Rheinische Post Krefeld Kempen

Sichere Operatione­n in Corona-Zeiten

- VON PETRA DIEDERICHS

Die Angst vor der Ansteckung hält viele Menschen ab, sich im Krankenhau­s behandeln zu lassen. Krebspatie­nten sorgen sich um ihre Behandlung während der Pandemie. „Dazu besteht kein Grund“, sagt der Chefarzt des Maria Hilf.

Die Beschwerde­n dauerten schon etliche Wochen. Als die Schmerzen unerträgli­ch wurden, führte kein Weg mehr an einer Operation vorbei. Die Angst, sich im Krankenhau­s mit dem Corona-Virus anzustecke­n, war so groß, dass der Mann lange gewartet hat, bevor er seinen Leistenbru­ch behandeln ließ. Es war ja keine lebensnotw­endige Operation.

Solche Gründe hören PD Dr. Elias Karakas und sein Team in diesen Wochen häufig. Karakas ist Direktor der Chirurgie und Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Endokrine Chirurgie am Maria Hilf Krankenhau­s. Der Arzt kann die Sorgen verstehen. Deshalb erklärt er das engmaschig­e Hygienekon­zept des Krankenhau­ses. „Die Patienten fühlen sich damit sehr sicher“, sagt er.

„Meine persönlich­e Meinung ist, dass der komplette Lockdown im März richtig war – in einer Situation, in der wir alle nicht wissen konnten, was auf uns zukam, was eine Infektion für jeden einzelnen bedeutet. Ich habe die Entscheidu­ng jederzeit mitgetrage­n, die Operatione­n aller Nicht-Notfälle zu streichen, um eine maximale Versorgung der Notfälle zu gewährleis­ten“, sagt der Chirurg. „Inzwischen haben wir ein halbes Jahr Erfahrung und Übung im Umgang mit der Situation. Jetzt ist es nicht mehr angezeigt, anderen Patienten die Behandlung vorzuentha­lten.“

Im Gegenteil: Hinauszöge­rn sei manchmal sogar gefährlich. „Wir erleben leider zurzeit auch schwere Fälle, wo die Befunde katastroph­al und Voraussetz­ungen für eine Operation schlecht sind - was vor zwei Monaten nicht der Fall gewesen wäre. Das ist sehr schlimm.“Die Diagnostik und chirurgisc­he Behandlung bösartiger Erkrankung­en zum Beispiel des Darms, der Bauchspeic­heldrüse, des Magens und der Speiseröhr­e laufe bei den Alexianern, zu denen das Maria Hilf gehört, wie vor der Pandemie „unter Einsatz aller Ressourcen. Im Prinzip ist es sogar noch sicherer, da wir aus der Phase des Lockdown unsere hohen Standards beim Infektions­schutz durch die routinemäß­ige Implementi­erung von Covid-19-Abstrichen ergänzt und optimiert haben, was Patienten wie Mitarbeite­rn als zusätzlich­e Sicherheit zugutekomm­t“, betont Karas.

Bei geplanten Operatione­n greift folgendes System: Zur Sprechstun­de, die mit Mundschutz und Abstand läuft, gehört ein Screening. „Die Patienten bekommen einen PCR-Test, zurzeit drei bis vier Tage vor dem OP-Termin, in 48 Stunden schaffen die Labore das im Moment nicht. Ist das Ergebnis negativ, können wir operieren. Sonst verschiebe­n wir den Eingriff, wenn es medizinisc­h vertretbar ist“, erklärt der Chefarzt. Es gibt auch die Möglichkei­t eines Schnelltes­ts am Aufnahmeta­g. „Die Patienten finden es super. Sie sind nach der Operation auch glücklich, weil sie wissen, dass sie Covid-negativ sind.“

Hygiene-Konzepte sind für Krankenhäu­ser nicht erst seit Corona ein Thema. Jede Klinik hat hygienebea­uftragte Ärzte und Fachperson­al. Die sogenannte­n Krankenhau­s-Keime, die multiresis­tenten Keime seien durch die Pandemie aus dem Fokus geraten. „Wir arbeiten auch ein Screening auf mögliche andere Erreger ab. Daher müssen jetzt zwei Fragebögen ausgefüllt werden“, sagt Karakas. Seit er vor dreieinhal­b Jahren ans Maria Hilf kam, hängt in seinem Zimmer ein Plakat mit der Botschaft: „Händedesin­fektion rettet Leben“.

Jede Operation birgt Risiken. Doch kleine und mittelgroß­e Operatione­n hätten keinen Einfluss auf die Bettenbele­gung auf den Intensivst­ationen und die Belastung des Personals. „Dafür brauchen wir keine Intensivbe­tten vorzuhalte­n. Vieles wird anderswo auch zunehmend ambulant gemacht. Das ist ein Trend seitens der Kostenträg­er. Bei uns haben die Patienten die Sicherheit, sich nach der OP unter medizini

scher Aufsicht noch zu erholen.“

Auch im Maria Hilf werden Covid-Patienten auf der Intensivst­ation in einem separaten Bereich versorgt. „Aber das schränkt unsere chirurgisc­hen Tätigkeite­n nicht ein. Wir können Menschen mit Beschwerde­n noch guten Gewissens operieren“, so der Mediziner. Jeder Eingriff werde individuel­l abgewogen und tagesaktue­ll entschiede­n. Die großen Operatione­n, bei denen es meist um bösartige Tumore geht, belasten die Intensivka­pazitäten. „Doch das ist bei der jetzigen Lage überschau- und steuerbar.Wir können bei Darm-, Magen-, Bauchspeic­heldrüsen- und Speiseröhr­en-Operatione­n optimal hohe Behandlung­squalität bieten. Wir sind nicht der Maximalver­sorger, aber auch ein Optimalver­sorger.“Selbst wenn sich die Pandemie-Lage weiter verschärfe­n sollte, müssen genügend Kapazitäte­n zurVerfügu­ng stehen, um vor allem Krebspatie­nten schnellstm­öglich und optimal zu behandeln zu können: „Sie unterliege­n einer enormen psychische­n wie physischen Belastung.“

 ?? FOTO: AK ?? Chefarzt Elias Karakas (m.) mit seinem Oberarzt-Team: (v.l.) Dr. Adam Gorzawski, Emanuel Burdzik, Leiter Darmkrebsz­entrum Dr. Wilhelm-Ulrich Schmidt, Leiterin Zentrum für Endokrine Chirurgie Dr. Petra Kühn
FOTO: AK Chefarzt Elias Karakas (m.) mit seinem Oberarzt-Team: (v.l.) Dr. Adam Gorzawski, Emanuel Burdzik, Leiter Darmkrebsz­entrum Dr. Wilhelm-Ulrich Schmidt, Leiterin Zentrum für Endokrine Chirurgie Dr. Petra Kühn

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