Rheinische Post Krefeld Kempen
Spur gefunden: Der Otter ist zurück im Kreis Viersen
Im Infozentrum der Biologischen Station Krickenbecker Seen wird eine Ausstellung vorbereitet. Vorgestellt werden Spuren-Funde und ein Schutz-Projekt.
Der Otter ist zurück im Kreis Viersen. Den letzten Nachweis auf den Krallenträger im Kreis gab es 1939, als ein totes Tier in einer Fischreuse gefunden wurde. Im Oktober 2020 hat Markus Heines, Biologe an der Biologischen Station Krickenbecker Seen, eine aktuelle Spur des eurasischen Fischotters (Lutra lutra) in der Nähe der Schwalm gefunden. Für Ansgar Reichmann, Leiter der Biologischen Station, ist die Rückkehr des Fischotters eine Sensation. „Ein ehemals ausgestorbenes Säugetier kehrt in den Kreis Viersen zurück, noch dazu eines, das auf der Liste der geschützten Tierarten steht“, sagt Reichmann. Ausgerottet worden war der Otter, um an sein Fell und sein Fleisch zu kommen – und um einen Konkurrenten beim Fischfang auszuschalten.
Heines ist mit Geduld dem scheuen und nachtaktiven Tier auf der Spur: „Seit zehn Jahren suche ich nach Hinweisen auf Otter“, erzählt Heines. Regelmäßig ist er dazu ehrenamtlich an Gewässern im Kreis Viersen, auch in den Kreisen Kleve und Heinsberg unterwegs. Dort ist er tätig für den Verein „Aktion Fischotterschutz“. Dieser hat mit dem Informationssystem Otter-Spuren (ISOS) ein Projekt gestartet, um das Ottervorkommen in Europa zu erfassen. Dabei helfen Ehrenamtler wie Markus Heines. Sie versuchen, Indizien für einen Otter-Aufenthalt zu finden.
Als Nachweis gelten entweder Pfoten-Abdrücke oder Kot. Heines hat bei seiner Suche in Schwalmtal Krallenspuren entdeckt und fotografiert – der Beweis, dass der Otter zurück ist. Seit 2016 gab es immer wieder Hinweise darauf, dass sich der seltene Vertreter aus der Familie der Marder wieder im Kreis Viersen aufhalten könnte. Doch den Beleg lieferte jetzt Markus Heines.
Für die Fachleute von der biologischen Station ist der Otter sogar dann ein Thema, wenn er noch gar nicht da ist. Bereits bevor Markus Heines eine Otter-Spur entdeckte, hat der Landschaftsverband Rheinland (LVR) ein Projekt im Kreis Viersen gefördert, das Otter und ihre Lebensräume schützen soll. „Damit sollte die Rückkehr der Otter leichter gemacht werden“, erläutert Ansgar Reichmann. Warum das notwendig ist: Ist der Otter zurück, droht ihm der Tod auf der Straße.
Intensiv mit diesem Problem beschäftigt hat sich die Biologin Jennifer Markefka, seit Kurzem Mitarbeiterin der Biologischen Station. „Der Otter wandert gern an trockenen
Ufern entlang“, sagt die Fachfrau. Für ihn werde es deshalb überall dort gefährlich, wenn unterhalb von Brücken ein Seitenstreifen fehlt, an dem er trockenen Fußes das Gewässer passieren kann. „Dann läuft der Otter das Ufer hoch, erreicht die Straße und wird überfahren“, schildert Markefka. Das Problem gebe es etwa in den Niederlanden, die Otter wieder ausgewildert hätten. Pro Jahr sterben dort bis zu tausend Tiere unter Autoreifen.
Um das Überfahren-werden zu verhindern, sollen durch das LVR-Projekt die Wege im Kreis Viersen für den Otter sicherer werden. Seit Anfang 2020 wurden dafür Gewässer im Kreisgebiet untersucht, insgesamt auf einer Uferlänge von 1100 Kilometern. In einem Kataster wurden alle Stellen erfasst, die keine trockene Passiermöglichkeit für den Otter bieten, ihn auf die Straße zwingen würden und deshalb für ihn gefährlich wären. „Für alle Stellen wurden Vorschläge erarbeitet, um die Probleme dort zu lösen“, erklärt Markefka. Die Vorschläge wurden in einem Maßnahmenkatalog gebündelt. Sie sollen über unterschiedliche Projekte umgesetzt werden. Oder auch dann, wenn die Gelegenheit günstig ist, wenn also Brücken neu gebaut werden. Ende des Jahres wird das Projekt beendet.
Mehr darüber können Besucher bei einer neuen Ausstellung erfahren, die zurzeit für das Infozentrum der Biologischen Station vorbereitet wird. Noch gibt es nur ein Plakat mit einem niedlichen Otter-Foto für die Ausstellung „Der Fischotter kehrt zurück: Wir bereiten ihm den Weg“. Doch bis 8. Dezember muss alles fertig sein: Dann plant das Team der Biologischen Station, die Otter-Schau zu eröffnen. Bis Mai soll die Präsentation kostenfrei zugänglich sein.