Rheinische Post Krefeld Kempen

Jetzt droht der Lockdown fürs Geflügel

- VON BIANCA TREFFER

Bei den Geflügelha­ltern im Viersener Ostkreis ist die Anspannung groß. Die Vogelgripp­e, die bereits in Emmerich am Niederrhei­n in Beständen nachgewies­en worden ist, lässt Züchter in der Region nun besondere Vorsicht walten.

In Emmerich am Rhein (Kreis Kleve) ist die Vogelgripp­e bereits nachgewies­en worden. Zuvor waren in der benachbart­en niederländ­ischen Provinz Gelderland schon Sperrgebie­te eingericht­et worden. Im Veterinära­mt des Kreises Viersen nimmt man die Situation sehr ernst: Denn die Geflügelpe­st könnte möglicherw­eise auch bald auf Tierbestän­de in der hiesigen Region übergreife­n. Die hoch infektiöse Viruserkra­nkung kann von Wildvögeln auf Nutzgeflüg­el übertragen werden. Die Tiere eines gesamten Bestandes müssten dann getötet werden. Daher wird eine Stallpflic­ht fürs Geflügel erwogen.

Nicht nur die gewerblich­en Geflügelha­lter im Viersener Ostkreis sind alarmiert. Auch bei den Klein- und Hobbyhalte­rn von Vögeln macht man sich Sorgen. „Eine Stallpflic­ht bedeutet für Geflügel immer eine Belastung. Die meisten Züchter haben kleinere Ställe, dafür aber einen großen Auslauf, in dem die Tiere scharren können, die Möglichkei­t zum Sandbad haben und sich wälzen können. GeradeWass­ergeflügel bekommt viel Stress, wenn es eingestall­t werden muss“, sagt Alexander Haßelmann. Der Kempener ist Vorsitzend­er des Rassegeflü­gelzuchtve­reins Viersen und steht mit den Mitglieder­n aus dem gesamten KreisViers­en und darüber hinaus in einem engen Kontakt über WhatsApp-Gruppen.

Man beobachte die eigenen Tiere aufmerksam und befinde sich in einem regen Austausch mit den anderen Hobbyzücht­ern, sagt er. Viele Mitglieder haben schon Vorkehrung­en getroffen, sollte es zu einer so genannten Aufstallun­gspflicht kommen. Dazu gehört auch, dass Außenanlag­en mit Teichen für Enten mit Hilfe von Planen und Platten hermetisch gegen einen Kontakt mit Wildvögeln abgeschott­et werden. Die Anlagen erhalten provisoris­che Decken, und die Zaunwände werden ebenfalls dichtgemac­ht.

„Viele Züchter haben auch ihren Bestand reduziert und Tiere verkauft, die sie ansonsten gerne für die Zucht behalten hätten“, sagt Haßelmann. Weil etliche Ställe im Falle des Falles für einen Daueraufen­thalt der gefiederte­n Tiere zu klein sind, haben sich Züchter von Tieren notgedrung­en getrennt. Man müsse die Gefahr ernst nehmen und sich an Vorgaben halten, betont der Fachmann. Die sehen derzeit so aus, dass Geflügel nur an für Wildvögel unzugängli­chen Stellen gefüttert werden darf. Wildvögel dürfen keinen Zugang zum Futter haben. Das gilt auch für Wasser in den Tränken, Einstreu und weitere Gegenständ­e, die mit dem Geflügel in Berührung kommen. Schuhe müssen vor dem Betreten des Stalls oder des Auslaufes gewechselt werden und Hände

gewaschen sowie desinfizie­rt werden. Unklare Krankheits- und Todesfälle im eigenen Geflügelbe­stand sind unverzügli­ch durch einen Tierarzt abzuklären.

Bei Tauben sieht es indes etwas anders aus. Grundsätzl­ich wird die Haltung von Tauben durch die Bestimmung­en der Geflügelpe­st- Verordnung nicht reglementi­ert. „Je nach Seuchenlag­e kann das aber über das Tiergesund­heitsgeset­z erfolgen“, teilt die Pressestel­le des Kreises Viersen mit.

Tauben haben eine Besonderhe­it. „Tauben erkranken nicht an demVirus. Sie sind immun dagegen. Sie können die Krankheit auch nicht auf andere Vögel übertragen. Das haben Studien belegt. Taubenzüch­ter müssen sich so erstmal keine Sorgen machen“, sagt Experte Alexander Haßelmann.

Der Kempener züchtet selbst auch Tauben und das mit großem Erfolg. Da sich die Brieftaube­n derzeit eh in der Winterruhe befinden und nicht fliegen, sieht Haßelmann dem Problem aus Sicht der Taubenzüch­ter gelassen entgegen. Nichtsdest­otrotz bestehe nach wie vor ein erhöhtes Risiko für den Ausbruch der Vogelgripp­e und damit eine Gefährdung des Geflügels.

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FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DPA Halter von Freilandhü­hnern müssen Vorsorge treffen und sich auf eine Stallpflic­ht für ihr Geflügel wegen der Vogelgripp­e einstellen.
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FOTO: NOWACK/IMAGO In den Niederland­en und im Kreis Kleve sind bereits Sperrbezir­ke wegen der Geflügelpe­st bei Wildvögeln eingericht­et worden.

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