Rheinische Post Krefeld Kempen
22.500 Krefelder formen ihre Sportstadt
Eine solche Umfrage in Größe und Breite hat es laut Stadtdirektor Markus Schön in Krefeld noch nicht gegeben. Die Stadt plant eine Befragung von 22.500 per Zufallsprinzip ausgewählter Bürger zu ihrem Sportverhalten, zu Angebot und Nachfrage, um einen Sportentwicklungsplan für die kommenden 25 bis 30 Jahre zu erstellen.
Die Stadt Krefeld will neun passgenaue Sportanzüge schneidern, die die nächsten 25 bis 30 Jahre halten. Beim Maßnehmen sollen 22.500 Krefelder aus allen Stadtbezirken helfen, die für eine repräsentative Umfrage ausgewählt wurden. Darüber hinaus kann jeder Interessierte seine Einschätzungen und Wünsche zum Krefelder Sportangebot und dem eigenen Sportverhalten auf einer Online-Plattform des Rhein-Ahr-Campus der Hochschule Koblenz abgeben. Die Briefe an die per Zufallsprinzip ausgewählten Teilnehmer gehen in den nächsten Tagen raus. In dem Anschreiben ist ein Code mitgeteilt, der sicherstellt, dass jeder Befragte nur einmal in die Auswertung eingeht.
Stadtdirektor und Sportdezernent Markus Schön konnte seine Begeisterung für das am Mittwoch im Rathaus vorgestellte Projekt kaum verbergen. „Das ist ein tolles Instrument für eine breite Beteiligung mit wissenschaftlicher Begleitung“, sagte er. Die für Mitte März 2021 erwartete Analyse der Antworten soll wichtige Hinweise für die Sportentwicklungsplanung der Stadt Krefeld liefern. Schön erwartet Aufschluss darüber, ob es zum Beispiel einen Bedarf für eine beleuchtete Joggingstrecke rund um den Elfrather See gibt, oder ob Krefeld über die Schwimmbäder für den Schul- und Vereinssport hinaus ein Familien-, Freizeit- oder Spaßbad benötigt. In der Befragung werden auch 200Vereine um ihre Meinung zum Angebot gebeten. „Das wird keine einfache Wunschliste“, sagte Professor Lutz Thieme.
Die Fragen sind in Blöcke aufgeteilt. So werden unter anderem die Zufriedenheit mit dem aktuellen
Sportangebot in der Stadt, der Nutzungshäufigkeit und der Erreichbarkeit ebenso abgefragt wie die Beliebtheit einzelner Sportarten, das Fehlen bestimmter Angebote und wie viel Geld der Teilnehmer für bestimmte Sportarten wie Golf, Reiten oder Schwimmen auszugeben bereit ist. Ein Komplex widmet sich Krefelder Besonderheiten – damit sind die Eissporthallen, die Bäder und der Elfrather See gemeint.
„Wir hoffen Aufschlüsse darüber zu bekommen, wie wichtig den Menschen in Krefeld der Sport im Vergleich zu anderen Bereichen des Lebens ist“, sagte Thieme. In Anlehnung an den so genannten Bürgerhaushalt, in dem Bewohner einer Stadt Vorschläge machen, wofür die Kommune ihr Geld ausgeben soll, können die Befragten Angaben machen, wie viele von 100 zu verteilenden Punkten auf den Sportsektor entfallen sollten.
Bei einer Beteiligung von 20 Prozent seien die Ergebnisse repräsentativ. Das Prozedere sei aber so angelegt, dass es für alle neun Stadtbezirke repräsentativ sein solle, erklärte Thieme. Falls in einem bestimmten Stadtbezirk Stimmen fehlten, dann könne man auf die Stimmen der Teilnehmer zurück
greifen, die ohne spezielle Aufforderung Antworten geliefert hätten. Die beiden Gruppen würden getrennt voneinander ausgewertet, sagte Thieme. Aus der Erfahrung könne er unterstellen, dass die Teilnehmer, die ohne Aufforderung teilnähmen, eine größere Nähe zum Sport hätten als der Durchschnitt. Der Einfluss der Sportfans wäre in einer gemeinsamen Analyse der Antworten zu groß. Soll heißen, in der repräsentativen Umfrage würden auch Sportmuffel um ihre Meinung gebeten. Überhaupt, so der Wissenschaftler, werde das Resultat gleichsam statistisch geglättet. Es sei
erwiesen, dass Befragte gerne übertreiben, wenn es um den Umfang ihrer wöchentlichen sportlichen Aktivitäten gehe.
Ende des Monats soll die Post auf den Weg gebracht werden. Anfang 2021 könnten die Daten vorliegen, dann dauere es vier bis sechs Wochen, bis die Analyse der Antworten abgeschlossen sei, informierte Thieme. Erste Ergebnisse könnten ab Mitte März in der Sportstättenkommission, im Sport- und im Schulausschuss sowie in den Bezirksvertretungen vorgestellt werden. Auch die Teilnehmer der Umfrage sollen Auskünfte erhalten.