Rheinische Post Krefeld Kempen
Dellmans will Fördergelder für St. Hubert
Der neue Kempener Bürgermeister will prüfen lassen, ob der Ortskern des Kendeldorfes nach Oedter Vorbild mit Mitteln aus dem Förderprogramm Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) verbessert werden kann.
Seit Jahren wächst die Unzufriedenheit im Ort. Viele St. Huberter fühlen sich von der Stadtverwaltung und der Politik nicht ernst genommen mit ihren berechtigten Interessen. Etliche Bürger im Kendeldorf fühlen sich gegenüber den Bürgern in Alt-Kempen benachteiligt. Im Wahlkampf vor der Kommunalwahl sind die Politiker wieder im Dorf aufgelaufen, haben sich für die Belange der St. Huberter aufgeschlossen interessiert und Unterstützung versprochen, um vor allem die Entwicklung im Ortskern zu verbessern. Die Bürgermeister-Kandidaten haben bei einer Diskussionsveranstaltung des örtlichen Heimatvereins betont, wie wichtig ihnen ein intakter Ortskern im Kendeldorf ist.
Dabei hat der heutige neue Bürgermeister bereits das Thema ISEK angesprochen. Im Gespräch mit unserer Redaktion betonte Christoph Dellmans, dass er es ernst meine mit seiner Ankündigung, verwaltungsintern prüfen zu lassen, inwieweit es sinnvoll ist, dass sich die Stadt um öffentliche Fördermittel zur Ortskernsanierung von St. Hubert bemüht. ISEK, Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept, wäre so ein Programm des Landes, über das man auch in St. Hubert einiges zum Besseren bewegen könnte.
In der Kempener Nachbarschaft macht man gerade mit ISEK sehr gute Erfahrungen. Die Gemeinde Grefrath nutzt seit Oktober 2018 Landesmittel aus dem ISEK-Programm, um den Ortsteil Oedt weiterzuentwickeln.„So etwas kann ich mir für St. Hubert durchaus auch vorstellen“, sagt Dellmans. Es soll zunächst eine bauliche Bestandsaufnahme gemacht werden. Es geht aber auch um Leerstände bei Ladenlokalen, Zustand von Straßen und Plätzen sowie Grünlagen und die Verkehrssituation. Begleitet wird das Ganze von einem Quartiersmanagement.
Bei Letzterem gibt es bereits erste gute Ansätze. Wenn auch die ursprünglich geplante große Lösung für den Altbau der ehemaligen Johannes-Hubertus-Schule am Hohenzollernplatz nicht rechtzeitig realisiert werden konnte und die bereits erhaltenen Zuschüsse an das Land zurückgezahlt werden mussten, so hat die Stadtverwaltung mit eigenen Bordmitteln im Obergeschoss des Anbaus der früheren
Schule ein Begegnungszentrum für Bürger aus dem Stadtteil eingerichtet. Im Erdgeschoss befindet sich eine Großtagespflege zur Betreuung von Kindern unter drei Jahren.
Im Zuge eines städtebaulichen Entwicklungskonzeptes müsste aber die künftige Nutzung des mehr als 100 Jahre alten Schulhauses, das unter Denkmalschutz steht, ebenfalls neu untersucht werden. Pläne, dort das Jugendzentrum „Calimero“und möglicherweise einen Kindergarten unterzubringen, müssen geprüft werden. Fest steht, dass das Jugendzentrum, bisher im Gebäudekomplex des früheren Jugendamtes an der Aldekerker Straße beheimatet, neue Räume bekommen soll, sollte die Stadt den Komplex aufgeben oder den Kindergarten „Tabaluga“dort neu bauen.
Stichwort Kindergarten: An der Bendenstraße lässt die Stadt einen Ersatzneubau für die Kita „Bärenstark“errichten mit zusätzlichen Plätzen für drei weitere Gruppen. Die alte Kita gleich nebenan soll dann aufgegeben werden. Eine Sanierung des Baus wäre zu teuer. Je nach Entwicklung bei den Kita-Plätzen, die seit Jahren in der Stadt Kem
pen Mangelware sind, könnte auf der Fläche des Altbaus nach dessen Abriss ein zusätzlicher neuer Kindergarten entstehen. Aber das ist Zukunftsmusik.
Zukunftsmusik ist sicherlich auch, eine Lösung für den St. Huberter Markt zu finden, die Bürger und Geschäftsleute gleichermaßen zufriedenstellt. Der örtliche Einzelhandel braucht den Markt als Parkplatz für die Kundschaft. Ein Bürgerantrag, den Marktplatz komplett autofrei zu gestalten, fand zuletzt in der Politik keine Mehrheit.
Die Verkehrssituation im Ortskern ist ein weiterer Punkt, der bei einem neuen städtebaulichen Entwicklungskonzept berücksichtigt werden muss. Die Bürgerinitiative „Fairer Verkehr in St. Hubert“setzt sich unter anderem dafür ein, die Rahmenbedingungen für den Radverkehr im Ortskern deutlich zu verbessern. Die Politik hat die Schwachstellen längst erkannt, Lösungen müssen aber erst noch entwickelt werden.
Die verkehrliche Situation auf der Bahnstraße wird bei einem solchen Konzept sicherlich nicht noch einmal neu beleuchtet – auch wenn das einige Anwohner immer wieder wünschen. Die Stadt hat die Straße – unter umfassender Beteiligung der Bürger – aufwendig saniert. Die Bahnstraße hat eine wichtige Erschließungsfunktion für den Ortskern. Daran wird sich auch so bald nichts ändern.
Ändern muss sich die Situation für die Sportvereine. Der alte Platz „An Eulen“muss aufgegeben werden. Der neue Platz an der Stendener Straße bekommt nun im nächsten Jahr endlich ein Umkleidegebäude. Ein Ausbau der Sportstätte mit Anlage eines Kunstrasenplatzes ist dort aber nicht möglich. Bleibt eine neue Bezirkssportanlage im Außenbereich. Sie wird von der zuständigen Bezirksregierung für den Bereich Tönisberger Straße/Kempener Landstraße mit Verweis auf den geltenden Regionalplan abgelehnt. Es gibt Bestrebungen, die geplante Sportanlage näher an den Ortskern heranzurücken. Die Stadt plant aber auch, das kleine Neubaugebiet „Burgfeld“auf lange Sicht entlang der Bellstraße zu erweitern.
Für Kempens neuen Bürgermeister Dellmans ist ein umfassendes städtebauliches Entwicklungskonzept für den Ortsteil unabdingbar. „Damit können wir neue Ansätze zur Weiterentwicklung von St. Hubert finden“, meint er. Bei Ansätzen soll es dann aber nicht bleiben. Die ISEK-Entwicklung in Oedt zeigt, wie es gehen kann. Dort ist man schon auf einem sehr guten Weg unterwegs.