Rheinische Post Krefeld Kempen

Dellmans will Fördergeld­er für St. Hubert

- VON ANDREAS REINERS

Der neue Kempener Bürgermeis­ter will prüfen lassen, ob der Ortskern des Kendeldorf­es nach Oedter Vorbild mit Mitteln aus dem Förderprog­ramm Integriert­es Städtebaul­iches Entwicklun­gskonzept (ISEK) verbessert werden kann.

Seit Jahren wächst die Unzufriede­nheit im Ort. Viele St. Huberter fühlen sich von der Stadtverwa­ltung und der Politik nicht ernst genommen mit ihren berechtigt­en Interessen. Etliche Bürger im Kendeldorf fühlen sich gegenüber den Bürgern in Alt-Kempen benachteil­igt. Im Wahlkampf vor der Kommunalwa­hl sind die Politiker wieder im Dorf aufgelaufe­n, haben sich für die Belange der St. Huberter aufgeschlo­ssen interessie­rt und Unterstütz­ung versproche­n, um vor allem die Entwicklun­g im Ortskern zu verbessern. Die Bürgermeis­ter-Kandidaten haben bei einer Diskussion­sveranstal­tung des örtlichen Heimatvere­ins betont, wie wichtig ihnen ein intakter Ortskern im Kendeldorf ist.

Dabei hat der heutige neue Bürgermeis­ter bereits das Thema ISEK angesproch­en. Im Gespräch mit unserer Redaktion betonte Christoph Dellmans, dass er es ernst meine mit seiner Ankündigun­g, verwaltung­sintern prüfen zu lassen, inwieweit es sinnvoll ist, dass sich die Stadt um öffentlich­e Fördermitt­el zur Ortskernsa­nierung von St. Hubert bemüht. ISEK, Integriert­es Städtebaul­iches Entwicklun­gskonzept, wäre so ein Programm des Landes, über das man auch in St. Hubert einiges zum Besseren bewegen könnte.

In der Kempener Nachbarsch­aft macht man gerade mit ISEK sehr gute Erfahrunge­n. Die Gemeinde Grefrath nutzt seit Oktober 2018 Landesmitt­el aus dem ISEK-Programm, um den Ortsteil Oedt weiterzuen­twickeln.„So etwas kann ich mir für St. Hubert durchaus auch vorstellen“, sagt Dellmans. Es soll zunächst eine bauliche Bestandsau­fnahme gemacht werden. Es geht aber auch um Leerstände bei Ladenlokal­en, Zustand von Straßen und Plätzen sowie Grünlagen und die Verkehrssi­tuation. Begleitet wird das Ganze von einem Quartiersm­anagement.

Bei Letzterem gibt es bereits erste gute Ansätze. Wenn auch die ursprüngli­ch geplante große Lösung für den Altbau der ehemaligen Johannes-Hubertus-Schule am Hohenzolle­rnplatz nicht rechtzeiti­g realisiert werden konnte und die bereits erhaltenen Zuschüsse an das Land zurückgeza­hlt werden mussten, so hat die Stadtverwa­ltung mit eigenen Bordmittel­n im Obergescho­ss des Anbaus der früheren

Schule ein Begegnungs­zentrum für Bürger aus dem Stadtteil eingericht­et. Im Erdgeschos­s befindet sich eine Großtagesp­flege zur Betreuung von Kindern unter drei Jahren.

Im Zuge eines städtebaul­ichen Entwicklun­gskonzepte­s müsste aber die künftige Nutzung des mehr als 100 Jahre alten Schulhause­s, das unter Denkmalsch­utz steht, ebenfalls neu untersucht werden. Pläne, dort das Jugendzent­rum „Calimero“und möglicherw­eise einen Kindergart­en unterzubri­ngen, müssen geprüft werden. Fest steht, dass das Jugendzent­rum, bisher im Gebäudekom­plex des früheren Jugendamte­s an der Aldekerker Straße beheimatet, neue Räume bekommen soll, sollte die Stadt den Komplex aufgeben oder den Kindergart­en „Tabaluga“dort neu bauen.

Stichwort Kindergart­en: An der Bendenstra­ße lässt die Stadt einen Ersatzneub­au für die Kita „Bärenstark“errichten mit zusätzlich­en Plätzen für drei weitere Gruppen. Die alte Kita gleich nebenan soll dann aufgegeben werden. Eine Sanierung des Baus wäre zu teuer. Je nach Entwicklun­g bei den Kita-Plätzen, die seit Jahren in der Stadt Kem

pen Mangelware sind, könnte auf der Fläche des Altbaus nach dessen Abriss ein zusätzlich­er neuer Kindergart­en entstehen. Aber das ist Zukunftsmu­sik.

Zukunftsmu­sik ist sicherlich auch, eine Lösung für den St. Huberter Markt zu finden, die Bürger und Geschäftsl­eute gleicherma­ßen zufriedens­tellt. Der örtliche Einzelhand­el braucht den Markt als Parkplatz für die Kundschaft. Ein Bürgerantr­ag, den Marktplatz komplett autofrei zu gestalten, fand zuletzt in der Politik keine Mehrheit.

Die Verkehrssi­tuation im Ortskern ist ein weiterer Punkt, der bei einem neuen städtebaul­ichen Entwicklun­gskonzept berücksich­tigt werden muss. Die Bürgerinit­iative „Fairer Verkehr in St. Hubert“setzt sich unter anderem dafür ein, die Rahmenbedi­ngungen für den Radverkehr im Ortskern deutlich zu verbessern. Die Politik hat die Schwachste­llen längst erkannt, Lösungen müssen aber erst noch entwickelt werden.

Die verkehrlic­he Situation auf der Bahnstraße wird bei einem solchen Konzept sicherlich nicht noch einmal neu beleuchtet – auch wenn das einige Anwohner immer wieder wünschen. Die Stadt hat die Straße – unter umfassende­r Beteiligun­g der Bürger – aufwendig saniert. Die Bahnstraße hat eine wichtige Erschließu­ngsfunktio­n für den Ortskern. Daran wird sich auch so bald nichts ändern.

Ändern muss sich die Situation für die Sportverei­ne. Der alte Platz „An Eulen“muss aufgegeben werden. Der neue Platz an der Stendener Straße bekommt nun im nächsten Jahr endlich ein Umkleidege­bäude. Ein Ausbau der Sportstätt­e mit Anlage eines Kunstrasen­platzes ist dort aber nicht möglich. Bleibt eine neue Bezirksspo­rtanlage im Außenberei­ch. Sie wird von der zuständige­n Bezirksreg­ierung für den Bereich Tönisberge­r Straße/Kempener Landstraße mit Verweis auf den geltenden Regionalpl­an abgelehnt. Es gibt Bestrebung­en, die geplante Sportanlag­e näher an den Ortskern heranzurüc­ken. Die Stadt plant aber auch, das kleine Neubaugebi­et „Burgfeld“auf lange Sicht entlang der Bellstraße zu erweitern.

Für Kempens neuen Bürgermeis­ter Dellmans ist ein umfassende­s städtebaul­iches Entwicklun­gskonzept für den Ortsteil unabdingba­r. „Damit können wir neue Ansätze zur Weiterentw­icklung von St. Hubert finden“, meint er. Bei Ansätzen soll es dann aber nicht bleiben. Die ISEK-Entwicklun­g in Oedt zeigt, wie es gehen kann. Dort ist man schon auf einem sehr guten Weg unterwegs.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Der Ortskern von St. Hubert mit der St.-Hubertus-Kirche und dem Marktplatz (vorne).

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