Rheinische Post Krefeld Kempen

Glen Hanlon verlässt die Pinguine

-

Der kanadische Trainer erklärte am Sonntag überrasche­nd seinen Rücktritt. Er gab persönlich­e Gründe und die Corona-Pandemie als Grund an. Mihails Svarinskis ist Interims-Chefcoach. Gehaltsver­zicht entscheide­t sich Mittwoch.

Von H.-G. Schoofs

Noch bevor die Eishockey-Saison in der Penny-DEL losgeht, sind die Krefeld Pinguine ihren Cheftraine­r los. Glen Hanlon trat am Sonntag auf eigenem Wunsch von seinem Amt zurück, verabschie­dete sich dreiWochen nach seinem ersten offizielle­n Training von der Mannschaft und war kurze Zeit später schon auf dem Weg zum Flughafen. Der 63-jährige Kanadier nannte persönlich­e Gründe und die Entwicklun­g der Corona-Pandemie, die ihn in seinem Alter zur Rückreise zu seiner Familie zwinge, für diese überrasche­nd Entscheidu­ng.

„Wir waren alle geschockt, als uns Glen informiert hat“, sagte Co-Trainer Boris Blank am Sonntagabe­nd am Rande des KEV-Spiels gegen Hannover. Insider glauben, dass sich Hanlon mit der Gesamtsitu­ation des Klubs nicht mehr anfreunden konnte. Vor einer Woche hatte er auf RP-Frage zum Umfeld der Mannschaft geantworte­t: „Dazu kann ich nichts sagen. Ich bin hier, um das Team zu trainieren und zu coachen.“

Sergej Saveljev, der noch in der Schweiz ist, fiel am Sonntagmor­gen aus allen Wolken. „Ich habe endlich mal gut geschlafen und mich auf den Tag bei schönem Wetter gefreut. Als ich aufgestand­en bin, hatte ich gefühlt schon 500 SMS auf dem Handy. Mir wurden auch schon Trainer angeboten“, sagte der Geschäftsf­ührer gegenüber unserer Zeitung. Er dankte dem Chefcoach für sein Engagement:„Sein Job hatte zu Zeiten von Corona sicher viele Hürden in der Vorbereitu­ng. Wir haben eine Mannschaft mit einem starken Zusammenha­lt und wollen mit Zuversicht die nächsten Spiele in Angriff nehmen.“Vorerst soll Co-Trainer Mihails Svarinskis Hanlons Position übernehmen. Ob nur interimswe­ise oder vielleicht sogar als Nachfolger, steht noch nicht fest: „Glen hält sehr viel von ihm und traut ihm die Aufgabe zu“, sagte Saveljev.

Für den Geschäftsf­ührer steht die Trainerfra­ge zunächst nicht im Vordergrun­d. Für ihn geht es zunächst darum, den Kader für die DEL-Saison festzulege­n. Stefano Ansaldi gab am Freitag zum ersten Mal nach seiner rettenden Übernahme der KEV Pinguine Eishockey GmbH im April ein erneut wichtiges Lebenszeic­hen von sich. Er beruhigte die nach dem Spieler-Kurz-Streik emotional bedrohlich­e Lage. Und er sorgte für die von der DEL zusätzlich geforderte finanziell­e Absicherun­g für die Lizenzieru­ng des Kaders. Dazu gehört allerdings auch ein erneuter Gehaltsver­zicht der Spieler, so wie es bei fast allen Klubs vor dem Saisonstar­t am 17. Dezember der Fall ist.

„Am Mittwoch müssen sich unsere Spieler entscheide­n, ob sie dem Gehaltsver­zicht zustimmen. Ich glaube, dass bis auf wenige Spieler alle unsere Forderung auch akzeptiere­n,“sagte Sergej Saveljev am Samstag im Telefonges­präch mit unserer Zeitung, als er in Lugano am Seeufer bei angenehmen 17 Grad spazieren ging. Der Geschäftsf­ührer wirkte zu diesem Zeitpunkt deutlich aufgeräumt­er und zuversicht­licher als nach dem Wolfsburgs­piel, wo er sogar die Teilnahme an der DEL-Saison 2020/21 in Frage stellte: „Die Sache mit der Lizenz hat mir großes Kopfzerbre­chen bereitet. Die Aktion der Mannschaft zwei Tage vor der Entscheidu­ng, dass es eine DEL-Saison gibt und wir die Lizenzieru­ng regeln müssen, war eine Katastroph­e. Ich weiß, dass die meisten Spieler nicht für den Streik waren, sind aber von einer kleinen Gruppe manipulier­t worden sind“, erklärte Saveljev, der Konsequenz­en ankündigte. Ansaldi habe kurzfristi­g eine große Summe bereit gestellt, jetzt müssten die Spieler mitziehen. „Es geht um Eishockey und nicht um unsere Transferpo­litik. Ich respektier­e ihre Verträge und ihre Arbeit. Ich habe zweieinhal­b Stunden mit der Mannschaft alle Fragen beantworte­t, mehr werde ich nicht tun.“

Sobald feststeht, welche Spieler den Gehaltsver­zicht unterschre­iben, will Saveljev den Kader abschließe­nd planen: „Spieler, die nicht unterschre­iben, können gehen. Wenn sie bleiben, wäre das nicht fair gegenüber Spielern, die auf Gehalt verzichten.“Sollten Importspie­ler gehen, werde er neue verpflicht­en: „Der Transferma­rkt ist voll. Da gibt es sehr gute Spieler für wenig Geld.“Sollten deutsche Spieler gehen, werde er das durch junge Deutsche ausgleiche­n.

 ?? FOTO: THOMAS LAMMERTZ ?? Chef-Trainer Glen Hanlon (re.) stand nur bei zwei Spielen hinter der Bande. Co-Trainer Mihails Svarinskis (li.) übernimmt vorerst seine Aufgaben.
FOTO: THOMAS LAMMERTZ Chef-Trainer Glen Hanlon (re.) stand nur bei zwei Spielen hinter der Bande. Co-Trainer Mihails Svarinskis (li.) übernimmt vorerst seine Aufgaben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany