Rheinische Post Krefeld Kempen
Die neue grüne Chefin in Mitte
Die Grünen-Politikerin ist für zweieinhalb Jahre zur Bezirksvorsteherin in Mitte gewählt worden. Sie wohnt seit 23 Jahren selbst in der Innenstadt und hat sich dort immer wohlgefühlt.
Ana Sanz Sanz gehört nicht zu den Menschen, die meckern, ohne selbst aktiv zu werden. „Das ist auf Dauer auch gar nicht gesund, sich immer nur zu ärgern“, sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen. Ana Sanz Sanz möchte etwas verändern in der Stadt, in der sie lebt. Sie möchte sich engagieren und Probleme lösen. Dass das nicht immer einfach ist und zum großen Teil sehr lange dauert, hat die gebürtige Spanierin längst bemerkt. „Ich habe nicht so viel Geduld. Es kann nicht sein, dass viele Dinge bei uns in Krefeld so lange dauern. Das sollte doch auch schneller gehen“, findet die 60-Jährige. Und meint in Richtung Verwaltung: „Ich habe viel Ausdauer und bin gut darin, am Ball zu bleiben.“
Als neue Bezirksvorsteherin in Mitte hat sie künftig einen direkten Draht zur Stadtverwaltung. Inwieweit das hilft, kann sie noch nicht abschätzen. Eins ihrer langjährigen Projekte will sie auf jeden Fall weiter vorantreiben und für Fahrradabstellplätze am Hauptbahnhof sorgen. „Ich schaue mal, wann ich mit der Bahn sprechen kann. Man darf nicht aufgeben und muss es wie ein Spiel sehen. Das habe ich auch erst lernen müssen. Aber mittlerweile macht es mir Spaß“, sagt die gelernte Betriebswirtin, die als Dozentin anVHS und Hochschule arbeitet.
Mit dem Bohren dicker Bretter begann Ana Sanz Sanz vor über zehn Jahren, damals als Mitglied der Initiative „Das Quartier lebt“. Die engagierten Bürger wehrten sich gegen die Pläne der Verwaltung, auf der Blumenstraße mehr Parkplätze zu schaffen und dafür auf Bäume und kleine Grünbereiche zu verzichten. „Es war ein harter Kampf, aber am
Ende haben wir ihn gewonnen“, erinnert sich Sanz Sanz. Gedauert hat die Umsetzung jedoch lange. Aktuell erst wird der zweite Teil der Blumenstraße saniert.
„Nach diesem Erfolg habe ich gedacht, dass es Sinn machen würde, sich politisch zu engagieren, und bin bei den Grünen eingetreten“, sagt die Krefelderin, die mit ihrem Mann in einem „uralten Haus“im westlichen Teil der Innenstadt wohnt und sich dort sehr wohl fühlt. Auch ihre zwei Kinder, inzwischen erwachsen, sind im Herzen der Stadt aufgewachsen und auch dort zur Schule gegangen.„Ich kann nichts Nachteiliges sagen.Wir waren zufrieden mit der Grundschule in unserer Nähe, und auch die Zeit am Fichte-Gymnasium war angenehm“, erinnert sich Sanz Sanz.
AlsVorteil habe sie es empfunden, dass die Kinder bereits mit zehn Jahren alleine in der Stadt unterwegs sein konnten und nicht immer gefahren werden mussten. Doch schon damals habe sie von Freunden und Bekannten die bange Frage gehört: „Ist das denn auch sicher?“Aus ihrer Sicht war es das und ist es heute noch immer.
„Ich fühle mich sicher, wenn ich durch die Stadt gehe. Aber natürlich muss sich trotzdem etwas tun. Die Innenstadt muss sauberer werden, es muss mehr Aufenthaltsqualität und schön gestaltete Spielplätze geben. Es fehlt an der sozialen Durchmischung. Viele Menschen, die in der Innenstadt leben, sind arm. Früher lebten noch mehr Familien mit Kindern hier, und auch die netten kleinen Geschäfte sind verschwunden“, sagt die Grünen-Politikerin, die am liebsten mit dem Rad unterwegs ist.
Sie würde sich wünschen, dass die Menschen in der Innenstadt mehr Interesse an ihrem Wohnort haben. Wahlbeteiligungen von um die 20 Prozent ließen jedoch eher den umgekehrten Schluss zu. „Oft wird auch übertrieben, wenn von dreckigen Orten gesprochen wird. Ich habe das selbst in meiner Zeit in der Bezirksvertretung Süd erlebt. Damals war von zahlreichen Kondomen auf einem Spielplatz die Rede. Ich war mehrmals dort und habe nie ein Kondom gefunden. Anwohner bestätigten meinen Eindruck. Aber solche Falsch-Aussagen oder Übertreibungen schaden immens dem Image“, erklärt Ana Sanz Sanz.
Ihr Ziel ist eine lebenswerte Innenstadt, in der man sich gerne aufhält und in der man auch gerne wohnt. Es wird ein Marathon-Lauf, dieses Ziel zu erreichen, das ist ihr klar. Trotzdem freut sich Ana Sanz Sanz auf die Zeit in der Bezirksvertretung Mitte und ist sich sicher, dass man mit vereinten Kräften und ganz viel Ausdauer jede Menge erreichen kann.