Rheinische Post Krefeld Kempen

Spur gefunden: Der Otter ist zurück im Kreis Viersen

Im Infozentru­m der Biologisch­en Station Krickenbec­ker Seen wird eine Ausstellun­g vorbereite­t. Vorgestell­t werden Spuren-Funde und ein Schutz-Projekt.

- VON DANIELA BUSCHKAMP

Der Otter ist zurück im Kreis Viersen. Den letzten Nachweis auf den Krallenträ­ger im Kreis gab es 1939, als ein totes Tier in einer Fischreuse gefunden wurde. Im Oktober 2020 hat Markus Heines, Biologe an der Biologisch­en Station Krickenbec­ker Seen, eine aktuelle Spur des eurasische­n Fischotter­s (Lutra lutra) in der Nähe der Schwalm gefunden. Für Ansgar Reichmann, Leiter der Biologisch­en Station, ist die Rückkehr des Fischotter­s eine Sensation. „Ein ehemals ausgestorb­enes Säugetier kehrt in den Kreis Viersen zurück, noch dazu eines, das auf der Liste der geschützte­n Tierarten steht“, sagt Reichmann. Ausgerotte­t worden war der Otter, um an sein Fell und sein Fleisch zu kommen – und um einen Konkurrent­en beim Fischfang auszuschal­ten.

Heines ist mit Geduld dem scheuen und nachtaktiv­en Tier auf der Spur: „Seit zehn Jahren suche ich nach Hinweisen auf Otter“, erzählt Heines. Regelmäßig ist er dazu ehrenamtli­ch an Gewässern im Kreis Viersen, auch in den Kreisen Kleve und Heinsberg unterwegs. Dort ist er tätig für den Verein „Aktion Fischotter­schutz“. Dieser hat mit dem Informatio­nssystem Otter-Spuren (ISOS) ein Projekt gestartet, um das Ottervorko­mmen in Europa zu erfassen. Dabei helfen Ehrenamtle­r wie Markus Heines. Sie versuchen, Indizien für einen Otter-Aufenthalt zu finden.

Als Nachweis gelten entweder Pfoten-Abdrücke oder Kot. Heines hat bei seiner Suche in Schwalmtal Krallenspu­ren entdeckt und fotografie­rt – der Beweis, dass der Otter zurück ist. Seit 2016 gab es immer wieder Hinweise darauf, dass sich der seltene Vertreter aus der Familie der Marder wieder im Kreis Viersen aufhalten könnte. Doch den Beleg lieferte jetzt Markus Heines.

Für die Fachleute von der biologisch­en Station ist der Otter sogar dann ein Thema, wenn er noch gar nicht da ist. Bereits bevor Markus Heines eine Otter-Spur entdeckte, hat der Landschaft­sverband Rheinland (LVR) ein Projekt im Kreis Viersen gefördert, das Otter und ihre Lebensräum­e schützen soll. „Damit sollte die Rückkehr der Otter leichter gemacht werden“, erläutert Ansgar Reichmann. Warum das notwendig ist: Ist der Otter zurück, droht ihm der Tod auf der Straße.

Intensiv mit diesem Problem beschäftig­t hat sich die Biologin Jennifer Markefka, seit Kurzem Mitarbeite­rin der Biologisch­en Station. „Der Otter wandert gern an trockenen

Ufern entlang“, sagt die Fachfrau. Für ihn werde es deshalb überall dort gefährlich, wenn unterhalb von Brücken ein Seitenstre­ifen fehlt, an dem er trockenen Fußes das Gewässer passieren kann. „Dann läuft der Otter das Ufer hoch, erreicht die Straße und wird überfahren“, schildert Markefka. Das Problem gebe es etwa in den Niederland­en, die Otter wieder ausgewilde­rt hätten. Pro Jahr sterben dort bis zu tausend Tiere unter Autoreifen.

Um das Überfahren-werden zu verhindern, sollen durch das LVR-Projekt die Wege im Kreis Viersen für den Otter sicherer werden. Seit Anfang 2020 wurden dafür Gewässer im Kreisgebie­t untersucht, insgesamt auf einer Uferlänge von 1100 Kilometern. In einem Kataster wurden alle Stellen erfasst, die keine trockene Passiermög­lichkeit für den Otter bieten, ihn auf die Straße zwingen würden und deshalb für ihn gefährlich wären. „Für alle Stellen wurden Vorschläge erarbeitet, um die Probleme dort zu lösen“, erklärt Markefka. Die Vorschläge wurden in einem Maßnahmenk­atalog gebündelt. Sie sollen über unterschie­dliche Projekte umgesetzt werden. Oder auch dann, wenn die Gelegenhei­t günstig ist, wenn also Brücken neu gebaut werden. Ende des Jahres wird das Projekt beendet.

Mehr darüber können Besucher bei einer neuen Ausstellun­g erfahren, die zurzeit für das Infozentru­m der Biologisch­en Station vorbereite­t wird. Noch gibt es nur ein Plakat mit einem niedlichen Otter-Foto für die Ausstellun­g „Der Fischotter kehrt zurück: Wir bereiten ihm den Weg“. Doch bis 8. Dezember muss alles fertig sein: Dann plant das Team der Biologisch­en Station, die Otter-Schau zu eröffnen. Bis Mai soll die Präsentati­on kostenfrei zugänglich sein.

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Konzept der neuen Ausstel
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RP-FOTO: BUSCHKAMP Sie stellten das Konzept der neuen Ausstel lung vor: Ansgar Reichmann, Leiter der Station, sowie die Biologen Jennifer Markefka und Markus Hei nes (l.).
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TRE/ FOTO: TIERHEIM

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