Rheinische Post Krefeld Kempen

Sergej Belov lässt Kritiker verstummen

- VON H.-G. SCHOOFS UND JOSEF HERMANNS

Der russische Torwart der Krefeld Pinguine erntete nach seinem gelungenen Debüt im Spiel gegen die Grizzly Wolfsburg von vielen Seiten Lob. Der Geschäftsf­ührer will zum Kurz-Streik des Teams keine Stellungna­hme abgeben.

Mit ihrem Kurz-Streik vor dem Heimspiel gegen Wolfsburg sorgten die Pinguine bundesweit für Schlagzeil­en. Dass eine Mannschaft nicht zum Warmlaufen erschien, ist im Oberhaus des deutschen Eishockeys ein Novum. Zu Zweitliga-Zeiten gab es das mal bei den Schalker Haien, weil die Spieler ihr Gehalt forderten.

Die Krefelder Spieler sollen nun auf Gehalt verzichten, damit die GmbH in der wahrschein­lich am 18. Dezember oder 1. Januar beginnende­n DEL-Saison über die Runden kommt. Die Spieler des Kaders aus dem Vorjahr mussten bereits vor dem Lizenzantr­ag im Mai auf 25 Prozent verzichten. Mit allen Neuzugänge­n wurden Gehälter ausgehande­lt, die wegen der Corona-Pandemie niedriger ausfielen als normalerwe­ise. Jetzt sollen alle nach RP-Informatio­nen noch einmal auf 30 Prozent verzichten. Das wollen die Spieler aus einem ganz bestimmten Grund nicht akzeptiere­n. Sie fragen sich zurecht, warum noch vier weitere Akteure nur für den MagentaSpo­rt-Cup verpflicht­et wurden, wenn der Kader schon groß genug ist und das Geld knapp ist. Zumal die Mannschaft für die Zeit des Turniers auch schon einer Gehaltskür­zung zugestimmt hat. Geschäftsf­ührer Sergej Saveljevs wollte am Mittwoch zum Kurz-Streik keine Stellungna­hme abgeben und meinte nur scherzhaft: „Das war Taktik, um das Spiel zu gewinnen.“

Unter normalen Umständen wäre gegen einen weiteren Gehaltsver­zicht nichts einzuwende­n. Andere Klubs haben das bereits mit ihren Spielern vereinbart. Den Pinguinen fehlen bis zum Saisonende gut 50 Prozent ihrer geplanten Einnahmen. Mit Zuschauer-Einnahmen ist nicht mehr zu rechnen. Die größeren Sponsoren werden nicht bereit sein, 100 Prozent ihrer Zusagen einzuhalte­n. Entspreche­nd müssen die Kosten reduziert werden. In der Geschäftss­telle wurde bereits Personal eingespart.

Die Mannschaft setzte am Dienstag mit ihrem Kurz-Streik ein deutliches Zeichen und fordert von der Vereinsfüh­rung eine klare Linie und keine leeren Versprechu­ngen. Mit ihrer Aktion bewiesen sie Zusammenha­lt. Nach dem Spiel saßen sie noch bis nach Mitternach­t in der Kabine und diskutiert­en. Auf dem Eis zeigten sie, dass sie unbedingt Eishockey spielen wollen. Auch wenn es nur ein Vorbereitu­ngsspiel war, gab es mit Blick auf die DEL-Saison vielverspr­echende Ansätze.

Die Überraschu­ng des Abends war zweifelsoh­ne Torwart Sergej Belov. Mit 34 teilweisen sehr guten Saves bewies er durchaus seine DEL-Tauglichke­it. Nicht umsonst geriet Glen Hanlon hinterher ins Schwärmen. Der Chefcoach, einst ein NHL-Goalie, hatte schon vorher damit gerechnet, dass der

27-Jährige das Zeug zu einer Nummer 1 habe, weil er im Fokus der KHL stand. Zuletzt hatte Belov in der Saison 2018/19 sechs Mal in der zweiten russischen Liga bei HK Ryazan im Tor gestanden. „Insgesamt haben wir gut gespielt und unser Torwart hat „Bombe“gehalten. Ich habe ihm nach dem Spiel gratuliert. Auf dem Eis sind wir als Mannschaft kompakt aufgetrete­n. Das erste und zweite Tor haben wir aus Situatione­n erzielt, die wir uns so vorgenomme­n hatten. Gegenüber der Partie in Bremerhave­n haben wir uns gesteigert“, sagte Kapitän Torsten Ankert. In einer leeren Halle zu spielen, sei für ihn unwirklich: „Gerade bei uns zu Hause ist es komisch, weil unsere Fans immer sehr laut sind. Im Spiel konnte ich das aber gut ausblenden.“

Patrick Klöpper meinte nach dem Spiel zu seiner Rolle als 13. Stürmer: „Der Trainer hat vorher offen mit mir gesprochen. Durch die Leihspiele­r haben wir einen etwas größeren Kader. Für mich war es als 13. Stürmer schwer, wenn man überall reingeworf­en wird. Ich glaube, aber gerade in Unterzahl ist mir das gut gelungen. Ich weiß ja auch, dass ich aus der DEL 2 komme, ich biete mich aber in jedem Training an und möchte mich empfehlen.“

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FOTO: THOMAS LAMMERTZ Stürmer Nikita Shatsky versucht hier, den Schuss zu blocken. Der Puck ist aber eine sichere Beute für Torwart Sergej Belov.

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