Rheinische Post Krefeld Kempen
Tim Linde mit erstem Orchester-Album
Der Krefelder Tim Linde wurde über Nacht mit einem Tauflied für seine kleine Tochter zu einem gefeierten Liedermacher. Das ist jetzt gut sechs Jahre her. Die Corona-Krise triff vor allem Künstler. Die Zeit der Covid19-Pandemie nutzte der Familienvater nun für sein erstes Album mit Orchester-Begleitung. Die Platte kommt am Freitag in den Handel.
Mit einem Tauflied für seine kleine Tochter hat für den Krefelder Tim Linde seine Karriere als Sänger und Liedermacher begonnen. Der Erfolg kam gleichsam über Nacht. Die Kurve zeigte steil nach oben. Mehrere Studioalben, Fernsehauftritte und Live-Konzerte vor 5000 Besuchern mit Sarah Conners auf einer Bühne folgten. Eine neues Album mit neuen Liedern sollte im Februar dieses Jahres erscheinen.„Ich war mit dem Schreiben der Texte hintendran“, berichtete der frühere Lindentaler, der jetzt in Hamburg lebt, am Mittwoch im Gespräch mit unserer Redaktion. „Ich konnte nicht rechtzeitig liefern, was mir kräftige Schelte eingebracht hat“, sagte Linde.
Die Veröffentlichung des neuen Albums mit neuen Songs fiel aus, was sich im Nachhinein als Glücksfall erwiesen habe. Einen Monat später hatte das Corona-Virus das öffentliche Leben im Griff. Konzerte und Tourneen wurden abgesagt. „Es hätte keine Möglichkeit gegeben, die neue Platte vorzustellen“, erklärte Linde. Bei der Suche nach Antworten auf die Frage, was in diesem Jahr noch möglich sei, hatte Linde-Entdecker und Produzent Rene Münzer die richtige Idee. „Er schlug vor, wir gehen ins Studio und machen etwas, was wir live nie stemmen könnten“, sagte Linde. Einige schnelle Sound-Entwürfe überzeugten die Beteiligten.
Das war die Geburtsstunde für das erste Orchester-Album des Krefelders, das am Freitag, 20. November, in einer streng limitierten Auflage in die Läden kommt und ansonsten über die einschlägigen Portale zum Download zurVerfügung steht. Münzer verfügte über eine Pool an Musikern, die klassische Instrumente beherrschen. Zunächst war es nötig, Arrangements zu schreiben und Harmonien zu ändern. Dann wurden Streicher, Bläser, Tasten- und Schlaginstrumente Spur für Spur aufgenommen und zusammen gemischt. Linde musste den ein oder anderen Song neu einsingen. Für die meisten konnte der Produzent auf die Tonspuren der Studioalben zurückgreifen. „Das Endprodukt bietet eine winterlich-weihnachtliche Atmosphäre meiner bekannten Songs“, berichtete Linde. Auf dem Album mit dem Titel „Großes Besteck“finden sich auch bislang unveröffentlichte Lieder wie „Goldener Herbst“.
„Gerade in den ruhigen vergangenen Monaten bekam ich zu meiner großen Freude von vielen Krefeldern immer wieder Nachfragen, wann es endlich etwas Neues gibt. Nachdem sich ja schon früh abzeichnete, dass es dieses Jahr in Krefeld und anderswo keine Konzert egeben konnte, haben wir aus der Not eine Tugend gemacht und uns an dieses große Projekt gewagt. Nun kommt also zu Weihnachten das große Besteck auf den Tisch“, erzählt Linde.
Erste musikalische Schritte unternahm er zu seiner Schulzeit in Krefeld als Gitarrist in der Band Loco. Mit Freunden trat er in kleinen Locations überwiegend in Kempen, Grefrath und seiner Heimatstadt (Alte Münz, Dr. Flotte und Café Journal) auf. Seit 2014 muss er sich vor einem größeren Publikum beweisen. „Der Schritt war nicht geplant, aber meine Frau sagt auch, ich soll ihn gehen und sehen, was passiert“, erklärt der inzwischen 44-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion.
„Ein solches Projekt unter Corona-Rahmenbedingungen zu verwirklichen ist eine Riesenaufgabe”, so Linde. Daher wurden alle Instrumente einzeln aufgenommen und später zu einem Gesamtorchester zusammengeführt. Das Ergebnis sei beeindruckend. Lindes gefühlvolle Texte und seine schönen Melodien würden durch die Orchesterarrangements zu einem spannenden und abwechslungsreichen Hörerlebnis. Mal zart und zerbrechlich, mal kraftvoll und treibend trage die Musik den Zuhörer durch die elf Titel des
Albums. “Großes Besteck” sei eine perfekte Symbiose aus der Kunst eines großen Liedermachers und der Vielfalt orchestraler Gestaltungsmöglichkeiten, schreibt die Plattenfirma Ear Lab Music.
„Wer mich kennt, hört in meinen Liedern auch viel Krefeld heraus. Denn es geht ja viel um Kindheit, Familie und Freunde. Meine Kindheit, meine Familie und meine besten Freunde sind alle untrennbar mit Krefeld verbunden. Aber natürlich ist auch der Norden, wo ich lebe, mit einem zwinkernden Auge bedacht“, sagte Linde, dessen Vater und Mutter immer noch in Krefeld leben.