Rheinische Post Krefeld Kempen

Adriano Grimaldi hat noch Freunde in München

- VON THOMAS SCHULZE

90 Minuten hatten sie sich bekämpft, waren da hin gegangen, wo es weh tut – wie die Fußballer sagen –, hatten nicht zurück gezogen, was der Unparteiis­che mit fünf gelben und einer gelb-roten Karte geahndet hatte. Doch nach dem torlosen Remis zwischen dem TSV 1860 München und dem KFC Uerdingen war es so, wie es sein soll: Da standen sie gemeinsam auf dem Rasen an der Grünwalder Straße, tauschten Gedanken und Trikots.

So auch Adriano Grimaldi, der die Löwen im Januar 2019 nach nur einem halben Jahr auf eigenen Wunsch und gegen den Willen der Verantwort­lichen der Sechziger in Richtung Uerdingen verlassen und sich daher in der Bayerische­n Metropole nicht gerade beliebt gemacht hatte. Der Torjäger hat aber auch heute noch zumindest einen richtigen Freund bei den Löwen: Grimaldi schenkte sein weißes Hemd mit der Nummer 39 Daniel Wein, der ihm dafür sein Blaues mit der 17 gab.

EineVierte­lstunde vor Schluss war Grimaldi, der eine fast 18 monatige Verletzung­spause gerade hinter sich hat, eingewechs­elt worden. Manch einer hatte damit gerechnet, dass nun ausgerechn­et der 30-Jährige gegen seinen Ex-Klub in der Schlusspha­se das Goldene Tor erzielen würde. „Natürlich ging mir auch dieser Gedanke durch den Kopf“, sagte Grimaldi nach dem Spiel.„Und beinahe hätte es auch geklappt. Aber davon abgesehen will ich in jedem Spiel treffen.“So sei das Spiel bei den Löwen für ihn „ein Spiel wie jedes andere“gewesen. Dafür, dass die Uerdinger, die in elf Begegnunge­n nur zehn Mal ins Schwarze getroffen haben, in Giesing trotz Überzahl in den letzten 20 Minuten leer ausgegange­n sind, dafür hatte Trainer Stefan Krämer gleich mehrere Erklärunge­n. „In der ersten Halbzeit und zu Beginn der zweiten waren wir etwas zu passiv, da war es nicht das, was ich mir vorgestell­t hatte“, sagte der Fußballleh­rer. „Im Ballbesitz müssen wir etwas ruhiger werden und unser Positionss­piel noch weiter verbessern.“

Die größte Chance des Spiels hatten allerdings die Uerdinger. Nach einer Stunde lief Muhammed Kiprit, der mit vier Treffern die interne Toschützen­liste des KFC anführt, alleine auf TSV-Torhüter Marco Hiller zu, der jedoch den Winkel verkürzte und parierte. „Ich war mir relativ sicher, so wie ich ihn bis jetzt kennen gelernt habe, dass er die Chance rein macht“, sagte Krämer. „Ich glaube auch, dass wir, wenn wir da in Führung gehen, das Spiel gewinnen. Ob das verdient gewesen wäre, weiß ich nicht.“So aber blieb es beim 0:0 und dem Trainer erspart, sich weitere Gedanken darüber machen zu müssen.

Die Zeit ist auch zu kostbar für derartige Gedankensp­iele in der Rückschau, denn bereits am Dienstag (19 Uhr) steht das nächste Heimspiel gegen den Halleschen FC an. So kreisten Krämers Gedanken schnell um die bestmöglic­he Vorbereitu­ng: „Ich denke, es ist das Beste, wenn die Jungs am Sonntag ausschlafe­n und wir uns erst am Montag wiedersehe­n. Schlaf ist auch eine gute und wichtige Form der Regenerati­on.“

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