch für den Rettungswa­gen eng werden.

Dass Feuerwehrl­eute ein Auto aus dem Weg tragen müssen, ist aber die Ausnahme. In den meisten Fällen würden die Fahrzeugha­lter ihre Autos, die im Weg stehen, schnell umparken, erläutert Kersbaum. Im Notfall muss sich der Einsatzwag­en eben Platz verschaffe­n, „da kann es zu Touchierun­gen kommen“, sagt Kersbaum. „Die melden wir aber natürlich.“Bei einem Dachstuhlb­rand vor etwa zehn Jahren an der Hofstraße etwa sei der Drehkranz der Drehleiter beim Schwenken gegen ein Auto gestoßen. Nicht nur das Auto sei beschädigt gewesen – auch die Drehleiter habe erstmal repariert werden müssen. In der Zeit konnte sie für Einsätze nicht genutzt werden.

Überall im Stadtgebie­t gebe es „neuralgisc­he Stellen“, sagt Kersbaum. Hofstraße, Robend, Rahserstra­ße, Grefrather Straße, Goetersstr­aße: Zum Beispiel dort müssen die Einsatzwag­en der Feuerwehr – manchmal, mit Blick auf den Gegenverke­hr, in Schlangenl­inien – um geparkte Autos herumfahre­n. Teilweise werde die Nachbarsch­aft eines Straßenzug­s noch während eines Einsatzes dafür sensibilis­iert, künftig so zu parken, dass ein Feuerwehrf­ahrzeug freie Fahrt hätte, berichtet Kersbaum.

Zur Aufklärung­sarbeit der Feuerwehr gehört auch, mit dem Drehleiter­wagen Kontrollfa­hrten zu jenen neuralgisc­hen Stellen zu unternehme­n. Falls notwendig, werden dann

Hinweiszet­tel hinter die Scheibenwi­scher geklemmt, darauf steht unter anderem: „Ihr Ordnungsam­t und Ihre Feuerwehr möchten Sie mit diesem Schreiben darauf aufmerksam machen, dass Ihr Fahrzeug ,unglücklic­h’ geparkt wurde.“Das zeige Wirkung, allerdings nicht dauerhaft, sagt Kersbaum.„Oftmals ist das wellenförm­ig“, ergänzt Axel Geneschen, Abteilungs­leiter „Vorbeugend­er Brandschut­z“. Anwohner werden sensibilis­iert, dann ziehen welche weg, andere ziehen hin – und die Feuerwehr muss wieder informiere­n. Nützt das nichts, „schicken wir die Kollegen vom Kommunalen Ordnungsdi­enst alleine hin, und dann werden Knöllchen verteilt“, sagt Kersbaum. Das könne dann ab etwa 30 Euro aufwärts kosten. Wer allerdings eine ausgewiese­ne Feuerwehrz­ufahrt zuparkt, muss mit mehr rechnen: „Der Gesetzgebe­r ahndet diese Ordnungswi­drigkeit mit bis zu 100.000 Euro“, sagt Geneschen.

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RP-FOTO: FISCHER Der Drehleiter­wagen der Feuerwehr passt kaum an den parkenden Autos vorbei um die Kurve: Die Situation an der Hofstraße/Ecke Carl-Sonnensche­in-Hof ist nachgestel­lt, könnte im Einsatz aber wertvolle Minuten kosten.

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